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SportSTARS-Redakteur Christian Fuchs im Gespräch mit Fecht-Weltmeister Arnd Schmitt

„Ich habe noch nie gedruckte Autogramme gehabt“

Der Fecht-Weltmeister 1999 gab beim Interview für STARS – Das Autogramm-Magazin und STARS online ausführlich Auskunft zum Thema Autogramme.

  Das Portrait:

  Arnd Schmitt

  dt. Degenfechter

  geb. 13.07.1965
  190 cm; 76 kg

  Größte Erfolge:

  Olympiasieger 1988 Einzel   Olympiasieger 1992 Mannschaft   Weltmeister 1999 Einzel

  Europameister 1995 Einzel

SportSTARS:

Wie viel Autogrammpost bekommen Sie zur Zeit pro Woche, speziell jetzt nach dem Titel von Seoul?

Arnd Schmitt:

Nach Großereignissen ist das immer mehr, wie Sie schon sagen. Nach 1988 waren das zwei Wäschekörbe, aber jetzt ist das schon wieder weniger geworden. Aber den Schnitt kann ich so nicht sagen. Ich würde mal sagen, es kommt jede Woche was an. Es gibt auch Wochen, in denen keine großen Ereignisse sind. Ansonsten sind das so zwei, drei Briefe pro Tag.

SportSTARS:

Es ist also auch für Sie spürbar, dass das Fechten in der Medienwelt mit den Großereignissen erst so richtig in den Blickpunkt rückt.

Arnd Schmitt:

Zum einen ist natürlich das entscheidend. Dann hängt es auch sehr stark davon ab, in welchen Zeitschriften, wie zum Beispiel Sport-Bild, die Autogrammadresse veröffentlicht wird.

SportSTARS:

Wie sind Sie generell mit der Präsentation des Fechtens in der Medienwelt zufrieden?

Arnd Schmitt:

Ja, ich denke, die Präsentation im Fechten kann verbessert werden. Manche klagen ja, dass sie es nicht verstehen, was da vor sich geht und deswegen nicht gern Fechten schauen. Aber ich denke schon, dass man das entsprechend präsentieren könnte.

SportSTARS:

Beantworten Sie Ihre Autogrammpost persönlich oder haben Sie das jemandem anvertraut?

Arnd Schmitt:

Also ich mache das insofern persönlich, da sehr oft auch Widmungen gefragt sind und ich da noch den Namen dazuschreibe, nachdem ich jede Autogrammkarte selbst unterschrieben habe. Ich habe auch noch nie gedruckte Autogramme gehabt. Wenn manche aber nur Autogramme wollen und die Briefe sind auch manchmal recht kurz gehalten, da helfen mir dann auch meine Eltern immer beim Eintüten und Verschicken.

SportSTARS:

Haben Sie irgendwelche besonderen Erfahrungen gemacht, was speziell die Autogrammpost, also die Anschreiben der Sammler betrifft?

Arnd Schmitt:

Manche schreiben ja wirklich ganze Briefe dazu. Kurios fand ich mal… Da wollte einer zwei Autogramme von mir und ich habe ihm dann original signierte Autogrammkarten zugeschickt und dann kam die Beschwerde, dass er doch extra geschrieben hätte, dass er Originale und keine Drucke wollte. Das war sehr kurios, weil so genau kann man eigentlich die Unterschriften nicht gleich machen, aber er war so fest davon überzeugt, dass es ein Druck war. Solche Drucke habe ich noch nie gehabt und ich setze mich immer hin und unterschreibe meine Autogrammkarten selbst, bis mir wirklich der Unterarm weh tut.

SportSTARS:

Wann geben Sie gern und wann ungern Autogramme?

Arnd Schmitt:

Nachdem es bei uns, den einzelnen olympischen Sportarten, ja nicht so ist wie zum Beispiel bei den Tennisspielern, kommt es also kaum vor, dass man in unpassenden Momenten um Autogramme gebeten wird. Außer wenn wir unmittelbar in der Vorbereitung auf das Gefecht sind. Da passt es dann nicht so, aber das kommt eigentlich auch nicht vor. Also ich habe da auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ansonsten gibt man natürlich gern Autogramme, wenn man merkt, dass das für denjenigen, der das Autogramm haben will, entsprechend wichtig ist und er nicht auf irgendeinem Schmierzettel das Autogramm sammelt, sondern man merkt, dass er wirklich ein Sammler ist, der entsprechend mit Herz und Leidenschaft bei der Sache ist.

SportSTARS:

Können Sie außerhalb Deutschlands, wenn Sie bei Turnieren unterwegs sind, eine andere Nachfrage nach Autogrammen bemerken als hierzulande, wo das Sammeln doch fast schon zu einer Art „Volkssport“ expandiert ist?

Arnd Schmitt:

Also ich muss schon sagen, dass man eben in Deutschland bei Veranstaltungen auch in Olympiabücher oder auf Fotografien unterschreiben muss, was schon recht professionell ist. Das ist also im Ausland nicht so. Ich weiß auch nicht, ob es diese professionelle Szene so in anderen Ländern gibt. Bei Turnieren wird man schon mal so angesprochen, aber viel weniger als in Deutschland. Aber ich will nicht ausschließen, dass die französischen oder italienischen Autogrammsammler ihre Sportler genauso anschreiben wie bei uns. Das weiß ich aber nicht.

SportSTARS:

Können Sie aus der Autogrammpost heraus etwas sagen, wie groß der Anteil der deutschen Autogrammsammler ist? Ist da irgendwas auffällig?

Arnd Schmitt:

Ob das auffällig ist, weiß ich nicht, aber es gab früher schon auch Autogrammpost aus der damaligen DDR. Ich habe auch Autogrammwünsche aus der Schweiz, aus Polen oder Tschechien erhalten, aber das ist doch eher einzeln. Den Prozentanteil weiß ich so gar nicht, aber das sind nicht mehr als zehn Prozent.

SportSTARS:

Können Sie sich an Ihr erstes Autogramm noch erinnern, Herr Schmitt?

Arnd Schmitt:

Nur an das, das ich mir selbst geholt habe. Das, das ich selbst gegeben habe, weiß ich gar nicht mehr. So als kleiner Zehnjähriger war ich in Heidenheim bei dem Weltcup-Turnier selbst auf Autogrammjagd nach den Weltmeistern und Olympiasiegern. Daran kann ich mich erinnern. Da war nämlich im Programm so eine extra Autogrammseite und diese Hefte habe ich heute noch zuhause.

SportSTARS:

Was denken Sie grundsätzlich über das Hobby, nachdem Sie es ja selber auch betrieben haben? Wie stehen Sie dazu?

Arnd Schmitt:

Es war ja so, dass ich das nur beim Fechten und dem Heidenheim-Pokal gemacht habe. Als ich dann mit zwölf Jahren selbst angefangen habe, zu fechten, war das Autogrammesammeln schnell vorbei. Da hat man sich dann viel zu sehr auf den Sport konzentriert und sich mit anderen Dingen beschäftigt. Aber wenn ich heute Leute sehe, die da mit Büchern und wirklich intakten Sammlungen erscheinen, das imponiert mir schon. Da merkt man eben, dass viel Arbeit dahintersteckt. Ich habe das aber selber nie so betrieben und deshalb weiß ich auch gar nicht, ob ich das so beurteilen kann, weil man das nur miterlebt, wenn man diese Leute dann trifft. Was da wirklich dahintersteckt, kann ich als jemand, der das nie gesehen hat, nicht nachvollziehen.

SportSTARS:

Gibt es grundsätzlich etwas, was Sie an den Autogrammsammlern oder den Jägern vor Ort stört oder was Sie denen mal sagen möchten?

Arnd Schmitt:

Da fällt mir gar nicht soviel dazu ein. Ich denke, dass man manchmal nen langen Atem braucht und ein bisschen Geduld. Wenn es den ein oder anderen ärgert, wenn das Autogramm nicht sofort kommt, da denke ich, muss man einfach um Verständnis bitten, denn es gibt Zeiten, in denen die Sportler gar nicht zuhause sind, auf Turnierreisen länger unterwegs sind oder aus anderen Gründen einfach nicht dazu kommen. Es gibt natürlich auch Hochphasen, in denen viel kommt und man das alles auch gar nicht auf einmal bewältigen kann, außer man hat ein großes Management wie eben die Tennisspieler, aber das haben die wenigsten Sportler. Aber ich denke doch, dass sich wirklich die meisten Sportler alle Mühe geben, um dann die Sammler zufriedenzustellen.

SportSTARS:

Abschließende Frage, Herr Schmitt. Welche Bedeutung hatte der kürzliche Weltmeistertitel in Seoul nach dem Olympiasieg 1988 jetzt für Sie?

Arnd Schmitt:

Also erst mal insofern, dass es schön war, dass ich diesen letzten fehlenden Titel noch unter Dach und Fach hatte. Denn es war auch nicht so, dass ich seit 1988 nicht erfolgreich war, sondern dass ich eben andere gewonnen habe. Aber dieser eine Titel hat eben gefehlt im Einzel und da ist es eben ein gutes und wirklich beruhigendes Gefühl, wenn man zurücktreten kann und weiß, da ist nichts mehr offen geblieben. Ich glaube, das ist so der erste Gedanke, den man da hat, nachdem ich doch in den letzten drei, vier Jahren häufig drauf angesprochen worden bin, weil die Fechtfachwelt wusste, dass ich eben alles gewonnen hatte bis auf diesen Weltmeisterschaftstitel. Und es ist einfach schön, dass das jetzt geschafft ist. Es bleibt aber trotzdem so, dass das sportlich Größte für mich der Olympiasieg 1988 ist.

SportSTARS:

Stichwort Olympia. Syndey 2000?

Arnd Schmitt:

Ja, ich hoffe, dabei zu sein. Wir haben uns einen Startplatz erkämpft für Deutschland und wir werden eine Mannschaft schicken. Wer das dann sein wird, wird sich in der nächsten Saison rausstellen.

SportSTARS:

Damit möchte ich beschließen, ich danke Ihnen herzlich für das Gespräch.

Autogrammadresse von Arnd Schmitt:

Arnold-Böcklin-Str. 69, D-89520 Heidenheim

Copyright by SportSTARS; 12/99

Weitere Interviews in STARS online:

ANITA WEYERMANN (Schweizer Leichtathletin); 1998

ISABELL WERTH (Dressurreiterin); 1999

STACY DRAGILA (US-Leichtathletin); 1999