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Interview mit Jirka Arndt

„Marathon ist Kampf mit sich selbst“

Jirka Arndt steht vor der Herausforderung seines Marathon-Debüts

19.09.01 (fc) Seit seinem achten Platz über 5000 Meter bei den Olympischen Spielen in Sydney wurde es ruhig um Jirka Arndt. Ein Grund war eine lange Verletzungspause, ein anderer seine Entscheidung, den Wechsel von der Bahn auf die Straße in Angriff zu nehmen. Der Marathon ist sein Ziel und am 30. September gibt er in Berlin sein Debüt. Das Leichtathletik-Online-Magazin hat sich mit dem 28-jährigen über seine Erwartungen und seine Ziele unterhalten.

Steeple:
Jirka, es sind nur noch wenige Tage bis zu Deinem Marathon-Debüt. Mit welchen Erwartungen trittst am 30. September in Berlin an?

Jirka Arndt:
Die deutsche Jahresbestzeit von 2:15:57 Stunden ist für mich in jedem Fall ein Ziel. Ich denke, das ist machbar. Ich würde gerne unter 2:15 Stunden bleiben. Ob eine schnellere Zeit möglich ist, weiß ich wohl erst, wenn ich 38 Kilometer hinter mir habe. Bei mir ist im Hintergrund auch immer zu sehen, dass ich lange verletzt war und dieses Jahr eigentlich schon abschreiben konnte. Ich bin diesmal erst zu einem Zeitpunkt wieder eingestiegen, wo sonst oft bereits alles vorbei war.

Steeple:
Wo würdest Du die größten Unterschiede zwischen der Bahn und der Straße festmachen?

Jirka Arndt:
Auf der Bahn ist man visuell doch sehr auf dieses Oval fixiert. Man hat die Zeiten. Die Art und Weise, wie man ein Gefühl dazu aufbaut, ist anders. Die Geschwindigkeit und der Boden sind unterschiedlich. Es ist einfach ein anderes Laufgefühl und deshalb gibt es auch Leute, die nicht mit beidem gleich gut zurechtkommen. Ich habe mich entschieden, von der Bahn wegzugehen und bin bis jetzt mit dieser Entscheidung ganz glücklich und es macht mir Spaß. Man läuft durch Städte und dort lange Geraden. Die Art der Motivation ist dadurch auch anders. Ich habe mit mir selber mehr zu tun, die Umfänge sind länger. Marathon stellt auch einen Kampf mit sich selbst dar. Für mich sind manche Sachen, wie zum Beispiel die Nahrungsaufnahme unterwegs, noch sehr neu. Die Art des Trainings ist natürlich auch unterschiedlich. Läuft man auf der Bahn, trainiert man auch dort. Dadurch, dass ich jetzt alles draußen auf Wald, Straße und Schotterwegen gemacht habe, ergab sich auch eine neue Härte für mich. Ich war in der letzten Zeit nur zwei- oder dreimal auf der Bahn und Spikes hatte ich zum letzten Mal am 30. September 2000 an.

Steeple:
Auf der Bahn warst Du ein Läufer, der oft taktisch sehr mutig auftrat. Ist das beim Marathon wieder ähnlich zu erwarten?

Jirka Arndt:
Die Taktik im Marathon ist nicht vergleichbar mit den 5.000 Metern, es gibt genügend Unterschiede. Ich habe einen Marschplan, an den ich mich bis Kilometer 35 auf alle Fälle halten werde. Danach ist alles offen. Am Anfang zuviel zu riskieren, ist für ein Debüt nicht geeignet. Marathon hat, glaube ich, auch viel mit Beherrschung zu tun. Es sind in Berlin viele Läufer am Start, die schneller unterwegs sein werden. Deshalb will ich mich auch darauf konzentrieren, zum Ende mit möglichst viel Reserven wieder welche einzufangen. Das bleibt auch positiver in Erinnerung.

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