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Weltmeisterschaft in Edmonton

Von Höhepunkt zu Höhepunkt

Bei Annika Becker ging es Schlag auf Schlag: Rekord, Silber und WM

09.08.01 (fc) Stabhochspringerin Annika Becker gehört zu den WM-Debütanten in Edmonton, aber auch zu den kleinen Stars. Mit ihrem Rekordsatz über 4,55 Meter hat sie in diesem Jahr die Pole Position bei den deutschen Stabakrobatinnen übernommen. Stand sie im Nachwuchsbereich bereits bei vier internationalen Veranstaltungen auf dem Podest, machte sie nun im Commonwealth Stadium mit der knapp verpassten Finalteilnahme eine neue Erfahrung. Nach Stuttgart, der U23-EM in Amsterdam ist Edmonton nun bereits der dritte große Höhepunkt für die 19jährige in diesem Jahr.

Stuttgart, der erste Saisonhöhepunkt 

„Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen, bei der Pressekonferenz wäre ich beinahe umgekippt“, erinnert sich die Bebraerin an ihren glanzvollen Auftritt bei den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart, wo sie mit 4,55 Metern einen neuen deutschen Rekord aufstellte und für einen absoluten Höhepunkt der Veranstaltung sorgte. „Der steht so lange, bis ich höher springe“, sagt sie selbstbewusst. „Es kann ruckzuck gehen, es kann aber auch lange dauern.“

Amsterdam, der zweite Saisonhöhepunkt 

Nach den Deutschen war sie erst mal eine Woche ziemlich erschöpft und brach danach zur U23-Europameisterschaft in Amsterdam auf, von der sie mit einer Silbermedaille zurückkehrte. Dort stand sie schon kurz vor dem vorzeitigen Aus. Bei ihrem dritten Versuch über 4,05 Meter herrschten Bedingungen, die eigentlich ein erfolgreiches Überqueren der Latte unmöglich machten. „Ich dachte, ich sterbe.“ Sie kam drüber und hat diese prekäre Situation „überlebt“, um am Ende mit einem Platz auf dem Treppchen belohnt zu werden.

Edmonton, der dritte Saisonhöhepunkt 

Zur Zeit ist die 19jährige bei der Weltmeisterschaft in Edmonton. Zum ersten Mal lief es für sie bei einem großen internationalen Event nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Nach einer makellosen Bilanz bis zu 4,25 Meter war bei 4,35 in der Qualifikation Endstation und die WM vorzeitig beendet. „Drüberspringen, drüberspringen“, sagte sie vor dem letzten Anlauf zu sich selbst, aber es sollte nicht sein und am Ende schnappte ihr noch eine Konkurrentin den letzten Endkampfplatz weg. „Es hat jetzt auch mal nicht geklappt, wie es sollte“, machte sie eine neue Erfahrung. Mitentscheidend war, dass die Stäbe, mit denen sie diese Höhe anging, wohl zu weich waren. „Das Ziel war der Endkampf. Das wäre eigentlich nicht so schwer gewesen“, analysiert sie, hat aber die erste Enttäuschung mittlerweile überwunden.

„Die WM ist schon groß und beeindruckend“, stellt Becker fest, ist aber bereits soviel in der Leichtathletik-Welt herumgekommen, dass es für sie nicht mehr viel gibt, was sie wirklich beeindruckt. „Es sind alle super nett, ich wurde auch in der Mannschaft gut aufgenommen.“ Als lustigen Abend bezeichnet sie die sogenannte Taufe für die Neulinge im Team. Mit Yvonne Buschbaum, Danny Ecker und Michael Stolle hatten sie gleich drei Paten als „Leibeigene“, wie man auf ihrer Plakette, die sie mit ihrer Akkreditierung herumträgt, lesen kann.

Mittlerweile ist in Edmonton für sie der Alltag eingekehrt. Den vertreibt sie sich mit Spielen, Internet, E-Mailen, Wettkämpfe ankucken und natürlich auch Trainieren. „Hier geht die Zeit ziemlich schnell rum“, freut sie sich, dass die Langeweile, die im Trainingscamp in Calgary teilweise festzustellen war, der Vergangenheit angehört.

Annika Becker über Annika Becker

„Ich bin schon meistens lustig drauf“, sagt Annika Becker über sich selbst, auch wenn ihr in Edmonton schon mal die früh am Morgen auftauchende Putzfrau die Laune verdirbt. Ehrgeiz, Lockerheit und Selbstvertrauen sind weitere Attribute, die sie auszeichnen. „Was ich im Training machen muss, mache ich schon“, sieht sie aber in ihrem Trainingsfleiß durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten in den Bereichen Kraft und Technik.

Der Ausblick

Zunächst wird Annika Becker nach der Weltmeisterschaft noch ein paar Wettkämpfe bestreiten. Ob es mit dem ISTAF in Berlin klappt, weiß sie noch nicht. Nach der Saison steht mit dem Umzug nach Mainz ein neuer Lebensabschnitt an. Dort wird sie in Zukunft unter Bundestrainer Herbert Czingon trainieren und auch den Verein wechseln. In welchem Trikot sie allerdings in Zukunft starten wird, steht noch nicht endgültig fest. Auch, ob sie Grundschullehramt in Frankfurt oder Gymnasiallehramt in Mainz studiert, ist noch nicht endgültig entschieden.

Ihr Blick richtet sich auch schon auf das nächste Jahr. Die EM-Stadt 2002 München kennt sie bereits von einem Trainingslager. „Das Schwierigste wird sein, sich zu qualifizieren“, glaubt sie und hofft, dass viele Zuschauer in das Olympiastadion kommen, um die DLV-Athleten anzufeuern. Sie mag es, wenn sie das Publikum mit lautstarken Ovationen zur und über die Latte treibt. Irgendwann als erste Deutsche über fünf Meter… „Das wär schon ein Ding“, meint Annika Becker dazu, „aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg.“

Das Leichtathletik-Online-Magazin ist vor Ort und berichtet für Sie direkt aus Edmonton!

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