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Die Weltspitze ist das Ziel

Nach Pechsträhne will Claudia Gesell mit Veränderungen neu angreifen 

14.11.01 (fc) Die deutsche 800-Meter-Läuferin Claudia Gesell musste sich in diesem Jahr mit der Zuschauerrolle abfinden, die Weltmeisterschaft in Edmonton erlebte sie nur aus der Ferne. Rückschläge und immer wieder Verletzungen verhinderten, dass sie nach ihrer Halbfinalteilnahme bei den Olympischen Spielen in Sydney wieder richtig auftrumpfen konnte. Die Ursachen hat sie nun analysiert und Veränderungen geplant, um mit dem unendlichen Willen, der sie auszeichnet, beim nächsten Höhepunkt wieder vorne mitlaufen zu können. Den spannenden Duellen auf ihrer Paradestrecke mit der Magdeburgerin Ivonne Teichmann will sie sich stellen und hofft: „Zwei Deutsche im EM-Finale in München wären schön.“

Claudia Gesell zählte im letzten Olympiajahr zu den positiven Erscheinungen im DLV-Lager. Obwohl sie in Sydney am Finaleinzug scheiterte, machte vor allem ihr couragiertes Auftreten auf dem Weg nach Australien Lust auf mehr. Mit zwei mutigen Läufen bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig überzeugte sie die DLV-Verantwortlichen davon, dass man sie über die Härtefallregelung mit nach „Down Under“ nehmen muss. Bereits im letzten Jahr verhinderten Krankheit, Verletzung und ein Unfall den eigentlich notwendigen frühen Saisoneinstieg und so sprang sie nur auf den letzten Drücker noch auf den Olympiazug auf.

In diesem Jahr setzte sich die Pechsträhne bei der Oberpfälzerin, die im München studiert und für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet, fort. Vor der Hallensaison hatte sie eine Grippe zurückgeworfen, nach einer Zeit von 2:06 Minuten beim Auftakt in Karlsruhe brach sie die Saison ab. Damals ahnte noch niemand, dass es ihr erstes und einziges Rennen 2001 bleiben sollte. Eine Bandscheibenvorwölbung setzte sie im Mai auch für den Sommer außer Gefecht.

Inzwischen kann die 23-jährige wieder verletzungsfrei trainieren und tut das für ein großes Ziel. Die Europameisterschaft 2002 in München. „Das ist eine große Chance für mich“, weiß sie und hofft, diese auch nutzen zu können. Sie hat sich viel vorgenommen für den nächsten Sommer. Die Schallmauer von 1:58 Minuten soll durchbrochen werden und packende Duelle mit der diesjährigen WM-Finalistin Ivonne Teichmann könnten ihr dabei vielleicht auch national dazu verhelfen: „Ich denke, Konkurrenz belebt das Geschäft“, stellt sie sich ihrer Konkurrentin. Wann sie ihr Comeback geben wird und dabei vielleicht das erste Mal auf die Magdeburgerin, die ein gutes Jahr hinter sich hat, trifft, steht noch nicht fest. „Was Kleines in der Halle“, spekuliert Gesell, „über den Wettkampfplan habe ich mir noch keine konkreten Gedanken gemacht.“

Veränderungen geplant: „Der Sport ist einfach viel zu wichtig“

Dafür suchte sie allerdings nach den Ursachen, warum sie so oft von Verletzungen heimgesucht wird und wurde fündig: „Leistungssport parallel zum Studium ist sehr schwer umzusetzen.“ Hinzu kommt die Entfernung in die Heimat in der Oberpfalz, wo sie von ihrem Vater trainiert wird und die sie am Wochenende gezwungenermaßen zweimal zurücklegen muss. Zwei Entscheidungen hat Claudia Gesell deshalb getroffen. Zum einen möchte sie das Studium nach dem Volldiplom erst einmal auf Eis legen, zum anderen wird sie nach Regensburg umziehen. Gründe dafür hat sie reichlich: „Weil es näher an Zuhause ist, weil ich am Stützpunkt noch ganz gut trainieren kann, weil ich eine sehr gute ärztliche Betreuung habe und weil mein Freund in Regensburg Medizin studiert. Das macht es insgesamt einfacher.“

Ehrgeiz und Mut sind zwei der Stärken von Claudia Gesell, gepaart mit einem unglaublichen Willen, sportliche Ziele zu erreichen und sich, wie in den letzten beiden Jahren, nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen zu lassen. Denkt sie an die wenigen guten Monate im Olympiajahr 2000 zurück, lässt sie das optimistisch in die Zukunft blicken: „Es wäre schon damals eine bessere Zeit drin gewesen, wenn alles optimal gelaufen wäre.“ Sollte es auf dem Weg zur EM in München endlich so voran gehen, wie es sich die gebürtige Tirschenreutherin vorstellt, könnte der Hausrekord von 1:58:34 Minuten schon bald wieder der Vergangenheit angehören. „Damit kann man weit vorne mitlaufen“, schielt sie auf die Weltspitze. Dorthin vorzustoßen, wäre der Sportwissenschaftsstudentin allemal zu gönnen.

Interview mit Claudia Gesell

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