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Weltmeisterschaft in Edmonton

Abera entscheidet Showdown für sich

Spannender Marathonlauf gelungener Auftakt der WM 2001

04.08.01 (fc) Kurz nach 18.30 Uhr kam im fast vollen Commonwealth Stadium erstmals Weltmeisterschaftsfeeling auf. Die Marathonläufer formierten sich an der Startlinie. Tesfaye Tola, einer der Mitfavoriten aus Äthiopien, genoss bereits da sichtlich die Stimmung der Eröffnungsfeier, in die der Wettkampf eingebettet war, und grüßte gelöst in das Publikum. Pünktlich fiel der erste Startschuss und die 92 Läufer machten sich auf die Strecke, um den ersten Weltmeister des Jahres 2001 zu ermitteln. Das Feld wurde von den begeisterten Fans verabschiedet. Gut zwei Stunden später kehrte ein Duo an der Spitze nach einem spannenden Rennen wieder zurück. 

Mit Josiah Thugwane trat ein Läufer aus dem Favoritenkreis nicht an. Der frühere Olympiasieger aus Südafrika hatte wie zehn weitere Athleten kurzfristig auf einen Start verzichtet.

Ronnie Holassie nutzte die Gunst der Stunde und löste sich einige Meter von dem Hauptfeld, um sich im Fernsehen zu präsentieren. Der Mann aus Trinidad konnte seinen Vorsprung zunächst weiter ausbauen. Dahinter verloren die ersten Läufer bereits nach und nach den Anschluss an das eigentliche Spitzenfeld.

Holassie blieb aber stets in Sichtweite der Favoriten, so dass von ihm keine allzu große Gefahr ausging. Kurz vor Vollendung der ersten Stunde hatte er in Larbi Zeroual (FRA) einen Weggefährten gefunden. Das Duo wurde aber wenig später gestellt und das eigentliche Rennen begann mit taktischem Geplänkel.

Eine rund 25-köpfige Spitzengruppe hatte sich inzwischen herausgearbeitet. Darunter befand sich noch der Großteil der Favoriten. Nach 1:12 Stunden musste der Mann der ersten Rennphase, Ronnie Holassie, seinem hohen Tempo Tribut zollen und aufgeben. Tesfaye Jifar kam zu Sturz, konnte aber rasch wieder zum Feld aufschliessen.

Antritt von Abdelkader El Mouaziz – Aufgabe von Khalid Khannouchi

Zur 25-Kilometer-Marke folgte der Antritt von Abdelkader El Mouaziz, der nun bereits die Vorentscheidung suchte. Der Gewinner des diesjährigen London-Marathons konnte sich schnell einige Meter absetzen. Sein früherer Landsmann Khalid Khannouchi, Inhaber der Weltbestzeit und Hoffnungsträger des US-Teams, nahm zu diesem Zeitpunkt auf einem Plastikstuhl am Rande der Strecke Platz. Die Schuhe bereits ausgezogen, starrte er enttäuscht und ziellos ins Leere. Auch der Spanier Julio Rey war bereits sichtlich angeschlagen und der Südafrikaner Gert Thys beendete sein Rennen ebenfalls vorzeitig.

Das Tempo wurde nun schneller. Vorne El Mouaziz, dahinter eine Verfolgergruppe von fünf Läufern. Der Führende drängte aber weiter auf die Entscheidung. Nach insgesamt eineinhalb Stunden hatte er sich bereits einen Vorsprung von rund zehn Sekunden herausgelaufen und wurde von den vielen Zuschauern an der Strecke getragen.

Vier Läufer kämpften um die Medaillen

In der Fünfergruppe dahinter wurden neue Kräfte mobilisiert. Simon Biwott, Stefano Baldini, Gezahegne Abera, Tesfaye Tola und Shigeru Aburaya konnten den kurzzeitig enteilten El Mouaziz wieder stellen. Der Ausreißversuch war gescheitert und der Nordafrikaner war der Erste, der sich aus dem Sextett verabschiedete. Auch der Japaner Aburaya fiel kurz darauf ab.

Damit hatte sich die Spitzengruppe auf vier Athleten reduziert: Baldini, Biwott, Abera und Tola. Als knapp zwei Stunden gelaufen waren, bohrte die Gewissheit, dass einer von ihnen am Ende nicht auf dem Siegertreppchen stehen sollte und der Augenblick der Entscheidung nahte. Biwott trat an und Abera heftete sich an seine Fersen. Das Duo schaffte schnell einen Abstand von mehreren Metern auf Tola und Baldini, der bereits wie der unglückliche Vierte aussah.

Olympiasieger Abera und Biwott lieferten sich dramatisches Duell

Abera überlief nun den kenianischen Kontrahenten und der Olympiasieger steuerte dem Ziel entgegen. Aber Biwott kämpfte sich noch einmal heran. Das Rennen war wieder offen und die Spannung auch im Stadion kaum mehr zu überbieten: die Teilnehmer im Stadion hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen und sie starrten gespannt auf die Videowand. Im Kampf um Bronze hatte sich Baldini nun vor Tola gesetzt und diese Auseinandersetzung für sich entschieden.

Kurz vor dem Ziel folgte der letzte Griff zur Wasserflasche und eine abschließende Erfrischung für die beiden Spitzenreiter, die gemeinsam dem Stadion entgegenliefen. Biwott leistete nun die gesamte Führungsarbeit und Tola klebte förmlich an ihm. So ging es auf die letzten Meter und schliesslich unter dem ohrenbetäubenden Jubel des Publikums in die Arena.

Was für ein Auftakt der WM in Edmonton! Beide schossen förmlich auf die Tartanbahn. Biwott wehrte sich gegen den Olympiasieger, der in der letzten Kurve an ihm vorbeizog und seinen zweiten internationalen Titel in 2:12:42 Stunden mit einer Sekunde Vorsprunt ins Ziel brachte. Der Italiener Stefano Baldini (2:13:18 h) freute sich bereits auf der Zielgeraden über Bronze. 

„Ich bin mein Rennen gelaufen. Die letzten zweihundert Meter haben die Entscheidung gebracht. Abera war so stark. Ich bin sehr glücklich über diesen zweiten Platz“, strahlte Simon Biwott trotz der bitteren Entscheidung nach dem Gewinn der Silbermedaille.

Der Auftaktwettbewerb ging ohne deutsche Beteiligung über die Bühne. Keiner der deutschen Läufer konnte sich für eine Nominierung nach den DLV-Kriterien empfehlen. „Es ist bedauerlich, dass wir im Männer-Marathon einen großen Abstand zur Weltspitze haben“, äußerte sich Generalsekretär Frank Hensel dazu.

Das Leichtathletik-Online-Magazin ist vor Ort und berichtet für Sie direkt aus Edmonton!

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