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Interview mit Ralf Leberer

„Weiß nicht, wo ich stehe“

Der Ulmer will die Zeit bis zu den Deutschen Meisterschaften nutzen

09.06.01 (fc/dg) Der Start in die Freiluftsaison lief für Hürdensprinter Ralf Leberer nicht gerade nach Maß. Mit einer 13,92 Sekunden hatte er am 18. Mai in Doha seine Saison eröffnet. Über die Hochschulmeisterschaften in Dijon steigerte er sich nun beim DLV-Meeting in Dortmund auf 13,70 Sekunden, was immerhin der IAAF-WM-Norm entspricht. Der DLV fordert allerdings eine Zeit von 13,45 Sekunden. Ein Ticket hat der deutsche Hallenmeister schon sicher – das zur Universiade in Peking. Gerne würde er aber vorher auch bei der Weltmeisterschaft in Edmonton antreten. Deshalb will der Olympia-Teilnehmer des letzten Jahres an seiner Form und seiner Technik feilen, um bei den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart ein Wort um den Titel mitreden zu können. Dirk Gantenberg hat sich für das Leichtathletik-Online-Magazin mit dem sympathischen Ulmer, der neben dem Leistungssport noch 30 Stunden die Woche arbeitet, unterhalten und dabei auch auf die letzten Monate zurückgeblickt.

Steeple:  Wie ist der Stand Deiner WM-Saison, Ralf ? Offensichtlich bist Du nicht ganz zufrieden mit dem Deinem Lauf…

Ralf Leberer: 

Ja, letztes Jahr war das kein Problem. Da bin ich solche Zeiten am Fließband gelaufen. Elfmal unter 13,50 Sekunden. Die Grunddaten stimmen bei mir und ich bin jetzt etwas verunsichert, weil ich nicht weiß, wo ich stehe. Ich habe mir letztes Jahr nie Gedanken gemacht, wie ich über eine Hürde laufe, ich bin einfach gelaufen, gelaufen, gelaufen…

Steeple: 

Man hört, Du hast an Deiner Technik gearbeitet ?

Ralf Leberer: 

Ich habe jetzt im Trainingslager versucht, einige Sachen zu verbessern, mit dem letzten Schritt vor der Hürde war ich nicht zufrieden. Aber eine Umstellung innerhalb von zwei Wochen im Trainingslager, das kann man eigentlich nicht machen. Ich will jetzt in den drei Wochen bis zur Deutschen Meisterschaft versuchen, meinem eigenen Laufstil wieder zu finden, und dann neu aufbauen. Ich denke, in Stuttgart kann ich dann wieder um Platz eins mitkämpfen.

Steeple: 

Hat Dir der Hallentitel von Dortmund den nötigen Auftrieb für die Sommersaison gegeben ?

Ralf Leberer: 

Also ich sage mal, die Erholungsphase nach Sydney war bei mir zu kurz. Ich habe nur drei Wochen Pause gemacht und mich dann gleich wieder auf die Hallensaison vorbereitet. Die letzte Saison war extrem stressig, da musste ich jedes Wochenende zu ein bis zwei Wettkämpfen und das hat mich ziemlich ausgepowered. Ich bin die Qualifikation zwar sehr schnell gelaufen, aber ich wusste, da sind vier Athleten, die die Norm schaffen konnten, aber nur maximal drei kommen mit nach Sydney.

Steeple: 

Was hättest Du denn im nachhinein anders gemacht ?

Ralf Leberer: 

Ja, vielleicht hätte ich es so machen sollen wie der Florian Schwarthoff und sagen, ich lasse die Hallensaison weg und konzentriere mich auf die Freiluftsaison. Dann hätte ich jetzt mehr Energie, für den Sport und meinen Job.

Steeple: 

Was machst Du da genau ?

Ralf Leberer: 

Ich bin Diplom-Ingenieur Elektrotechnik und wissenschaftlicher Angestellter an der Uni Ulm. Ich möchte da gerne promovieren. Zur Zeit habe ich eine Dreiviertel-Stelle und muss 30 Stunden in der Woche arbeiten. Man hat eigentlich keine Zeit für etwas anderes und die Fahrerei am Wochenende ist es, die einen auszehrt. Ich hätte einfach mal zwei Monate abschalten sollen. Für die Studenten-WM in Peking habe ich mich ja schon qualifiziert. Das ist auch schon mal was Großes, also von der Anzahl der Athleten, sicherlich nicht von der Qualität, im Vergleich zur Weltmeisterschaft in Edmonton. Ein Erlebnis wird es aber auf jeden Fall.

Steeple: 

Wo startest Du noch bis zur DM in Stuttgart ?

Ralf Leberer: 

Morgen bin ich in Osnabrück, dann möchte ich in Nürnberg starten und, nachdem das mit dem Europacup nicht geklappt hat, wird dieses Wochenende am 23. und 24. Juni für mich frei sein (lacht). Dann die Deutschen Meisterschaften.

Steeple: 

Danke für das Gespräch