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Weltmeisterschaft in Edmonton

Achterbahn der Gefühle beim DLV

DLV-Präsident Prokop übt Kritik – Ziel von fünf Medaillen erreicht 

12.08.01 (fc) Einen Tag vor Ende der Welttitelkämpfe in Edmonton zog die DLV-Führungsetage eine Bilanz. „Wir können mit vielem nicht zufrieden sein, haben aber unser Ziel erreicht“, meinte Rüdiger Nickel, Vize-Präsident Leistungssport. „Die Mannschaft hat sich vorbildlich präsentiert.“ Die Ergebnisse hätten allerdings auch für eine Achterbahn der Gefühle gesorgt.

Nickel kam zu der Ansicht, dass die Nachwuchsathleten, die in Edmonton ihre Chance bekamen, dem Prädikat „junge Wilde“ gerecht wurden. „Die jungen Athleten haben zum Großteil Kampfgeist gezeigt.“ Insbesondere hob er hier die Auftritte von Melanie Seeger, Ralf Assmus und Ivonne Teichmann hervor. „Diese Athleten werden auch im nächsten Jahr von sich Rede machen“, ist er sicher. Zufrieden ist er auch mit der Vorbereitung auf die WM. So konnten bereits bis zum Samstag fünfzehn neue Saisonbestleistungen, darunter acht persönliche Bestleistungen, verbucht werden, was eine Steigerung gegenüber den letzten Jahren bedeutet. Hingegen ist die Zahl der Endkampfteilnehmer auf rund 20 gesunken, die Qualität sei dort aber besser gewesen. Auch der prozentuale Anteil der Erstrundenausfälle erhöhte sich auf dreißig Prozent, was er mit der jungen Mannschaft erklärte.

Kritisiert wurde vor allem, dass sich vereinzelte Athleten zu wenig kritisch mit ihren Leistungen auseinandersetzen, während andere durchaus über eine hohe Kritikfähigkeit verfügen würden. Als Enttäuschung bezeichnete Rüdiger Nickel das Abschneiden der Stabhochspringer und das Aus vom deutschen Speerwurf-Meister Peter Blank sowie die Verletzungen von Andreas Erm und Heike Drechsler. „Die Leistung von Nils Schumann möchte ich nicht als enttäuschen bezeichnen“, stellte er klar.

Was die Medaillenausbeute betrifft, übertraf der DLV das ausgegebene Ziel von fünfmal Edelmetall. Zufrieden ist man auch mit dem Verlauf des Neuaufbaus im Anschluss an das Olympiajahr, gerade im Hinblick auf die Europameisterschaft 2002 in München. „Ich glaube, wir sind mit der Integrierung auf einem guten Weg“, analysierte Rüdiger Nickel.

Prokop kritisiert Zusammensetzung des Review Boards und WM-Vergabe in andere Zeitzone

DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop setzte sich mit der Weltmeisterschaft im allgemeinen und der sportpolitischen Komponente auseinander. Er lobte die Organisation und die Kanadier als Gastgeber, bezeichnete jedoch die Vergabe der WM nach Nordamerika als Fehler, „weil das Herz der Leichtathletik in Europa schlägt.“ Durch die Zeitverschiebung sei das europäische Fernsehpublikum nur reduziert zu erreichen. „Die Anschubwirkung der Weltmeisterschaft ist nur unvollständig angekommen“, meinte Prokop, der sich wünscht, dass künftig auf derartige Experimente verzichtet wird. Außerdem sprach er sich für die Reduzierung des Programms auf höchstens acht, vielleicht sogar nur sieben Tage aus.

Enttäuscht war Dr. Clemens Prokop von der Entwicklung in den Anti-Doping-Strukturen innerhalb des Weltverbandes. So beschloss das IAAF-Council nun die Einführung eines Review Boards, das darüber entscheidet, ob der Sportgerichtshof CAS angerufen wird. Als Skandal bezeichnete er, dass in diesem Gremium keine Juristen, die sich mit dem europäischen Recht auskennen, sondern wiederum drei Council-Mitglieder mit Präsident Lamine Diack sitzen. „Es besteht die Gefahr der Willkür“, sagte Prokop, „wir befürchten, dass die positiven Schritte des Kongresses wieder zurückgedreht werden.“

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