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Trainingslager

Von Ferienstimmung keine Rede

Besuch bei Stephanie Graf im Trainingslager von Caorle


21.12.01 (pm) Die Österreicherin Stephanie Graf, eben erst zu Europas Leichtathletin des Jahres gewählt, sitzt gut gelaunt in einem Cafe in Caorle. Dabei ist ihr im italienischen Badeort – im Winter nicht gerade ein bevorzugter Aufenthaltsort urlaubsuchender Menschen – nur selten zum Lachen zumute. Von Ferienstimmung kann bei Stephanie Graf keine Rede sein. Österreichs Laufwunder bringt sich hier auf Vordermann, um für die nächste Saison gerüstet zu sein. 

„Hallen-Weltrekord“, sprudelt es aus ihr heraus, als sie bei einem gemütlichen Plausch auf ihre Ziele angesprochen wird. Natürlich auch die Hallen-EM in Wien habe bei ihr einen besonderen Stellenwert. Weil sie Österreich liebt. Linz, sinniert sie über das Gugl-Meeting, sei ein überwältigendes Erlebnis. „Das Publikum spürst du hier hautnah.“

Steffi ist ein Gefühlsmensch. Das betont sie immer wieder. Darum machte sie heuer zum ungefähr 15. Mal in Caorle Station. Hier ist es im Winter um rund zehn Grad wärmer als in Österreich. „Von mir zu Hause in zwei Stunden optimal zu erreichen.“ Und dass die Stadt derzeit schläft, wie sie es selbst bezeichnet, sei ihr nur recht. Die Konzentration soll ja vor allem dem Training gelten. Die gefürchtete Laufstrecke etwa sei wie geschaffen für sie. Überwindung ist gefragt. Und das ist gut so. Trainingspartner Philipp Wessely verlangt ihr alles ab. Und umgekehrt. „Er ist mir mit der Kraft voraus“, gesteht die ‚Gräfin‘. Bei der Bewältigung des Programms wiederum tut sich Stephanie leichter. Und sie regeneriert gerade in Caorle sehr schnell.

Drei Stunden weniger Schlaf als daheim
„Hier brauche ich drei Stunden weniger Schlaf als zu Hause – trotz verschärften Trainings.“ Vielleicht deshalb, weil sie sich so wohl fühlt. „Ich bin ja ein Seelenmensch. Das gute Essen, die Gemütlichkeit, aber auch das Temperament der Italiener, das schätze ich besonders. Darum fühle ich mich hier heimisch.“ So hat Graf auch schon das Herz des eher muffeligen Besitzers vom örtlichen Fitnesscenter erobert. „Am Anfang hat er mir viel Geld abgeknöpft. Jetzt stehen zwar noch immer Geräte drinnen, die 30 Jahre alt sind. Aber inzwischen hängt ein Bild von mir an der Wand!“  Steffis gewinnende Art kann Menschen bekehren. Graf ist trotz allen Erfolgs demütig. „Ich bin nach wie vor bei jedem Autogramm, das ich geben kann, stolz. Ich möchte nie verlernen, glücklich zu sein! Ein Teil des Glücks macht natürlich der Erfolg aus. Für mich geht es darum, das gewonnene Terrain nicht anderen zu überlassen!“ Als Hallen-Europameisterin hat sie im März 2002 den Titel zu verteidigen. „Da wird die Luft dünn“, ist sie sich bewusst. Als Jäger tut man sich eben immer leichter als Gejagter.

Grafs Gedanken kreisen aber nicht nur um die Leichtathletik. „Zwischen 65 und 80 möchte ich mit Freundinnen zusammensitzen, Kaffee trinken, gut essen! Am liebsten im Sacher.“ Der weltberühmten Torte kann sie bei ihren zahlreichen Wienbesuchen nicht widerstehen. „Ich werde 90 Jahre alt“, ist Steffi von einem langen Leben überzeugt. Eines, das gegenwärtig vom Sport dominiert wird. „Keiner erlebt Höhen und Tiefen so intensiv wie ein Spitzensportler“, gesteht sie. Aber sie freut sich auch auf die Zeit, in der sie Weihnachtsmärkte besuchen und Skifahren gehen kann. Da kommt der Genussmensch durch…

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