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Deutsche Meisterschaften in Braunschweig

Begeisterungsfähiges Publikum

Emotionaler Ausbruch des Falk Balzer – Wer fährt nach Sydney?

31.07.00 (fc) Die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig waren eine gelungene Veranstaltung. Dafür sorgte vor allem ein begeisterungsfähiges Publikum, das die sportlichen Leistungen der Aktiven honorierte. Häufig gab es Standing Ovations, sobald die Läufer auf die Zielgerade einbogen. Beim Stabhochsprung der Frauen wurden sogar schon am frühen Nachmittag die jungen Nachwuchsspringerinnen, die mit Höhen von 3,40 oder 3,55 Meter kämpften, mit rhythmischem Klatschen unterstützt. Trotzdem gelang es nur wenigen Athleten, noch auf den Zug nach Sydney aufzuspringen.

Emotionaler Ausbruch des Falk Balzer
Hohe Wellen, nicht nur in den Medien, schlug der verbale Schlagabtausch von Hürdensprinter Falk Balzer unmittelbar nach dem Zieleinlauf mit Claude Edorh. Brust an Brust, Nase an Nase standen die beiden da und warfen sich gegenseitig heftige Worte um die Ohren. „Trash-Talk“ – in anderen Sportarten durchaus üblich, in der Leichtathletik doch eher etwas mit Seltenheitswert. Was war passiert? Edorh hatte sich am Start mit seinen Vorbereitungen Zeit gelassen. Mehr Zeit, als Falk Balzer lieb war. Der Jenaer, für den es um die Olympia-Qualifikation ging, kam daraufhin schlecht aus dem Startblock und wurde nur Dritter. Danach lagen die Nerven blank. Während der enttäuschte Falk Balzer seinem Unmut vor laufender Fernsehkamera Luft machte, saß Claude Edorh ein paar Meter weit weg kopfschüttelnd auf den Umkleidebänken. Das Rennen hatte der routinierte Florian Schwarthoff etwas überraschend für sich entschieden und freute sich gemeinsam mit dem überglücklichen Ralf Leberer über die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Rund dreißig Minuten später posierten die beiden alleine für das Siegerfoto, nachdem Falk Balzer die Siegerehrung unmittelbar nach Abschluss des „Pflichtteils“ unter Pfiffen der Zuschauer verließ. Der Hürdensprinter selbst äußerte sich noch am späten Abend im LA-Forum zu seinem Verhalten in Braunschweig.

Wer fliegt nach Sydney?
Michael Mertens, Yvonne Buschbaum und Christian Rhoden waren die einzigen Athleten, die in Braunschweig ihr Olympiaticket unter Dach und Fach brachten. Nur wenige sogenannte „Härtefälle“ werden bei der Nominierung durch den DLV, der seine Vorschläge zur endgültigen Entscheidung an das NOK weiterleitet, zur Diskussion stehen. Ganz oben auf dieser Liste steht 800-Meter-Läuferin Claudia Gesell, die bei den Titelkämpfen im Vorlauf unter den geforderten zwei Minuten blieb und dann im Finale mit einem Start-Ziel-Sieg beeindruckte. Für die Leverkusenerin waren es erst die Läufe drei und vier in dieser Saison, nachdem sie im Juni vom Pech verfolgt war, neben einer Krankheit und einer Verletzung bei einem schweren Autounfall mit dem Schrecken davon kam. Hürdensprinterin Kirsten Bolm befand sich im Juni auf der aussichtsreichen Jagd nach den 12,90 Sekunden und scheiterte zwei mal knapp. Plötzlich stoppte sie eine Erkrankung. Erst nach vier Wochen setzte sie in Chemnitz ihre Saison fort. In Braunschweig siegte sie in 13,04 Sekunden. Zu wenig für ein Olympiaticket? Im Pech war Weitspringerin Sofia Schulte, die am Wochenende im letzten Versuch die zweite Normerfüllung nur um einen Zentimeter verpasste. Marc Blume sprintete sich endlich unter die 10,20 Sekunden über 100 Meter. Ob dieser einmalige Leistungsnachweis dem DLV für eine Nominierung reicht, scheint aber mehr als fraglich, nachdem von Verbandsseite in den letzten Woche eine doch recht harte Linie prognostiziert wurde. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass eine Härtefallregelung an sich nur für Spitzenathleten gilt, die bei der letzten WM unter den ersten Zehn platziert waren. Das wäre somit vor allem für Hochspringer Martin Buss ein Thema, der in dieser Saison verletzungsbedingt noch keinen Wettkampf bestritt, allerdings auch nicht an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen konnte. Über ihre Staffelnominierung sollten die 100- und 400-Meter-Läuferinnen auch ohne Normerfüllung zu Einzelstarts in Sydney kommen. Der DLV legt seine Vorschläge am Dienstag (1.8.) fest, das NOK entscheidet am 3. August darüber. Eine Aufstellung mit den Namen aller Athleten, die die Vorgaben des DLV komplett erfüllt haben, finden Sie unter www.sydney-aktuell.de. 

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