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Road to Sydney

Zweimal Olympia-Gold im Visier

Weltmeister Maurice Greene will danach große Party feiern 

13.09.00 (fc) Maurice Greene hat gelernt, sich in Szene zu setzen – auf der Bahn und auch abseits davon. Als er im Juni letzten Jahres mit 9,79 Sekunden in Athen Olympiasieger Donovan Bailey den Weltrekord entriss, stand endgültig und unwiderruflich fest: ein neuer Supersprinter hatte das Kommando übernommen. Mittlerweile soll sein Startgeld bei 100.000 Dollar pro Antritt liegen. Eine Gage, die zu Leistung verpflichtet. Leistung, die Greene in diesem Jahr dreimal nicht bringen konnte. In Helsinki, Gateshead und Athen musste er sich geschlagen geben. Es deutet jedoch alles darauf hin, dass das nur unbedeutende Schönheitsfehler in seiner Bilanz des Olympiajahres sind. In wenigen Tagen will er in Sydney Gold über 100 Meter und in der Staffel holen.

„I’m Olympian – I’m Olympian!“, freute sich Maurice Greene lauthals, als er bei den Olympia-Trials im Juli in Sacramento nach seinem erfolgreichen Endlauf über 100 Meter die Bühne zur Pressekonferenz betrat. Sofort war klar, was ihm diese Qualifikation bedeutet. Vier Jahre zuvor war er nach Atlanta gefahren – als Zuschauer. Von den Rängen aus verfolgte er, wie Donovan Bailey in 9,84 Sekunden Weltrekord lief. Einen Rekord, dem es vorbehalten war, von ihm drei Jahre später gebrochen zu werden. Damals war das in den Gedanken des Sprinters selbst mehr Traum als realistisches Ziel. Es schien ein langer Weg zu sein.

1995 flackerte der Stern von Maurice Greene erstmals auf. Bei den US-Ausscheidungen hatte er sich für die Weltmeisterschaft in Göteborg qualifiziert. Dort konnte er aber noch keine Akzente setzen. Im Anschluss daran tourte er noch etwas durch Europa. Auch dem Letzigrund in Zürich stattete er einen Besuch ab. Er staunte nicht schlecht, als er in einer Sportillustrierten einen Bericht über die Trials in den Staaten mit einem Bild von ihm entdeckte, das er noch nie vorher gesehen hatte, und holte rasch seinen Coach herbei. Damals lief er noch für ein Taschengeld und war froh über ein paar Prämien.

Heute ist Maurice Greene ein Star, ein Superstar. Im Olympiajahr, wenn auch in den USA alle Augen und Hoffnungen auf dem 26jährigen ruhen, ganz besonders. „Wer sagt, dass ich Favorit bin?“, wollte er bei seiner Ankunft in Australien Anfang der Woche von den Reportern wissen und versuchte, seine Favoritenrolle herunterzuspielen. Aber niemand nimmt ihn mit dieser Frage ernst und auch er selbst weiß, dass die Operation Gold lautet. Die Zeit interessiert ihn dabei nicht: „Selbst wenn ich 10,40 Sekunden laufe und damit Gold gewinne, werde ich glücklich sein!“ Bereits vor einiger Zeit kündigte er eine große Party an, wenn es mit seinen zwei Goldmedaillen in Sydney klappt. Im Gegensatz zu den Plänen seiner Kollegin Marion Jones, die von fünf Olympiasiegen träumt, erscheint Maurices Ansinnen realistisch. Er ist in diesem Jahr die vier schnellsten Zeiten des Jahres gelaufen. Die USA stellen vier Sprinter, die alle schon unter zehn Sekunden geblieben sind. Nur ein Wechselfehler kann sie auf dem Weg zu Staffelgold bremsen. Im Vorfeld der Wettkämpfe wird nichts dem Zufall überlassen. Manager Emmanuel Hudson hat für die HSI-Gruppe, der Maurice Greene angehört, abseits des Olympischen Dorfes zwei Häuser gemietet und einen Koch engagiert, der für das Wohl der Athleten sorgen soll. Hudson ist bei den Pflichtterminen immer in der Nähe seines wichtigsten Athleten zu finden und lenkt das Gedränge schon mal in geordnete Bahnen, wenn es zuviel Rummel um den Weltrekordhalter, der als Alternative zur Leichtathletik-Karriere gerne einen Beruf mit Kindern ausgeübt hätte, gibt.

Nach den Sommerspielen in Atlanta wechselte Greene in den Stall von Trainer John Smith, der einige seiner Schützlinge zu großen Erfolgen führte. Der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Aktuell gehören auch Ato Boldon, Jon Drummond oder Inger Miller der erfolgshungrigen Trainingsgruppe an. Vorher war Greene in seiner Heimat Kansas City über Jahre stets vom selben Trainer betreut worden und hatte sich immerhin auf 10,08 Sekunden gesteigert. Mit Smith gelang schließlich der erste große Coup – bei der Weltmeisterschaft in Athen hatte Greene die Konkurrenten in die Schranken gewiesen. Die Zeit: 9,86 Sekunden! Es war der erste Erfolg einer großen Karriere, die bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney mehr denn je ihren Lauf nehmen kann – und wohl auch wird! Er kann sich nur selbst besiegen. Und das weiß Maurice Greene…

   Steckbrief:

Maurice Greene

100 Meter
USA

geb. 23.07.1974
176 cm; 75 kg

Weltmeister 1997 u. 99 (100m) Weltmeister 1999 (200m) Hallen-Weltmeister 1999 (60m)

Weltrekordhalter (100m)

PB: 9,79 sec (Athen 1999)

Homepage (offiziell): www.mogreene.com

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