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Grand-Prix-I-Meeting in Lausanne

Ato Boldon brilliert als Doppelsieger

Perec glückt Comeback – Vier Weltjahresbestleistungen

05.07.00 (fc) „Athletissima“ nennt sich das Meeting in Lausanne und steht zugleich für Leichtathletik der Spitzenklasse. Gäbe es „Weltklasse Zürich“ nicht, wäre das zweitgrößte Schweizer Sportfest Gewehr bei Fuß. Drei Stars standen im Blickpunkt des Interesses – und zwei davon enttäuschten! Stabhochsprung-Legende Sergej Bubka wirkte beim Einstieg in die Freiluftsaison ängstlich und gab bei seinem „Salto Nullo“ eine klägliche Figur ab. Donovan Bailey wurde über 100 Meter von Ato Boldon, der in 9,95 Sekunden siegte, und Francis Obikwelu demontiert. Einzig Marie-Jose Perec, die nach längerer Abstinenz wieder in den Leichtathletik-Zirkus zurückkehrte, glückte mit einer Zeit von 22,73 Sekunden und Platz zwei über 200 Meter ihr Comeback. Von den deutschen Teilnehmern war die 400-Meter-Hürden-Läuferin Ulrike Urbansky der Lichtblick, die in 54,70 Sekunden zum zweiten Mal in diesem Jahr unter der Olympianorm blieb. Für Weltjahresbestleistungen sorgten Cathy Freeman (49,56 sec über 400 Meter), Allen Johnson (13,06 sec über 110m Hürden), Debbie Ferguson (22,43 sec über 200 Meter) und zur Freude des Publikums der Schweizer Andre Bucher mit einer Zeit von 1:43,12 Minuten über 800 Meter. Hallen-Europameisterin Erica Johansson (SWE) sorgte bereits am frühen Abend mit einem Satz auf 7,04 Meter und einer tollen Serie für eine glänzende Leistung im Weitsprung. Susen Tiedtke (D) wurde mit 6,49 Metern nur Neunte. Cathy Freeman (AUS) ließ es über 400 Meter wenig später erstmals so richtig „krachen“. Mit 49,56 Sekunden lief sie Weltjahresbestzeit und gönnte sich nachher ein zufriedenes Lächeln. Stark auch die geschlagenen Lorraine Graham (JAM) und Olga Kotlyarova (RUS).

Der Comebackversuch von Sergej Bubka (UKR) ging gründlich daneben. Er verabschiedete sich ohne gültigen Sprung in enttäuschender Manier aus dem Wettkampf. Auch Danny Ecker (D) lieferte bei 5,50 Metern einen „Salto Nullo“ ab. Der mit Sprüngen in dieser Saison sparsame Weltmeister Maxim Tarasov (RUS) folgte bei 5,80 Metern (seiner Einstiegshöhe!) seinem Beispiel. Dort scheiterte schließlich auch Tim Lobinger. Es siegte der Australier Dimitri Markov mit 5,85 Metern.

Nach der Schlappe von Zagreb zeigte Gail Devers über 110 Meter Hürden wieder ihre Klasse. In 12,50 Sekunden verwies sie die Nigerianerin Glory Alozie und Olga Schishigina (KAZ) auf die Plätze. Die US-Amerikanerin ging nach kurzer Pause auch über die 100 Meter flach an den Start. Dort gaben jedoch die Konkurrentinnen den Ton an. Wie in Athen war die Griechin Ekaterina Thanou in 10,91 Sekunden die Schnellste vor Zhanna Pintusevich (UKR; 10,94 sec). Andrea Philipp (D) lieferte im B-Lauf 11,34 Sekunden ab. Über 200 Meter gab Marie-Jose Perec (FRA) ihr mit Spannung erwartetes Comeback nach langer Pause und zog sich als Zweitplatzierte mit einer Zeit von 22,71 Sekunden hinter Debbie Ferguson von den Bahamas, die in 22,43 Sekunden gewann, achtbar aus der Affäre.

Donovan Bailey (CAN) stand im Männersprint im Blickpunkt des Interesses, nachdem er vor einer Woche in Luzern eine Zeit von 9,97 Sekunden über die 100 Meter gelaufen war und in Lausanne auf schnelle Sprintkollegen traf. Die Anspannung der Asse war zu spüren. Bailey und Ato Boldon verursachten Fehlstarts, aber den Mann aus Trinidad/Tobago kümmerte das wenig. Er lief in 9,95 Sekunden zum Sieg vor dem Nigerianer Francis Obikwelu (9,97 sec). Bailey (10,12 sec) stritt sich mit dem restlichen Feld um die Plätze. Ato Boldon setzte mit einem starken Finish über die 200 Meter in 19,97 Sekunden noch eins drauf! Damit gab der Ex-Weltmeister einen Warnschuss in Richtung der Konkurrenz ab. Zweiter wurde wieder Obikwelu (20,01 sec).

Über 110 Meter Hürden trafen mit Anier Garcia und Allen Johnson die beiden Jahresschnellsten aufeinander und stellten ihre Extraklasse unter Beweis. Seite an Seite sprinteten sie dem Ziel entgegen und pushten sich zur Weltjahresbestleistung von 13,06 Sekunden. Das Zielfoto wies den US-Amerikaner als Sieger dieses spannenden Laufs aus – mit einer Hundertstel Sekunde vor dem Kubaner!

Das 1500-Meter-Rennen wurde von Noah Ngeny in 3:31,61 Minuten kontrolliert. Bei den Frauen konnte sich 800-Meter-Weltmeisterin Ludmila Formanova (CZE) in 1:59,94 Minuten gegen die Hallen-Europameisterin Stephanie Graf (AUT) behaupten. Linda Kisabaka (D) verpasste in dem unkoordinierten Lauf die Olympianorm von zwei Minuten deutlich. Gewohnt entschlossen bestritt Kutre Dulecha (ETH) die 1500 Meter als Siegerin in 4:03,36 Minuten. Mark Eplinius (D) führte den Algerier Djabir Said-Guerni auf eine schnelle erste Runde über 800 Meter. Dem WM-Dritten ging aber auf den letzten hundert Metern die Puste etwas aus und er wurde unter stehenden Ovationen der Zuschauer vom Schweizer Andre Bucher überflügelt, der in 1:43,12 Minuten eine neue Weltjahresbestleistung lief.

Der Ukrainer Juri Belonog gewann das Kugelstoßen mit 20,46 Metern. Michael Mertens (D) wurde mit 19,50 Meter Fünfter. Das Speerwerfen ging an den Tschechen Jan Zelezny mit 87,66 Metern. Er musste dann aber den Wettkampf verletzungsbedingt abbrechen. Im Weitsprung holte sich der Kubaner Ivan Pedroso mit dem letzten Sprung den Sieg (8,33 m), nachdem Kareem Streete-Thompson (CAY) mit 8,24 Metern vorübergehend zu ihm aufgeschlossen hatte. Die Deutschen Kofi Amoah Prah und Konstantin Krause konnten die Acht-Meter-Marke nicht bezwingen.

Hestrie Storbeck-Cloete, die im vergangenen Jahr als Aufsteigerin mit 2,04 Metern die Saisonbeste war, gab in Lausanne ihr Europadebüt 2000. Mit Erfolg! Sie machte bei 2,00 Metern den Sieg mit der überraschend starken Kasachin Svetlana Zalevskaja aus, nachdem aber beide an dieser Höhe scheiterten, siegte die Südafrikanerin mit 1,97 Metern.

Ulrike Urbansky (D) überzeugte über 400 Meter Hürden mit dem zweiten Rang hinter der neben ihr laufenden Olympiasiegerin Deon Hemmings (JAM; 54,18 sec) und holte sich mit einer Zeit von 54,70 Sekunden ihr Sydneyticket. „Ich wusste, dass ich das drauf habe“, stellte sie nachher zufrieden fest. Den Männer-Lauf entschied der Südfafrikaner Llewellyn Herbert in 47,99 Sekunden für sich.

Über 5000 Meter wurde die Phalanx der Afrikaner wieder deutlich. Schon rasch setzte sich der junge Äthiopier Million Wolde mit einer Gruppe Kenianer vom restlichen Feld ab. Als Sieger machte der 18jährige Sammy Kipketer mit einer Zeit von 13:01,93 Minuten auf sich aufmerksam. Er besiegte den aufstrebenden Benjamin Maiyo und Routinier Paul Tergat. Daniel Komen konnte in dem Rennen keine Akzente setzen.

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