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Junioren-Weltmeisterschaft in Chile

Auf den Spuren der Eltern

Sebastian Gatzka will ins Halbfinale und neue Bestzeit laufen

06.10.00 (fc) „Ich habe volles Programm“ sagt Sebastian Gatzka im Hinblick auf die bevorstehende Junioren-Weltmeisterschaft in Chile. Dort wird er die deutschen Farben über seine Paradestrecke, die 200 Meter, und in der Sprintstaffel vertreten. Der 18jährige möchte beim Saisonhöhepunkt in den Bereich seiner Bestleistung laufen. „Wenn ich im Halbfinale gut aussehe, würde mir das schon gefallen“, fügt er hinzu.

„So schlecht sieht das für mein Alter gar nicht aus“, beurteilt Sebastian seine Leistungen im nationalen Vergleich. Beim DLV-Meeting in Dortmund stellte er sich im Juli der deutschen Spitze und zog sich in 21,25 Sekunden über 200 Meter mehr als achtbar aus der Affäre. Dort schnupperte er schon mal die Meeting-Luft, die bald öfter auf ihn warten wird. Zugleich glückte der Wettkampf als Generalprobe für die Deutschen Jugend-Meisterschaften. In Dresden war er mit der stärkste Nachwuchssprinter und gewann vier von fünf Läufen. Nur im 100-Meter-Finale musste er sich als Zweiter geschlagen geben. Über 200 Meter steigerte er sich auf die aktuelle Bestleistung von 21,22 Sekunden und ließ seine Konkurrenten deutlich hinter sich. Bei der DLV-Junioren-Gala in Mannheim lief er später in 21,29 Sekunden ein weiteres Mal in diesen Bereich. Auf die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig verzichtete er in diesem Jahr, um mit seinen Kräften hauszuhalten. Dort will er aber bald bei den Männern auch im Endlauf stehen. „Wenn ich mich weiter so entwickele, sehe ich eine realistische Chance, dass ich dort gut mitlaufen kann“, ist Sebastian überzeugt. 

Im vergangenen Jahr schrieb er sozusagen „hessische B-Jugend-Geschichte“. 35 Jahre lang stand der Rekord von Jochen Eigenherr über 100 Meter wie ein Fels in der Brandung. Dann war es dem Bebraer vorbehalten, diese Bestmarke um sieben Hundertstel auf 10,67 Sekunden zu verbessern. Eine Verletzung stoppte ihn schließlich. Bei den letztjährigen Jugend-Titelkämpfen zog er sich im 100-Meter-Endlauf eine schmerzhafte Zerrung zu und konnte eine Woche später bei der U18-Weltmeisterschaft in Polen, für die er sich natürlich qualifiziert hatte, nicht starten. „Das war nicht so toll“, hat er an diesen Rückschlag keine guten Erinnerungen. Mit der Berufung in den C-Kader, wodurch auch die Teilnahme an der Junioren-WM 2000 als Ziel ausgegeben war, erhielt er zumindest unmittelbar nach den Meisterschaften noch ein kleines Trostpflaster und eine neue Motivation von Verbandsseite. Sebastian Gatzka bestätigte die in ihn gesetzten Hoffnungen und buchte sein Chile-Ticket. „Das Finale wäre mein Traumziel“, erkennt er angesichts der zu erwartenden internationalen Konkurrenz die Relationen. Nach zwei Länderkämpfen und einer Jugend-Weltmeisterschaft streift er nun das DLV-Trikot zum vierten Mal über. 

Bereits vor den Osterferien wird Sebastian Gatzka sein Abitur sicher haben. „Das hoffe ich doch“, scherzt er und spekuliert darauf, dass er seinen Wehrdienst in der Sportförderkompanie ableisten kann. „Das wäre eine optimale Förderung“, sieht er darin für sich eine große Chance, sich auch sportlich weiter zu entwickeln. Mit einem anschließenden Studium hat er sich seinen Weg nach dem Ende der Schulzeit bereits vorgezeichnet.

Der Weg in die Leichtathletik war bei Sebastian vorgegeben. Sein Vater bestritt in seiner aktiven Zeit die 400 Meter und von seiner Mutter scheint er die Vorliebe für die 200 Meter mitbekommen zu haben. Mit acht Jahren wagte der Filius bereits den Einstieg. „Das hat mir solchen Spaß gemacht, dass ich das weiter verfolgt habe“, erinnert er sich rund zehn Jahre später. Seit 1997 trainiert er richtig intensiv. Mit der Schülerklasse fing er an, sich auf die Sprints zu verlagern, nachdem er vorher in den Mehrkämpfen die Grundlagen dafür schaffen konnte. „Das war optimal“, fällt sein Fazit dazu aus. Auch schon als Achtjähriger lagen im Sprint seine Stärken, was natürlich nicht zuletzt mit den Genen zu tun hat, die ihm seine Eltern mit auf den Weg gaben. Sein Vater ist im Vorstand der LG Alheimer Rotenburg-Bebra tätig, von der mit Stabhochspringerin Annika Becker ein weiteres Vereinsmitglied nach Chile fliegt, und Sebastian selbst fungiert als Webmaster für die gelungene Vereinshomepage www.lg-alheimer.de, nachdem er sich in seiner Freizeit mit Computer und Internet beschäftigt. 

Etwas schade findet Sebastian die aktuelle Krise bei den Männern im Sprintbereich und verweist auf Tim Goebel, der nach seinem Hallentitel verletzungsbedingt keine Freiluftsaison bestreiten konnte und in Chile fehlt. „Tim hat was drauf“, ist er überzeugt von den Perspektiven des jungen Kölners. Und vielleicht kann mit ihm gemeinsam Sebastian Gatzka in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass es mit den Sprints in Deutschland wieder aufwärts geht! Die Junioren-Weltmeisterschaft ist die nächste Station für den sympathischen Bebraner.

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