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Sydney-Preview

Die Steeple-Olympia-Vorschau

– Frauen (Teil 1) –

15.09.00 (fc) In wenigen Tagen fällt der Startschuss für die Leichtathletik-Bewerbe bei den Olympischen Spielen in Sydney. Die nationalen und internationalen Topathleten haben sich akribisch auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet, um auf den Punkt fit zu sein. In unseren Previews nehmen wir die einzelnen Disziplinen unter die Lupe, wägen die deutschen Chancen ab und wagen einen Medaillentipp.

100 Meter:

DIE LAGE:
US-Superstar Marion Jones will fünf Goldmedaillen in Sydney einheimsen. Die besten Chancen auf einen Olympiasieg bestehen zweifelsfrei in ihrem ersten Bewerb, den 100 Metern. Der jamaikanische Verband hat sich die Möglichkeit offen gelassen, Merlene Ottey, die trotz verpasster Qualifikation auf einen Einzelstart besteht, in den Startblock zu schicken. Von den vier gemeldeten Jamaikanerinnen muss noch eine aus der Starterliste gestrichen werden und es deutet doch einiges darauf hin, dass es nicht die „Grande Dame“, die sich zuletzt in guter Verfassung präsentierte, sein wird. 200-Meter-Weltmeisterin Inger Miller (USA) hatte in Zürich bereits bewiesen, dass sie an Jones heranlaufen kann. Chandra Sturrup führt als Zweite der Weltjahresbestenliste die starken Sprinterinnen der Bahamas an. Die griechische Hallen-Europameisterin Ekaterini Thanou lief in diesem Sommer bereits mehrfach unter elf Sekunden. Zhanna Pintusevich sollte ebenfalls im Finale stehen, während die Französin Christine Arron eher als Wackelkandidat gilt. 

DEUTSCHE CHANCEN:
keine deutschen Teilnehmerinnen

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Jones – Thanou – Ottey

200 Meter:

DIE LAGE:
Ein weiterer Bewerb, in dem Marion Jones (USA) die Favoritenrolle auf sich geladen hat. Inger Miller (USA) will sich als Weltmeisterin natürlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Susanthika Jayasinghe (SRI), deren Stern vor drei Jahren bei der WM in Athen aufging, beeindruckte vor wenigen Tagen in Yokohama mit der drittschnellsten Zeit des Jahres (22,32 sec). Bei der dritten US-Athletin, Nanceen Perry, hängt viel davon ab, wie sie mit ihren 23 Jahren die Olympischen Spiele angeht. Für Melinda Gainsford-Taylor (AUS), die im Gegensatz zu den Vorjahren auf ihre Vielstarts verzichtete, scheint die Zeit für einen Platz unter den ersten Drei reif, wird aber wohl mit Cathy Freeman eine Konkurrentin aus den eigenen Reihen an die Seite gestellt bekommen. Vize-Weltmeisterin Beverly McDonald (JAM) zählt ebenso zum Kreis der Medaillenanwärterinnen wie Pauline Davis-Thompson und Debbie Ferguson (beide BAH). 

DEUTSCHE CHANCEN:
Andrea Philipp kann, wenn sie die vorolympischen Wochen für ihre Vorbereitung genutzt hat, das Finale erreichen. Eine Bronzemedaille wie im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Sevilla kann man allerdings nicht erwarten. Sabrina Mulrain wurde laut den vorläufigen Starterlisten als zweite deutsche Vertreterin gemeldet. Im letzten Jahr hatte sie knapp das Halbfinale verpasst, das sollte diesmal das Ziel sein!

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Jones – Miller – Gainsford-Taylor

400 Meter:

DIE LAGE:
Auf der Stadionrunde heißt die Favoritin vor heimischem Publikum Cathy Freeman. Das Duell mit der Titelverteidigerin Marie-Jose Perec zieht bereits seit einiger Zeit die australischen Medien in ihren Bann. Entscheidend wird sein, wer von den beiden sich am besten auf den Wettkampf konzentrieren kann. Eine aussichtsreiche Medaillenkandidatin ist die 23jährige Mexikanerin Ana Guevara, die einige gute Rennen auf die Bahn legte. Die Briten hoffen auf eine starke Katherine Merry. Die USA werden sicher auch im Endlauf vertreten sein, wobei LaTasha Collander-Richardson die chancenreichste Starterin ist. Gespannt sein darf man auf die Russinnen wie Natalja Nazarova oder Olga Kotlyarova, die kürzlich in Yokohama die 50-Sekunden-Marke knapp unterbot. Die routinierte Nigerianerin Falilat Ogunkoya kämpfte zuletzt noch um ihre Form und zählt deshalb nur bedingt zum engeren Kreis.

DEUTSCHE CHANCEN:
nach der Absage von Grit Breuer keine deutsche Teilnehmerin

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Freeman – Guevara – Perec

800 Meter:

DIE LAGE:
Unter den ersten Fünf der Weltjahresbestenliste sind mit Natalja Tsyganova, Irina Mistjukevich und Olga Raspopova drei Russinnen. Eine gute Basis für mögliche taktische Winkelzüge, um Maria Mutola (MOZ) auszumanövrieren. Hallen-Europameisterin Stephanie Graf (AUT) kann um die Medaillen mitkämpfen. Die junge Marokkanerin Hasna Benhassi bereitete sich nach ein paar überzeugenden Rennen in Europa zuletzt in Marokko gezielt auf die Olympischen Spiele vor. Ob die Tschechin Ludmila Formanova ihren Coup vom letzten Jahr wiederholen kann, als sie sich in Sevilla den WM-Titel holte, bleibt abzuwarten. Interessant wird es sein, das Abschneiden des „Clark-Clans“ mit Jearl Miles-Clark, Joetta Clark-Diggs und Hazel Clark (USA) zu beobachten.

DEUTSCHE CHANCEN:
Die mutige Claudia Gesell besitzt eine reelle Endkampfchance und wird ihre Nominierung als Härtefall mit einer guten Leistung rechtfertigen.

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Mutola – Benhassi – Graf

1500 Meter:

DIE LAGE:
Spannung pur gibt es auch auf dieser Strecke. Svetlana Masterkova (RUS) konzentriert sich nach ihrem Doppelsieg von Atlanta diesmal ganz auf die 1500 Meter. Dort erwartet sie aber härteste Konkurrenz. Aus den USA die Weltjahresbeste Suzy Favor-Hamilton, aus Äthiopien die schnelle Kutre Dulecha, die mit zunehmender Erfahrung immer mehr auf sich aufmerksam macht, aus Portugal Ex-Weltmeisterin Carla Sacramento und natürlich die Rumäninnen Gabriela Szabo und Violeta Beclea-Szekely. Nicht vergessen darf man die 23jährige Polin Lidia Chojecka und die Algerierin Nouria Merah-Benida, die beide in diesem Jahr diese Strecke schon unter vier Minuten gelaufen sind.

DEUTSCHE CHANCEN:
keine deutsche Teilnehmerin

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Masterkova – Szabo – Dulecha

5000 Meter:

DIE LAGE:
Wie hat Gabriela Szabo (RUM) ihre Niederlage vom ISTAF in Berlin verdaut, ist eine ganz wichtige Frage, die es in diesem Lauf zu beantworten gilt. Ob die Konkurrenz aus Äthiopien kommt, ist angesichts der drei jungen Läuferinnen, wobei Ayelech Worku im vergangenen Jahr in Sevilla überraschend Bronze gewann, fraglich. Vorne mitmischen kann in jedem Fall Sonia O‘ Sullivan (IRL), die auch über 1500 Meter in den Starterlisten steht, nach ihrer Babypause. Von den drei Kenianerinnen erscheint Lydia Cheromei am stärksten. Die Marokkanerin Asmae Legzhaoui lief in Berlin als Vierte ein passables Rennen. Stark einzuschätzen ist die russische Stockholm-Siegerin Olga Yegorova, die beim dortigen Grand-Prix-Meeting die namhaften Mitstreiterinnen düpierte.

DEUTSCHE CHANCEN:
Ein glänzendes Resultat wie im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft (4. Platz) ist bei Irina Mikitenko auch in Sydney nicht ausgeschlossen.

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Szabo – Yegorova – O’Sullivan

10000 Meter:

DIE LAGE:
Der Sieg führt hier über die Weltmeisterin Gete Wami (ETH). Noch ist unklar, ob der Lauffloh Tegla Loroupe, neben der es mit Sally Barsosio eine weitere starke Kenianerin gibt, wirklich einen Doppelstart im Marathon und auf der Bahn wagt. Aus Japan kommen Harumi Hiroyama und Chiemi Takahashi, die in Sevilla nur knapp an den Medaillen vorbei liefen. Die Britin Paula Radcliffe peilt nach ihrem Vize-Weltmeistertitel eine weitere Medaille an. Als Weltjahresbeste geht Berhane Adere in den Callroom, die zusammen mit Derarta Tulu das äthiopische Trio vervollständigt. Des weiteren können auch Marleen Renders (BEL), Ji Li (CHN) und Fernanda Ribeiro (POR) um die vorderen Plätze ein Wörtchen mitreden. Übrigens hält sich Sonia O’Sullivan, die insgesamt für drei Bewerbe meldete, auch diese Option offen.

DEUTSCHE CHANCEN:
Petra Wassiluk kann einen Platz unter den ersten zehn Läuferinnen anpeilen.

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Wami – Tulu – Radcliffe

Marathon

DIE LAGE:
Im Vergleich zu den Männern zeichnet sich bei den Frauen ein deutlicherer Kreis an Favoritinnen ab, der natürlich von der Inhaberin der Weltbestzeit, Tegla Lorupe (KEN), und der Weltjahresbesten Naoki Takahashi (JAP) angeführt wird. Stets rechnen muss man mit der kleinen Rumänin Lidia Simon, die das auch im letzten Jahr in Sevilla mit dem dritten Rang bestätigte. Fatuma Roba (ETH) wird als erfahrene Läuferin alles daran setzen, ihren unvergessenen Sieg von Atlanta zu wiederholen. Ornella Ferrara wurde wieder einmal von den Italienern aufgeboten, wobei ihre Kollegin Maria Guida die nationale Jahresbestzeit hält. Die stärksten Teams umgeben jedoch die beiden zu Beginn genannten Favoritinnen. Esther Wanjiru, Joyce Chepchumba, Vize-Weltmeisterin Ari Ichihashi und Eri Yamaguchi können alle den Sprung auf das Treppchen schaffen. Die Südafrikanerin Colleen De Reuck ist genauso erwähnenswert wie Kerryn McCann, die in London ein couragiertes Rennen lief und auf den Heimvorteil hofft. Ein spannender Frauen-Marathon ist vorprogrammiert – eine Überraschung nicht ausgeschlossen!

DEUTSCHE CHANCEN:
Sonja Oberem hat das Zeug zu einer einstelligen Platzierung und einer Verbesserung ihrer deutschen Jahresbestzeit von 2:27:25 Stunden. Ebenso wird die WM-Neunte Claudia Dreher versuchen, diese Vorjahresleistung zu wiederholen und sich in der nationalen Bestenliste vorne einzureihen.

STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Takahashi – Lorupe – McCann 

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