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18.12.2000 (fc) In der Doppelrolle als aktiver Athlet des SCC Berlin und Trainer hatte Stephane Franke seine Schützlinge Damian Kallabis und Jirka Arndt zu den Olympischen Spielen in Sydney geführt. Als akkreditierter Olympiatrainer konnte er die beiden Läufer in „Down Under“ betreuen und mit dem Duo ins Finale vorstoßen. Erfolge, die für die Arbeit des 36jährigen sprechen. Nachdem seine Absicht, nach den Spielen seine Laufbahn als Sportler zu beenden, von gesundheitlichen Problemen zusätzlich bestärkt wurde, suchte er nach einer Lösung, um weiterhin als Trainer tätig sein zu können. Seine Bewerbung um einen Trainerjob beim Olympiastützpunkt in Berlin blieb bis Mitte Dezember ohne Erfolg. Nun zog der zweimalige EM-Medaillengewinner die Konsequenz daraus und wird seine Trainingsgruppe auflösen. Das Leichtathletik-Online-Magazin sprach mit Stephane Franke über die Hintergründe seiner Entscheidung, die etwas überraschend kam.

steeple.de:
Stephane, neben dem Ende Deiner sportlichen Laufbahn überrascht vor allem Deine Entscheidung, die erfolgreiche Trainingsgruppe des SCC Berlin aufzulösen. Gibt es für Dich einen Weg zurück?

Stephane Franke:
Nein, so wie es aussieht nicht. Es müsste schon etwas Sensationelles passieren. Das heißt, es müsste mir ein Trainerjob mit einer entsprechenden Bezahlung angeboten werden. Es gibt in Berlin zwei OSP-Trainer, die vom Landesverband und vom DLV bezahlt werden. Eine Stelle hat Klaus Beer, die andere war von Rainer Pottel besetzt, der jetzt Weitsprung-Bundestrainer ist. Diese Stelle war offen und um diese hatte ich mich beworben und seither nichts in dieser Hinsicht gehört. Ich glaube, ich habe mich oft genug bemüht, die entsprechenden Leute zu kontaktieren. Wenn kein Interesse geäußert wird, muss man eben auch die Konsequenzen daraus ziehen.  

steeple.de:
Wie sah der Verlauf der letzten Wochen auf der Suche nach einer Lösung, auch im Interesse Deiner Athleten, aus?Stephane Franke:
Ich habe mittlerweile drei Monate darauf gewartet, dass sich von Seiten des Verbandes etwas tut. Ich musste nun irgendwann für mich und meine Athleten eine Entscheidung treffen. Denn ich kann diese nicht bis Mitte Januar hinhalten, um dann zu sagen, ich mache doch nicht als Trainer weiter. Mitte September hatte ich die ersten Gespräche mit DLV-Generalsekretär Frank Hensel geführt, danach mit dem Olympiastützpunkt und dem Landesverband in Berlin. Vor rund vier Wochen gab es auch den Vorschlag von Seiten des SCC Berlin, eine Stelle zu kreieren, bei der Verband und Verein jeweils die Hälfte bezahlen. Darauf kam leider keine entsprechende Reaktion des Verbandes. Danach stand zunächst im Vordergrund, Jirka Arndt und Damian Kallabis dem Verein zu erhalten, damit sich die beiden in Ruhe auf die Europameisterschaft 2002 in München vorbereiten können. Damit war natürlich auch das Geld für die Mischfinanzierung erst mal verplant. Meiner Meinung nach war aber auch wichtiger, dass die Athleten abgesichert sind. Für mich ist jetzt ein Schlusspunkt erreicht. Ich habe zuletzt nichts mehr von Verbandsseite gehört, obwohl die vorhandene Problematik bekannt war. Ich hatte inzwischen den Verdacht, dass hier die Vermutung bestand, dass ich so wie bisher weitermachen würde. Dass dies nicht der Fall sein wird, sagte ich erst vor kurzem noch dem leitenden Bundestrainer Dr. Bernd Schubert, aber ohne Reaktion seinerseits.

steeple.de:
Wie geht es mit Deinen Topathleten Jirka Arndt und Damian Kallabis jetzt weiter?

Stephane Franke:
Jirka wird zu seinem alten Trainer Axel Pohlmann zurückkehren. Damian hatte ich empfohlen, dass er sich von seinem Disziplintrainer Dieter Herrmann beraten lässt und mit ihm zusammenarbeitet. Ich hatte viel Spaß mit den Jungs, die natürlich auch nicht glücklich über die Situation sind und das Verhalten der Verbände nicht verstehen. Veränderungen sind generell schwierig. Für Jirka sehe ich mittel- und langfristig auf den längeren Strecken, auch im Marathon, die Perspektiven. Vielleicht wird er nächstes Jahr beim Berlin-Marathon als ‚Hometown-Hero‘ seinen ersten Versuch wagen. Der Sprung auf die längere Strecke muss in Deutschland früher passieren. 

steeple.de:
Deine Entscheidung hat nun auch Auswirkungen auf die Neuzugänge wie Larissa Kleinmann, die sich vor kurzem dem SCC Berlin angeschlossen haben…

Stephane Franke:
Wir hatten vor, hier ein Laufteam aufzubauen. Michael Gottschalk wollte sich auch anschließen. Der Schweizer Marathonläufer und Olympia-Teilnehmer Viktor Röthlin ebenso. Das wird damit alles hinfällig. Wenn man sich das überlegt, ist es eigentlich kaum zu glauben und schade für die Leichtathletik. Mir ist die Entscheidung nicht einfach gefallen, aber ich erwarte andere Signale, auch von Seiten des Verbandes.

steeple.de:
Wie sehen Deine weiteren Pläne nun aus?

Stephane Franke:
Ich habe konkret eine Stelle angeboten bekommen. Daneben gibt es noch eine weitere Position im Sportmarketingbereich, zu der ich mich Mitte Januar entscheiden werde. Mit dem Zeitpunkt bin ich dann ganz aus der Leichtathletik draußen. Falls ich mich selbständig machen sollte, zum Beispiel auch mit meinen Seminaren, die ich auf jeden Fall bis auf weiteres weitermachen werde, bleibt natürlich auch nicht mehr die Zeit, die Dinge so anzupacken, wie ich es bisher gemacht habe. Ohne dieses professionelle Arbeiten kann man sich nicht in diesem Spitzenbereich behaupten und daran wird man letztlich auch gemessen. Die Trainerkarriere habe ich deshalb nun mit schwerem Herzen für mich beendet. Im sportlichen Bereich hatte ich ohnehin geplant, die Laufbahn nach Sydney abzuschließen. Nach zehn Jahren ohne größere Verletzungen waren in diesem Jahr auch die entsprechenden Signale des Körpers da. 

steeple.de:
Wirst Du weiterhin im Fernsehbereich aktiv sein?

Stephane Franke:
Ja, ich werde nach wie vor bei Eurosport im Einsatz sein, je nach dem, wie es die Zeit dann auch beruflich zulässt. Am Wochenende ist bestimmt die Zeit da und wie es unter der Woche aussieht, muss man abwarten. Aber wenn ich einen Job annehme, kann ich auch nicht einfach sagen, dass ich jetzt zwei Tage für den Sender weg muss. In der Halle sind zunächst fünf, sechs Fernsehtermine geplant. 

steeple.de:
Wie definierst Du Deine Ziele für die nun anstehende Zeit nach der Leichtathletik?

Stephane Franke:
Ich habe jetzt andere Ziele. Berufliche Ziele. Ich will vorwärts kommen. Ich habe noch Motivation. Das, was ich im Sport gelernt habe, nämlich zielstrebig zu arbeiten, möchte ich jetzt in einem anderen Bereich umsetzen. Das wird sicherlich etwas mit Sport zu tun haben, denn dafür bin ich zu sportverrückt, um dort völlig rauszugehen. Aber es wird eine ganz andere Aufgabe sein, auf die ich mich freue.