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Saison 2001

Superstar Michael Johnson tritt ab

Leichathletik verliert mit dem US-Athleten eine schillernde Figur

14.09.01 (fc) Er ist einer der ganz großen Leichtathleten. Und er ist einer, der vermutlich noch lange im Gespräch sein wird. Der US-Superstar Michael Johnson beendet an diesem Wochenende im japanischen Yokohama seine diesjährige Abschiedstour als Schlussläufer einer sogenannten schwedischen Staffel. Eine schillernde Figur, die im Laufe der Karriere alles erreicht hat, verabschiedet sich damit von der Bühne des Sports.

Bei den Goodwill Games in Brisbane trat Michael Johnson vergangene Woche zum letzten Mal im US-Trikot an und führte die 4×400-Meter-Staffel vor rund 30.000 Zuschauern in 3:00,52 Minuten zum Sieg: „Ich nahm es immer ernst, wenn ich im Nationaltrikot am Start war.“

Zeiten waren für den in Kürze 34jährigen in diesem Jahr nicht mehr von Bedeutung. Er ging sein letztes Jahr als Aktiver locker an, widmete sich mehr der PR und seinen Fans. Bei vielen Meetings, bei denen Michael Johnson in den letzten Jahren der gefeierte Star war, trat er in verschiedenen Staffeln noch einmal an. Unter anderem auch beim ISTAF in Berlin als Schlussläufer gegen den deutschen Vize-Weltmeister Ingo Schultz, der entgegen seiner eigentlichen Absicht in diesem Jahr noch einmal zu den Spikes griff, um sich den Traum, einmal gegen Johnson zu laufen, erfüllen zu können.

In einer Laufbahn mehr als alles erreicht

Michael Johnson hat seinen Traum bereits gelebt. Goldene Schuhe wurden zum Inbegriff seiner Mission, fünf Olympische Goldmedaille pflastern seinen Weg. Der Sieg in Sydney vor rund einem Jahr war der letzte große Auftritt. Mit seinem Doppelsieg in Atlanta über 200 und 400 Meter hatte er vier Jahre zuvor ebenso Geschichte geschrieben wie mit seiner erfolgreichen Titelverteidigung im Jahr 2000. Dazu kommen neunmal Gold bei Weltmeisterschaften und vier aktuelle Weltrekorde, die für Johnson zu Buche stehen: 19,32 Sekunden über 200 Meter, 43,18 Sekunden über 400 Meter, 2:54,20 Minuten mit der 4×400-Meter-Staffel und 44,63 Sekunden für die 400 Meter in der Halle. Bestmarken, die er für die Geschichte geschrieben hat und es könnte einige Zeit ins Land ziehen, bis ein Athlet auftaucht, der besser, der schneller, der in der Lage ist, diese Zeiten auszulöschen und damit seinerseits ein großes Erbe anzutreten.

Seine Frau Kerry und sein siebzehn Monate alter Sohn Sebastian werden mit dem Ende der aktiven Laufbahn noch mehr in den Mittelpunkt des Lebens von Michael Johnson rücken, aber gerade die Geburt des Filius spielte auch bei der Entscheidung, der Laufbahn ade zu sagen, mit eine Rolle. Er versprach trotzdem, der Leichtathletik verbunden zu bleiben. Einer Läuferkarriere seines Sohnes steht er allerdings mit gemischten Gefühlen gegenüber. Vor allem befürchtet er, dass sein Nachwuchs an seinen Leistungen gemessen werden würde und damit ein großer Druck verbunden wäre. Wohl nicht zu unrecht. Mit diesem Druck umzugehen, gehörte rund zehn Jahre zum Alltagsgeschäft des Mannes aus Dallas. Vielleicht war auch das ein Grund dafür, warum er in all den Jahren manchmal unnahbar wirkte und Starallüren aufblitzen ließ. 

Die Kanten des Superstars Michael Johnson

Auch das Thema Doping wurde ihm im Laufe der Zeit zuwider, erst in diesem Jahr zeichnete er am Rande der Weltmeisterschaft in Edmonton als Moderator einer Pressekonferenz seines Ausrüsters Nike mitverantwortlich dafür, dass nach einer kritischen Frage eines Journalisten das Thema abgewürgt wurde. Der Viertelmeiler war sicherlich ein Athlet mit Kanten, auf und neben der Bahn. Das zeichnete ihn aus und verlieh ihm wahrscheinlich sogar den Hauch an schillerndem Glanz, der dann auch an seinen Füßen zu einem Markenzeichen wurde.

1990 fand die internationale Karriere des Michael Johnson bei den Goodwill Games in Seattle seinen Auftakt, 2001 in Brisbane bei der selben Veranstaltung das Ende. Es ist kein großer Zufall, dass sich damit ein Kreis schloss. Zum letzten Mal mit der US-Staffel auf der Ehrenrunde, zum letzten Mal wurde in einem Stadion die Landesflagge für ihn gehisst, zum letzten Mal hörte er die Nationalhymne. „Das war sehr emotional“, sagte Michael Johnson danach. Nicht weniger emotional wie seine Auftritte auf der Bahn.

Entsprechend nahm er auch die schrecklichen Nachrichten aus den USA zu den Anschlägen in New York und Washington auf. Aus dem fernen Yokohama nahm er Anteil am Leid und rief zu Gebeten auf.

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