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Road to Sydney

Viele Punkte und neue Bestleistung

Vertrauen in ihre dritten Versuche zeichnet Karin Ertl aus

11.09.00 (fc) „Ich bin ein Wettkampftyp“, beschreibt sich Karin Ertl selbst. Bei der Hallen-Europameisterschaft in Gent hat sie als einzige Titelträgerin neben Dreispringer Charles Friedek diese These im Fünfkampf eindrucksvoll unterstrichen. In Sydney hängen die Trauben für die 26jährige etwas höher. Als Ziel hat Karin Ertl, die seit kurzem auch im Internet unter www.karin-ertl.de vertreten ist, Platz sechs und viele Punkte für eine neue Bestleistung ausgegeben.

Wenn Karin Ertl an die Olympia-Qualifikation in Ratingen zurückdenkt, sind es nicht gerade die besten Erinnerungen, die in ihr erwachen. „Das war der schrecklichste Siebenkampf meiner Karriere“, gesteht sie. Nach den drei Weitsprung-Fehlversuchen von Kathleen Gutjahr, die sich neben Ertl, Retzke und Braun um die drei Olympiatickets bewarb, war der „Nervenkrieg“ vorbei und die Sydney-Starterinnen standen fest. „Am Ende haben alle vier nicht das gebracht, was sie drauf hatten“, analysiert die gebürtige Allgäuerin, die sich seither voll auf die Olympischen Spiele konzentriert.

„Als Kind saß ich vor dem Fernseher und dachte, wie das wohl sein würde bei Olympischen Spielen.“ Selbst 1996, als sie bei der Olympia-Qualifikation als Vierte schon an die Startplätze heranschnupperte, war das für sie noch kein Thema. Vier Jahre später hat sie das Olympiator aufgestoßen. „Die Nervosität wächst auch schon“, gibt die WM-Sechste jetzt kurz vor der Abreise zu ihrer Olympischen Premiere zu. Platz sechs oder besser hat sie neben vielen Punkten und einer Bestleistung auch für Sydney als realistisches Ziel ausgegeben. Ihren Hausrekord steigerte sie in diesem Jahr in Götzis auf 6396 Punkte. Eine Leistung, die ihr Mut machte – gerade im Hinblick auf den Saisonhöhepunkt. Aber die vier Punkte, die auf die 6400 fehlten, ärgern sie noch heute. 

Seit Anfang diesen Jahres wird sie in den Bereichen Speer, Kugel und Kraft von Eva Rapp trainiert. Dafür nimmt die gelernte Zahnarzthelferin auch jeweils Anfang der Woche den Weg nach Stuttgart in Kauf, um dort zwei Tage an ihren Leistungen zu feilen. „Sie ist konsequent, diszipliniert und sehr ehrgeizig“, lobt Eva Rapp ihren Schützling, den eine besondere Fähigkeit auszeichnet. Selbst nach zwei Fehlern lässt sich Karin Ertl vor dem dritten Versuch nicht aus der Ruhe bringen. Zwei heikle Situationen meisterte sie in dieser Saison mit dieser mentalen Stärke. In Gent bei der Hallen-EM schuf sie im Weitsprung im dritten Anlauf nach zwei ungültigen Sprüngen die Basis für den Titelgewinn. In Ratingen riss sie im Hochsprung zunächst zweimal für sie mäßige 1,74 Meter, um sich dann nach dem geglückten dritten Versuch noch auf 1,83 Meter zu steigern. Besonders an diesen kritischen Situationen wird auch im Training gearbeitet und nicht zuletzt daraus resultiert das Selbstvertrauen der Karin Ertl, mit dem sie in Sydney antreten wird.

Als Kind probierte die sympathische Bayerin verschiedene Sportarten aus und hatte mit ihrer Entscheidung für die Leichtathletik ein glückliches Händchen. 1994 zog sie aus sportlichen Gründen vom Allgäu nach München, wo sie seit 1997 von Wolfgang Frenzl trainiert wird. Das Duo schaffte im ersten Jahr der Zusammenarbeit gleich drei Siebenkämpfe über 6000 Punkten. Mit Bronze bei der Hallen-EM 1998 und dem siebten Rang bei der Europameisterschaft in Budapest mauserte sie sich auf internationalem Parkett. Nach dem sechsten Platz von Sevilla und dem Titel von Gent in der Halle steht Karin Ertl bei den Olympischen Spielen eine neuerliche Feuerprobe ins Haus. „Ich habe nicht mehr den großen Druck“, sieht sie durchaus gelassen dieser Aufgabe entgegen. „Ich freue mich schon sehr auf meine ersten Olympischen Spiele.“

Für den 11. September stand der Abflug in ihrem Terminkalender. Ihr Ehemann Christian fliegt eine Woche später nach „Down Under“, um mit Karin nach der gemeisterten Olympia-Premiere noch ein paar Tage Urlaub in Australien verbringen zu können. Was bei einer guten Platzierung in Sydney nach ihrer Rückkehr an öffentlichem Interesse über sie herein brechen könnte, weiß die Siebenkämpferin: „Dann geht der Stress vielleicht erst richtig los.“

   Steckbrief:

Karin Ertl

Siebenkampf
Deutschland

geb. 23.06.1974
176 cm; 60 kg

Hallen-Europameisterin 2000 Deutsche Meisterin 1999 Bronze Hallen-EM 1998

dreifache Deutsche Junioren-Meisterin

PB: 6396 Punkte (Götzis 2000)

Homepage (offiziell): www.karin-ertl.de

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