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Das WM-Jahr 2001 im Rückblick

Edmonton war unvergesslich

Nachdem ich im letzten Jahr um zehn Sekunden an der Olympia-Teilnahme gescheitert war, habe ich mich diesmal schon sehr früh für die Weltmeisterschaft in Edmonton qualifiziert. Bereits am 8. April gelang es mir, das WM-Ticket als eine der allerersten Athletinnen zu sichern. Von dem Tag an hatte ich vier Monate Zeit, mich zielgerichtet auf den Wettkampf in Kanada vorzubereiten. Das gab mir die Möglichkeit,  jeden weiteren Wettkampf etwas lockerer zu sehen, und nicht, wie im Olympia-Sommer, immer zu bangen und unter Druck zu stehen, um die Norm noch zu erreichen. Beim Europacup belegte ich den 15. Platz und bereits dort wusste ich, es geht voran.

Nach den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart, bei denen ich mich durchsetzen konnte, flog ich bereits in die Weltmeisterschaftsvorbereitung nach Flagstaff in Arizona. Dort war ich ganze drei Wochen. Das Training lief von Tag zu Tag immer besser, und das Wichtigste war, dass ich auch die drei Wochen ohne Unterbrechung durchtrainieren konnte. Die nächste Zwischenstation lag bereits in Kanada. Calgary lautete das Ziel, dort traf sich die ganze Nationalmannschaft, um sich zusammen vorzubereiten. In so einer Form gab es das noch nie. So hatte man die Möglichkeit, alle schon im Vorfeld besser kennen zu lernen, da viele neue Gesichter in der Mannschaft waren. Am schönsten war da natürlich die Taufe, die alle Neulinge über sich ergehen lassen mussten.

Von Tag zu Tag sind dann die ersten nach Edmonton abgereist. Da ich erst später dran war, musste ich mit als Letzte in der Olympiastadt von 1988 aushalten. Die Spannung stieg natürlich. Wir verfolgten alles so gut wie möglich im Fernsehen und im Internet. Ich wollte auch endlich nach Edmonton…

Zwei Tage vor dem Wettkampf ging es dann endlich los. Als ich ankam, war es erst mal vorbei mit der inneren Ruhe, denn man befand sich sofort mitten im Geschehen. Wir hatten ein sehr schönes Hotel, wo man sich gut ablenken konnte. Zu den Mahlzeiten im Nebenhotel hatten wir es nicht weit. Dort fuhren auch die Busse zum Wettkampf- bzw. Nebenstadion. Es war alles gut durchorganisiert.

Am Vortag meines Starts hatte ich dann schon die ersten Fernsehinterviews und ich wusste, es wird ernst. Mein Wettkampftag war gekommen. Leider war ich erst am Abend dran, aber das kann man nicht ändern. Ich mag das nicht so sehr, da man den ganzen Tag darauf wartet und die Aufregung steigt. Ich hatte mich aber gefreut, dass es losgeht. Im Stadion war die Aufregung auf dem Höhepunkt. Unser erster Kilometer war sehr langsam, aber das ist bei internationalen Wettkämpfen nicht überraschend. Von Runde zu Runde ging es bei mir immer besser und habe darauf gewartet, bis sich das Hauptfeld auseinanderreißt und ging mein Tempo. 

Ich habe noch nie zuvor so viele Geherinnen eingeholt wie in Edmonton, und das hat natürlich aufgebaut. Es war ein Wahnsinnserlebnis. Als es dann Richtung Ziel ging, dachte ich nur: Das ist ein Traum. Ich konnte es nicht fassen, dass ich es wirklich geschafft haben soll. Man wünscht es sich so sehr, aber das an diesem Tag dann auch alles stimmt, war einfach zu schön und unvergesslich. Danach konnte ich natürlich die restliche Zeit in Edmonton genießen und am Ende schön feiern! Ich wusste, dass sich die sechs Wochen unterwegs zu sein, gelohnt haben.