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Götzis genießen – danach Quali

Für Dennis Leyckes kommen erst jetzt die echten Härteproben


18.01.02 (dg) Wenn Dennis Leyckes auf seinen Junioren-Weltmeistertitel von Chile verweist, meint sein Trainer Thorsten Voss nur lapidar: „Kinderweltmeister“. Den kleinen Seitenhieb von seinem sportlichen Vorbild nimmt der, für den SC Bayer 05 Uerdingen, startende Mehrkämpfer mit Humor hin. Für ihn fängt die Zehnkampfkarriere erst in diesem Jahr so richtig an, und die 8000 Punkte-Barriere soll im EM-Jahr endlich fallen.

Eine persönliche Bestleistung jenseits der 8000 Punkte hatte sich Dennis Leyckes schon im letzten Jahr vorgenommen und beim Saisonhöhepunkt, der Junioren-Europameisterschaft in Grosseto, lag er bis zum Kugelstoßen auf Medaillenkurs. „Ich war gut drauf, hätte einiges reißen können“, blickt er zurück. Dann, beim Hochsprung, wurde die Oberschenkelverhärtung, die sich zuvor schon angekündigt hatte, zu schmerzhaft und er musste seinen Wettkampf abbrechen. „Letztes Jahr war eine einzige Pleite, aber auch durch so ein Jahr muss man durch. Im Winter hatte ich eine Achillessehnenreizung, da konnte ich acht Wochen nicht laufen. Jetzt habe ich wieder die gleichen Probleme. Es kommt schlagartig und hört plötzlich wieder auf. Ich hoffe diesmal ist es ein bisschen schneller weg.“

Unbekümmert ins Mehrkampf-Mekka Götzis Wenn er verletzungsfrei bleibt, freut sich der angehende Industriemechaniker schon auf das Anfang Juni beginnende Mehrkampfmeeting in Götzis. „Das wird wie bei meinem ersten Zehnkampf. Da habe ich keinen Stress und nicht den direkten Vergleich mit Lars Albert, André Niklaus oder Stefan Drews, der dann beim Qualifikationsmeeting in Ratingen im Vordergrund stehen wird.“ Im Hinterstübchen behält er natürlich auch die kommende Europameisterschaft in der Isar-Metropole: „Wenn die anderen straucheln, was ich keinem wünsche, könnte es vielleicht klappen.“ 

Für die nötige Wettkampfhärte bis zum Sommer sorgen neben Thorsten Voss, bei dem er jetzt das erste Jahr trainiert, Olaf Meurer und sein Vater, Dieter Leyckes, der in früheren Jahren ebenfalls ein erfolgreicher Zehnkämpfer war. Speziell bei der Vorbereitung auf große Wettkämpfe, arbeitet er eng mit seinem Vater zusammen. 

Zehnkampf-Youngster geht auf’s glatte Eis Aber der Zehnkampf ist nicht alles für das Bewegungstalent aus Krefeld. So ein wenig Abwechslung muss schon sein und da liebt er eher die rauheren Sportarten. „Ich spiele jetzt dreimal die Woche Eishockey“, verrät er mit glänzenden Augen und in der etwas wärmeren Jahreszeit packt er sich sein Longboard und reitet old-school-mäßig auf den Kammspitzen der Nordsee. „Wenn ich am Meer bin, dann ist das wie frei sein. Ich bin vom Shortboard auf das drei Meter lange Longboard umgestiegen, das ist etwas langsamer und eignet sich für die nicht ganz so großen Wellen an der Nordsee. Es ist einfach herrlich da und man wird sofort in die Surferfamilie aufgenommen, die mit Tipps zur Seite stehen, wenn ich etwas falsch mache.“

Da stellt sich natürlich gleich die Frage, ob wir Dennis Leyckes in den nächsten Jahren noch oft genug auf Leichtathletik-Veranstaltungen sehen werden, aber er wiegelt gleich ab. „Ich will wissen, was ich im Zehnkampf erreichen kann. Das hat mich jetzt gepackt und wird mich so schnell nicht mehr los lassen. Viele Leute sagen, ich hätte woanders meine Stärken, so zum Beispiel beim 400-Meter-Hürdenlauf, aber das möchte ich nicht trainieren – ist mir zu anstrengend. So etwas machen Leute, die ihre Eltern umgebracht haben“, schiebt er mit etwas Humor hinterher und hat gleich ein paar Freunde weniger.

Gute Perspektiven auch im Stabhochsprung

„Ich bin ein Fan von kürzeren Strecken und will mich vor allen Dingen im Stabhochsprung weiterentwickeln“. Da ist der Fun-Faktor garantiert und spektakulär sieht es allemal aus. „Ja, das macht richtig Spaß, wenn man im Stab drin hängt und man merkt, jetzt kommt was und es geht ab nach oben“, schwärmt er von dem Gefühl am Glasfiberstab. Seine Bestleistung liegt mittlerweile bei 5,30 Metern und damit gehört er auch bei den Spezialisten zu den Besten. Im Vorjahr wurde er mit dieser Höhe Sieger bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg.

Auf die abschließende Frage, wie er die Entwicklung des Frauen-Zehnkampfes sieht, mit dem Pendant „Königin der Athleten“, hat der Kronprinz zwei klare Vorstellungen: „Sie sollen endlich die gleichen Geräte wie die Männer bekommen, und natürlich nicht mehr Punkte machen wie ich“, flachst er herum. „Eigentlich habe ich mich mit dem Thema kaum beschäftigt, spare mir deshalb den Kommentar und akzeptiere es.“

von Dirk Gantenberg

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