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Ingolstadt-Interview mit Kirsten Bolm

„Warte jeden Tag auf die Norm“

Die norddeutsche Hürdensprinterin hat Schritt in die USA nicht bereut

19.06.2000 (fc) Kirsten Bolm jagt derzeit die Olympianorm von 12,90 Sekunden über 100 Meter Hürden. Die 25jährige, die in den USA studiert, führt die deutsche Bestenliste mit einer Zeit von 12,93 Sekunden von den US-Studenten-Meisterschaften an und gilt als Lichtblick im Frauen-Hürdensprint. Die Konzentration gilt voll dieser Disziplin und den Olympischen Spielen in Sydney, ihre Weitsprungambitionen stellt die norddeutsche Athletin vorerst zurück. Beim Internationalen Meeting in Ingolstadt lief sie im Finale erneut eine Zeit unter 13 Sekunden. Im Anschluss bezog sie im Steeple-Interview nicht nur zu diesem Wettkampf Stellung.  steeple.de:

Kirsten, Du bist kürzlich in den USA bei den Studenten-Meisterschaften 12,93 Sekunden gelaufen. Jetzt in Ingolstadt 12,99. Wie beurteilst Du Deinen bisherigen Saisonverlauf? Kirsten Bolm:
Ich habe mich in den letzten vier Wochen sehr stabil im Bereich um die 13 Sekunden einlaufen können. Das freut mich natürlich. Mich freut es zwar nicht so, dass ich die Norm noch nicht habe, aber wenn die Norm nicht so hoch wäre, würde ich schon sehr zufrieden sein mit meinen Läufen. Wenn ich im letzten Jahr diese Zeiten gelaufen hätte, wäre ich im Ziel vor Freude hoch gesprungen. Dieses Jahr sind aber die 12,90 das Maß aller Dinge. Daran messe ich mich auch. Insgesamt bin ich aber jetzt nach rund der Hälfte der Saison schon sehr zufrieden.  steeple.de:
Wann denkst Du, sind die 12,90 Sekunden drin? Kirsten Bolm:
Ich denke eigentlich, jeden Tag sind sie drin. Heute war zum Beispiel die erste Hälfte nicht besonders gut. Ich bin teilweise zu eng an die Hürden ran gekommen. Hatte auch keinen so guten Start. Ich habe bis zu den US-Studenten-Meisterschaften vor zwei Wochen hauptsächlich nur Grundlagentraining gemacht. Jetzt kommen so die Feinarbeiten wie Technik, Starts und Frequenzarbeit. Deshalb denke ich, wird’s auch bald wirklich drin sein. Ich hatte schon heute drauf gehofft, aber da waren die Windverhältnisse nicht so optimal.  steeple.de:
Du studierst in den USA. Warum bist Du in die Staaten gegangen und wie profitierst Du davon? Kirsten Bolm:
Ich bin in die USA gegangen, weil mir das Ausbildungssystem in Deutschland nicht so gefallen hat. Dann musste ich mich auch nach einer neuen Trainingsstätte umschauen. Ich hatte damals in Hannover gelebt und musste mein Training praktisch alleine gestalten. Mein Vater war zwar einmal die Woche da, aber wenn man als 20jährige jeden Tag alleine auf der Bahn steht, ist das nicht so optimal. Ich wollte einfach ne Veränderung haben. Nach Amerika wollte ich immer schon mal und wenn ich Ausbildung und Sport mit einem Stipendium verbinden kann… besser geht’s doch gar nicht. Es hat zwar ein Jährchen gedauert, bis ich wieder ins „Rollen“ kam, aber es hat sich in jedem Fall gelohnt. Ausbildungsmäßig und sportlich. Man muss das immer von diesen zwei Seiten betrachten.  steeple.de:
Wie sind Deine weiteren Pläne in Bezug auf die USA und die weitere Saison? Kirsten Bolm:
Die Saison ist klar. Sydney ist das Ziel schlechthin. Ich weiß jetzt noch nicht genau, wie sich die Saison entwickeln wird. So wird sich von Woche zu Woche ergeben, wo ich laufen werde. Ich hab vor, in Amerika auch mein „Masters“ zu machen und werde also noch drei bis vier Jahre dort bleiben und trainieren. Es ist von den Trainingsbedingungen und vom Umfeld her optimal dort. Deshalb möchte ich das jetzt auch nicht verändern. 

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