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Olympische Sommerspiele in Sydney

Wer ist Konstantinos Kenteris?

Selbst Weltrekordhalter Michael Johnson vom Griechen überrascht

02.10.00 (fc) Michael Johnson (Bild) staunte selbst nicht schlecht. Da schickte sich bei den Olympischen Spielen ein namenloser Grieche an, die gesamte Sprinterwelt an der Nase herumzuführen. „Wenn einer, von dem ich noch nie etwas gehört habe, die 200 Meter gewinnt, dann sind das schon seltsame Spiele“, stellte der Weltrekordhalter über diese Strecke fest. Ähnlich werden wohl auch Obadele Thompson und der eigentliche Favorit Ato Boldon gedacht haben, als sie im Endlauf in Sydney mit den Plätzen drei und vier Vorlieb nehmen mussten. Jubeln durfte ein anderer. Ein Grieche. Sein Name: Konstantinos Kenteris. 

Nie gehört? Kein Problem. Als ihm die Goldmedaille um den Hals gehängt wurde, diskutierten bereits die Experten und solche, die sich dafür halten. Kenteris? Keteris oder Kederis? Selbst über die Schreibweise des Namens war man sich nicht einig. Den neuen Olympiasieger kümmerte das kein Stück. 

Er kam, sah und siegte – dieser Spruch trifft auf Konstantinos Kenteris ohne Zweifel zu. Mit einer Bestleistung von 20,25 Sekunden flog er nach Sydney. „Ich habe gewusst, dass der letzte Sieg eines Weißen lange zurück liegt und ich es schaffen kann“, sagte er nach seinem Triumph. Den Vorlauf hatte er in 20,57 Sekunden gewonnen. Im Viertelfinale verbesserte er seine Bestzeit als Zweiter hinter Darren Campbell und vor Ato Boldon auf 20,14 Sekunden. Aber erst, als er das Halbfinale in 20,20 Sekunden für sich entschied, fing man an, ihn im Kreis der etablierten 200-Meter-Läufer zur Kenntnis zu nehmen. Dann folgte der große Auftritt. Auf den letzten 50 Metern überlief er im Endlauf seine Mitstreiter und holte sich in starken 20,09 Sekunden den Olympiasieg vor Darren Campbell und Ato Boldon. Der schnelle Mann aus Trinidad konnte es nicht so recht glauben. Enttäuscht stand er auf dem Siegerpodest und sagte später: „Ich habe zwar eine Medaille, aber sie hat eine andere Farbe als die, die ich gerne gehabt hätte.“ Das Edelmetall, das Boldon meinte, nahm Kenteris mit nach Hause.

Der 27jährige gilt bereits seit seiner Jugend in Griechenland als großes Talent. Von Verletzungen geplagt, konnte er seine Fähigkeiten nie umsetzen. Bei der Junioren-WM 1992 hatte er den sechsten Platz belegt. Bei der Junioren-EM 1991 und der U23-EM 1993 verpasste er als Vierter jeweils über 400 Meter knapp eine Medaille. Das waren seinen einzigen erwähnenswerten internationalen Meriten bislang. Zum Jahreswechsel traf er die Entscheidung, sich völlig auf die 200 Meter zu konzentrieren, nachdem er sich vorher lange mit der Stadionrunde mehr schlecht als recht herumgeplagt hatte. Unter einem neuen Trainer nahm er schließlich Erfolgskurs auf Olympia. Ein fünfter Rang bei der Hallen-EM in Gent war ein erster Achtungserfolg. Beim Europacup in Gateshead war mit dem dritten Platz bereits eine Steigerung zu erkennen. Trotzdem lag er vor Sydney mit seiner Bestzeit von 20,25 Sekunden, die er im Juni in Réthymno gelaufen war, in der Weltjahresbestenliste deutlich hinter den Schnellsten der Welt, die er vor wenigen Tagen erfolgreich düpierte und in fassungsloses Staunen versetzte.

In seiner griechischen Heimat hatte man hinter vorgehaltener Hand über eine Medaille von Kenteris spekuliert. Ja, sogar Wetten auf seinen Olympiasieg wurden abgeschlossen. Er erfüllte die Erwartungen und avancierte zum Überraschungssieger bei den Olympischen Spielen in Sydney. Seit dem Tag, als er Gold gewann, ist er auch dem Weltrekordhalter Michael Johnson ein Begriff. Und Griechenland hat nach der Hürdensprinterin Paraskevi Patoulidou, die 1992 in Barcelona in ähnlicher Manier siegte, wieder einen Überraschungssieger, der für manche keiner war.

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