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Golden-League-Meeting in Brüssel

Weltrekord durch Brahim Boulami

Beinahe zweiter Weltrekord: El Guerrouj läuft knapp vorbei

24.08.01 (fc) Es war so etwas ähnliches wie eine „Zeitbombe“, die Weltmeister Hicham El Guerrouj beim Memorial Van Damme in Brüssel über 1500 Meter zündete und die nur um den Hauch von zwölf Hundertstel seinen eigenen Weltrekord verfehlte. 3:26,12 Minuten war die Zeit, die schließlich auf der Anzeigetafel stand. Da dachten wohl manche schon, den Höhepunkt des Meetings erlebt zu haben. Aber die Golden-League hatte an diesem Tag noch etwas in der Reserve. Was dem einen Marokkaner nicht gelungen war, holte ein anderer nach: Brahim Boulami eilte über 3000 Meter Hindernis in 7:55,28 Minuten zu einem neuen Weltrekord und entriss damit den Kenianern die Bestmarke auf ihrer Hausstrecke.

Man kann es getrost als historisch bezeichnen, denn der letzte Rekord eines Nicht-Kenianers im „Steeple“ liegt 25 Jahre zurück. Damals war der Schwede Anders Gärderud in 8:08,02 Minuten dafür verantwortlich und nur zwei Jahre später übernahmen die Kenianer mit Henry Rono das Kommando. Dessen Marke wurde von Leuten wie Peter Koech, Moses Kiptanui, Wilson Boit Kipketer und auf den Tag genau vor vier Jahren von Bernard Barmasei (7:55,72 min) letztlich auf deutlich unter acht Minuten getrieben. Und nun war es mit Brahim Boulami in Brüssel ein Nordafrikaner, der den Kenianern diesen bedeutenden Weltrekord wieder abjagte.

Hicham El Guerrouj sorgte bereits vorher mit seinem Rennen über 1500 Meter für einen weiteren Höhepunkt der Veranstaltung. Als einziger Kontrahent war der Kenianer Bernard Lagat in der Lage, mit dem marokkanischen Weltmeister mitzuhalten und so kam er in 3:26,34 Minuten zu einem neuen großartigen Landesrekord. 

El Guerrouj wahrte damit seine Chancen auf den Gold-Jackpot ebenso wie die Österreicherin Stephanie Graf (1:57,46 min über 800 m) und Olga Yegorova (8:30,09 min über 3000 m). Aus deutscher Sicht überzeugte die Magdeburgerin Ivonne Teichmann, die in 1:58,62 Minuten ihre persönliche Bestzeit und die eigene deutsche Jahresbestleistung als glänzende Vierte über 800 Meter verbesserte.

US-Sprintstar Marion Jones machte mit ihrem Sieg in 10,86 Sekunden in einem schnellen 100-Meter-Rennen ihren Anteil am Golden Jackpot perfekt. Dagegen muss der Schweizer Weltmeister André Bucher nun in Berlin seinen fünften Sieg unter Dach und Fach bringen, nachdem ihm der junge Russe Yuri Borzakovsky in 1:42,47 Minuten eine Niederlage beibringen konnte. Der deutsche Olympiasieger Nils Schumann beendete das Rennen vorzeitig. Ebenfalls noch nachbessern muss Hürden-Weltmeister Allen Johnson (13,24 sec), der mit dem dritten Rang Vorlieb nehmen musste. Es siegte der kubanische Olympiasieger Anier Garcia (13,07 sec).

Weltjahresbestzeit über 200 Meter: Wer ist Joshua „J.J.“ Johnson?

In den Männersprints behaupteten sich die US-Amerikaner Tim Montgomery (9,96 sec) über 100 und Joshua Johnson über 200 Meter, letzterer in der neuen Weltjahresbestleistung von 19,88 Sekunden. Aber wer ist dieser Joshua Johnson? „J.J.“ ist 25 Jahre alt und eigentlich ein völlig unbeschriebenes Blatt. Aus dem letzten Jahr ging er mit einer Bestzeit von 20,60 Sekunden. In diesem Jahr hatte er bis von Anfang Juli eine 20,48 Sekunden über 200 Meter vorzuweisen, stand zumindest über die kürzeren 100 Meter im Endlauf der US-Trials und nun setzte er sich mit einer phänomenalen 200-Meter-Zeit unter zwanzig Sekunden an die Spitze der Weltjahresbestenliste. Den Sprintererfolg der US-Athleten vervollständigte Kelli White, die in ebenfalls exzellenten 22,38 Sekunden über die 200 Meter als Siegerin einlief.

Die 3000 Meter der Männer gehörten diesmal den Äthiopiern, die mit Hailu Mekkonen (7:30,53 min) und Kenenisa Bekele (7:30,67 min) zu einem Doppelsieg vor drei Kenianern kamen. Hingegen untermauerte Violeta Beclea-Szekely ihre Vormachtstellung in diesem Jahr über 1500 Meter. In 3:59,75 Minuten blieb die Rumänin an diesem Abend als einzige Läuferin unter vier Minuten.

Weltmeisterin Nezha Bidouane (MAR) ist zwar weiterhin im Reise- und Wettkampfstress, das konnte sie aber nicht aus der Bahn werfen. Sie siegte auch in Brüssel über die 400 Meter Hürden, diesmal in 53,96 Sekunden. 

Jan Zelezny konnte sich im Speerwurf diesmal nach seiner Niederlage wieder seinem Ruf gerecht werden. 85,54 Meter genügten zum Sieg. Boris Henry wurde mit 82,81 Metern als Vierter bester Deutscher.

Danny Ecker Dritter hinter den US-Boys

Dagegen kam der Leverkusener Danny Ecker (5,80 m) im Stabhochsprung auf Rang drei hinter den US-Amerikanern Jeff Hartwig (5,90 m) und Nick Hysong (5,80 m). Am Sonntag hat Ecker auf der heimischen Anlage die Gelegenheit zu einer Steigerung, wenn er beim Bayer-Meeting mit einigen weiteren Spitzenkräften wie Michael Stolle, Tim Lobinger und Richard Spiegelburg (alle 5,70 m in Brüssel) wieder zu den Stäben greift. 

Im Weitsprung der Männer bezwang Savante Stringfellow (USA) mit 8,31 Metern den Weltmeister Ivan Pedroso (8,30 m) hauchdünn. Sehr knapp ging es auch im Frauen-Hochsprung her. Hier erhielt am Ende die Ukrainerin Vita Palamar nur wegen einem Fehlversuch weniger den Vorzug vor der mit 1,99 Meter höhengleichen Weltmeisterin Hestrie Cloete (RSA).

Die Veranstaltung beschlossen die 10.000-Meter-Läufer, wobei sich fünf Kenianer, angeführt von Mark Bett (27:24,68 min) auf den vorderen Rängen geschlossen einreihten. Als bester Europäer kam der Spanier Jose Rios in 28:07,38 Minuten als Zehnter ins Ziel.