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Interview mit Prof. Walther Tröger

„Das neue Präsidium ist gefordert“

Leichtathletik muss andere Darstellungsformen gewinnen

25.03.01 (fc) Anlässlich des DLV-Verbandstages in Wunsiedel kehrte der Präsident des deutschen Nationalen Olympischen Komitees, Prof. Walther Tröger, für ein Wochenende in seine Heimatstadt zurück. Dort wurde aus ihm einst ein „laufender Handballer“, wie er selbst sagt. Mit Interesse verfolgte er die Beschlüsse und Diskussionen der Delegierten. Vorher hatte er bereits seine Solidarität zur Leichtathletik bekräftigt: „Wir haben eine Aufgabe und wir werden diese erfüllen.“ Im Gespräch mit dem Leichtathletik-Online-Magazin zog er ein Resümee zur wegweisenden Veranstaltung in Wunsiedel, bei der der Führungswechsel von Prof. Dr. Helmut Digel zu Dr. Clemens Prokop und der Beschluss des Anti-Doping-Codes im Mittelpunkt standen.

Steeple:
Herr Prof. Tröger, wie fällt Ihr generelles Fazit des DLV-Verbandstages in Wunsiedel aus?

Prof. Walther Tröger:
Ich denke, es war ein gelungener Verbandstag. Man wusste es vorher und es hat sich gezeigt, dass es Auseinandersetzungen gibt. Ich habe sie in erster Linie für sachliche Auseinandersetzungen gehalten. Diese müssen nun weiter im guten Sinne ausgetragen werden. Davon lebt jeder Sport und auch jede Organisation. Ich kann nicht sehen, dass das neu gewählte Präsidium aus diesem Verbandstag geschwächt hervorgeht. Ich denke, es haben alle miteinander ein sehr hohes Vertrauensvotum bekommen, mit dem sie arbeiten können. Aber sie sind gefordert.

Steeple:
Wie haben Sie die Amtszeit von Prof. Dr. Helmut Digel in den letzten acht Jahren erlebt?

Prof. Walther Tröger:
Ich habe sie sehr intensiv erlebt. Prof. Digel war in diesen acht Jahren auch Vize-Präsident im NOK, als ich Präsident war. Ich kenne Digel aber schon viel länger. Wir haben Auseinandersetzungen, Debatten und viele andere Dinge über soziologische Themen, über Entwicklungsthemen des Sports schon vorher gehabt. Ich schätze Digel, ich schätze ihn in der Art, wie er die Themen soziologisch angeht. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit. Es wird zwischen uns auch weiter Auseinandersetzungen geben. Aber sie werden kameradschaftlich und sachdienlich ausgeführt. Für den DLV war Herr Digel einer, der wachgerüttelt hat, der auf Probleme hingewiesen hat und der die Dinge beim Namen genannt hat. Ein wichtiger Mann und ich denke, das hat der Verbandstag auch angemessen gewürdigt.

Steeple:
Welche Erwartungen haben Sie nun an Digels Nachfolger Dr. Clemens Prokop für die nächsten vier Jahre?

Prof. Walther Tröger:
Ich denke, dass Prokop alle Voraussetzungen mitbringt, um ein guter Präsident zu werden. Er weiß, dass aus dem Vizepräsidenten Recht, der sich weitgehend auf Rechtsdinge beschränkt hat, der umfassende, für alles verantwortliche Präsident werden muss. Ich wünsche ihm alles Gute und wir haben in Kürze ein Gespräch vereinbart, bei dem wir die uns berührenden Punkte mit Rat und Tat besprechen werden. 

Steeple:
Dr. Clemens Prokop hat ein Zehn-Punkte-Programm vorgestellt. Wo sollten aus Ihrer Sicht die Schwerpunkte liegen?

Prof. Walther Tröger:
Auf jeden Fall muss etwas für die Popularität gemacht werden. Ich glaube, in den zehn Punkten, die Prokop vorgetragen hat, sind auch wesentliche Punkte. Die Leichtathletik, die früher von Länderkämpfen gelebt hat, die sie heute absolut überlebt hat, muss andere Darstellungsformen gewinnen. Sie muss in der Nachwuchsarbeit mehr tun, als bisher. Damit steht und fällt alles. Der Übergang muss geschafft werden, damit aus den Junioren-Weltmeistern möglicherweise auch einmal Senioren-Weltmeister werden.

Steeple:
Zentrales Thema war beim Verbandstag auch der Anti-Doping-Code, der für den gesamten Sport wegweisend sein könnte. Wie sehen Sie die Bedeutung den gefassten Beschluss? 

Prof. Walther Tröger:
Ich halte das für notwendig, wir haben ihn ja im NOK auch beschlossen und allen Verbänden empfohlen, ihn auch so zu beschließen. Wichtig ist, dass die Satzungen diese wichtige Grundlage für den Kampf gegen Doping enthalten. Digel hat auch seine Vorstellungen, die mit meinen absolut konform gehen, vorgelegt, wie künftig die Verbandsgerichtsbarkeit und die Anrufung der ordentlichen Gerichtsbarkeit vonstatten gehen muss. Ich folge dem. Prokop hat bestätigt, dass er diesen Weg mit Digel weitergehen will.

Steeple:
Vielen Dank für das Gespräch.