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Interview mit Nils Schumann

„Hallen-EM ist ein großes Thema“

Olympiasieger erwartet schwere Rennen in Sindelfingen und Wien

07.02.02 (fc/up) Nils Schumann startete am vergangenen Wochenende mit zwei Rennen in Erfurt und Stuttgart in die Saison. Bei seinem Heimauftritt in Thüringen schlug sein Rempler nach dem Rennen gegen Franek Haschke hohe Wellen, in Stuttgart wurde der Olympiasieger auf seiner Paradestrecke, den 800 Metern, Vierter in 1:46,86 Minuten, womit der 23-jährige die DLV-Norm für die Hallen-EM in Wien geknackt hat. Steeple-Redakteurin Ulrike Philipp unterhielt sich mit Nils Schumann über seinen Einstieg in die Hallensaison.

Wie sind Sie mit Ihrem Auftritt am Sonntag in Stuttgart zufrieden?


Nils Schumann:
Das war ein Rennen mit schnellen Zwischenzeiten. Ich bin zwar „nur“ auf Platz vier gelandet, aber ich bin dennoch zufrieden. Ich habe mich ganz gut gefühlt und weiss, dass nicht mehr viel fehlt, wenn noch ein bisschen was dazukommt. Das macht mich eigentlich ganz optimistisch. Ich war jetzt eine lange Weile krank, das hat mich sehr geschwächt und im Training doch mehr zurückgeworfen, als ich gedacht hatte. Also bin ich erst mal zufrieden, dass ich die Norm für die Hallen-EM gelaufen bin, und da kann man dann weiter drauf aufbauen. Ich hatte in der zweiten Dezemberhälfte eine Erkältung, die ich erst mal nicht weiter groß beachtet habe. Das war ein Fehler, denn daraus ist eine ziemlich schwierige Bronchitis entstanden, auch einhergehend mit Stirnhöhlenvereiterung und Fieber und allem drum und dran. Ich musste Antibiotika nehmen, wovor ich mich eigentlich immer scheue. Und das hat mich eigentlich ziemlich zurückgeworfen. Und auch jetzt habe ich immer noch ein Stechen in der Lunge. Das ist auch nicht ganz normal. Aber ich habe im Training jetzt wieder ein paar gute Leistungen geschafft und ich habe mir auch gedacht, dass ich mich in so einem Wettkampf steigern kann, ein bisschen mehr aus mir herausholen kann als im Training.

In Erfurt gab es einen unschönen Zwischenfall, als Sie Franek Haschke umgerempelt haben…

Nils Schumann:
Was am Freitag in Erfurt nach der Ziellinie passiert ist, war sicherlich keine Situation, die Lob über mich spricht. Das entspricht eigentlich nicht meinem Charakter. Entstanden ist das alles während des Rennens. Ich habe mich da massiv bedrängt gefühlt. Das konnte man als Zuschauer nicht so verfolgen, weil das in der Kurve stattgefunden hat und da fehlt den Zuschauern ein wenig der Vergleich. Es hat mich im Rennen schon sehr wütend gemacht, hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich bin insgesamt auch nicht gut gelaufen und habe mich wirklich über mich geärgert. Und das war dann eine Kurzschlussreaktion. Ich wollte eigentlich nur hinlaufen und war dann ein bisschen übersteuert und habe den Franek Haschke umgeworfen. Aber wir haben uns ausgesprochen und ich habe mich dafür entschuldigt und er hat dies akzeptiert. Er hat sich für die Rempler entschuldigt, die er mir im Rennen ausgeteilt hat. Das ist zwar keine schöne Sache gewesen und das hat auch nichts mit der Strecke 800 Meter zu tun. Ich glaube, die Sache nach dem Lauf kann man weglassen, das kann man auch verbal klären. Das war wirklich ein Ausrutscher, der mir sehr leid tut.

Kann es sein, dass man mit solchen Remplern als Olympiasieger rechnen muss oder ist das in Erfurt einfach blöd gelaufen?

Nils Schumann:
Ich muss dazu sagen, dass ich in Erfurt nicht in Topform war; ich habe mich einfach nicht gut gefühlt. Trotzdem wollte ich das Rennen gestalten – es waren ja schließlich meine ganze Familie und meine ganzen Freunde anwesend. Da ist natürlich eine gewisse Erwartungshaltung da, der man nachkommen möchte. Und ich wollte schon gut rennen. Die ganzen deutschen Athleten, die versuchen natürlich alle, mich zu schlagen und das ist auch aller Ehren wert. Und eigentlich bin ich kein schlechter Verlierer. Wenn jemand mich schlägt, dann gehe ich als erster hin und gratuliere. Und hinterher ärgere ich mich dann über mich, dass ich nicht besser war. Bei diesem Rennen war der Unterschied, dass ich das Verhalten der anderen schon als vorsätzlich empfunden habe und dies sicherlich nach dem Rennen auch überbewertet habe. Ich hoffe nicht, dass die anderen Läufer Angst vor mir haben; normalerweise passiert so was auch nicht. Ich finde, man sollte solche Dinge auch nicht überbewerten. Das war eine Sache zwischen Franek Haschke und mir. Wir haben das bereinigt und uns ausgesprochen. Schluss, Aus. Wer austeilt, muss auch einstecken können.

Haben Sie in Stuttgart auch etwas abbekommen?

Nils Schumann:
Ja, das sieht immer schlimmer aus als es ist. Das passiert, wenn man jemandem hinten in die Spikes läuft – Rangeleien gab es auch in Stuttgart wieder. Zur Zeit fehlt mir ein wenig das Glück – ich habe selten ein Rennen, wo ich in Ruhe laufen kann. 

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