Grand-Prix-I-Meeting in Stockholm
Marion Jones dominiert die 100 Meter
Yegorova läuft Weltjahresbestzeit – Balakhonova besiegt Dragila
01.08.00 (fc) Das altehrwürdige Olympiastadion von Stockholm hat schon so manche Leichtathletik-Geschichte geschrieben. So gab es auch bei der diesjährigen Auflage von „DN Galan“, wie sich das dortige Grand-Prix-Meeting nennt, einige Höhepunkte. US-Sprinterin Marion Jones dominierte die 100 Meter in windunterstützten 10,68 Sekunden. Hingegen enttäuschte Olympiasieger Donovan Bailey in Vor- und Endlauf, den Ato Boldon in 10,01 Sekunden gewann. Beim Stabhochsprung der Frauen besiegte die Ukrainerin Anzhela Balakhonova die Weltrekordhalterin Stacy Dragila. Ein schnelles Rennen gab es über 5000 Meter bei den Frauen, das die Russin Olga Yegorova in der Weltjahresbestzeit von 14:42,91 Minuten für sich entschied.
Dreispringer Charles Friedek mühte sich nach seinem deutschen Meistertitel von Braunschweig und seiner Verletzungspause um den Anschluss im internationalen Zirkus. Der Weltmeister hatte im Gegensatz zu den Titelkämpfen, als er fünfmal übertrat, diesmal nur mehr zwei Fehlversuche. Im letzten Versuch verbesserte er sich noch auf 16,76 Meter, musste sich jedoch Vize-Weltmeister Rostislav Dimitrov, der mit 17,30 Metern überlegen gewann, dem Briten Larry Achike (16,99 m) und dem überraschenden Christian Olsson (16,86 m) geschlagen geben.
Über 3000 Meter Hindernis kam es zu einem kenianischen Dreifachsieg durch die Olympiastarter Reuben Kosgei (8:08,58 min), Bernard Barmasei und Wilson Boit Kipketer. Weltmeister Christopher Koskei, der bei der Olympiaausscheidung auf der Strecke blieb, konnte keine Akzente setzen und wurde nur Neunter.
Der Mexikaner Alejandro Cardenas feierte über 400 Meter in 45,31 Sekunden einen weiteren Sieg in dieser Saison, gefolgt von dem Südafrikaner Hendrik Mokganyetsi (45,37 sec) und Jerome Young (45,48 sec). Antonio Pettigrew (USA) gab auf der Zielgerade verletzt auf.
Im hochklassig besetzten Stabhochsprung-Wettbewerb der Frauen zitterte sich Weltrekordhalterin Stacy Dragila gerade mal so über 4,35 Meter im dritten Versuch und steigerte sich anschließend noch auf 4,45 Meter. Das reichte nicht für den Sieg, den sich die Vize-Weltmeisterin Anzhela Balakhonova (UKR) mit 4,50 Metern holte. Die Deutsche Nastja Ryshich ging in diesem Weltklassefeld unter. 3,95 Meter reichten nur für den elften Platz.
Über 100 Meter Hürden besiegte Delloreen Ennis-London in 12,74 Sekunden das US-Girl Melissa Morrison (12,82 sec). Die Jamaikanerin macht damit weiter auf sich aufmerksam. Bei den Männern gewann standesgemäß der Weltjahresbeste Allen Johnson (USA) in 13,15 Sekunden vor dem Holländer Robin Korving (13,25 sec). Der Österreicher Elmar Lichtenegger enttäuschte mit einer Zeit von 13,68 Sekunden etwas.
Trine Hattestad, die in diesem Jahr den Weltrekord schon zweimal verbesserte, bestimmte den Speerwurf mit einem neuen Stadionrekord von 67,92 Metern und ließ keine Zweifel an ihrer Favoritenrolle für Sydney aufkommen. Die Kubanerin Osleidys Menendez (65,50 m) wurde Zweite. Den Männerbewerb bestritt der Russe Sergej Makarov mit 83,42 Metern erfolgreich. Der deutsche Vertreter Peter Esenwein wurde mit 76,34 Metern nur Zwölfter.
Eine hochkarätige Besetzung traf im Finale über 100 Meter aufeinander. Donovan Bailey (CAN) war als Vorlauffünfter noch gerade mal so in den Endlauf gerutscht. Einen entsprechend trägen Eindruck hinterließ er auch dort mit schwachen 10,27 Sekunden, humpelte nach dem Zieleinlauf sogar von der Bahn. Der Doppelsieger von Oslo, Ato Boldon, bestätigte in 10,01 Sekunden vor Obadele Thompson (ebenfalls 10,01 sec) seine gute Form. Mit Jon Drummond verletzte sich in Stockholm ein weiterer US-Olympiastarter nach Pettigrew. Marion Jones bekam es bei den Frauen auch mit harter Konkurrenz zu tun. Die 25jährige kümmerte das aber herzlich wenig. In 10,68 Sekunden lief sie windbegünstigt eine Bombenzeit!
Weltmeister Vjacheslav Voronin (RUS) entschied den Hochsprung mit 2,32 Metern für sich. 2,29 Meter überquerten Kwaku Boateng (CAN), Stefan Holm (SWE) und Staffan Strand (SWE). Vize-Weltmeister Mark Boswell (CAN) blieb als Neunter deutlich unter seinen Möglichkeiten. Die US-Weitspringerin Dawn Burrell erzielte mit 6,98 Metern die größte Weite und eine neue persönliche Bestleistung. Den zweiten Rang belegte die schwedische Hallen-Europameisterin Erica Johansson (6,78 m). Ihre Landsfrau Kajsa Bergqvist gewann den Hochsprung mit 1,96 Metern vor der höhengleichen Inga Babakova (UKR).
Die Russin Olga Yegorova glänzte über 5000 Meter in der Weltjahresbestleistung von 14:42,91 Minuten und überraschte die Elite aus Kenia und Äthiopien mit ihrem Angriff auf der letzten Runde. Tegla Loroupe (KEN) wurde nur Siebte in 14:48,04 Minuten. Der Kenianer Japheth Kimutai verbesserte ebenfalls die Jahresbestzeit über 1000 Meter in 2:14,28 Minuten. Richard Limo siegte über 5000 Meter in 13:04,79 Minuten.
Die schnellen Russinnen stellten sich über 800 Meter und mussten eine Niederlage hinnehmen. Auf den letzten 200 Metern schob sich Maria Mutola (MOZ) an die Spitze und siegte in 1:57,00 Minuten vor der Österreicherin Stephanie Graf (1:57,32 min), die nach einer Krankheit wieder ins Renngeschehen eingriff. Die Kenianer bekamen über 1500 Meter eine Lehrstunde vom Spanier Andres Diaz erteilt. Der WM-Fünfte griff eingangs der letzten Runde an und konnte die Gegenattacke von Bernard Lagat in 3:32,76 Minuten abwehren.
Ludmila Engquist verabschiedete sich in Stockholm von ihren Fans. Die Schwedin, die im vergangenen Jahr nach einer Brustkrebsoperation noch WM-Bronze geholt hatte, muss ihre Spikes an den Nagel hängen und ließ sich auf einer ganz besonderen Ehrenrunde unter Tränen noch einmal feiern!
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