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ISTAF-Interview mit Thomas Goller

„Endlauf in Sydney steht im Vordergrund“

Der 23jährige will irgendwann Zeiten wie Harald Schmid laufen

02.09.2000 (fc) Thomas Goller ist mit Abstand der derzeit stärkste deutsche Läufer über 400 Meter Hürden. Dass er auch in einem internationalen Spitzenfeld mithalten kann, unterstrich er als Fünftplazierter bei der letzten Station der Golden League, dem ISTAF in Berlin. Das Leichtathletik-Online-Magazin sprach mit ihm am Tag danach. Dabei definierte er den Einzug in das Olympische Finale und eine Zeit um 48,00 Sekunden als sein Ziel. Als Handicap für sich sieht er das zu erwartende kühle Wetter. Für den Verlauf seiner Karriere hofft er, dass eines Tages nicht mehr nur von Harald Schmid, sondern auch von ihm geredet wird. steeple.de:
Thomas, Du bist beim ISTAF die 400 Meter Hürden in 48,82 Sekunden gelaufen. Wie beurteilst Du diesen Wettkampf im nachhinein?Thomas Goller:
Ich habe jetzt ein paar Stunden darüber geschlafen und ich bin eigentlich immer noch der gleichen Meinung wie gestern. Ich bin ganz zufrieden mit dem Einstieg nach der harten Trainingsphase. Ich hätte nicht erwartet, dass eine Zeit unter 49 Sekunden rauskommt. Ich habe jetzt noch drei Wochen Zeit, um frisch zu werden und Energie zu tanken. Ich denke, es geht in die richtige Richtung.

steeple.de:
Du hattest nun die Möglichkeit, Dich mit der Weltspitze um Eric Thomas und Angelo Taylor sowie dem starken Polen Pawel Januszewski zu messen. Wie fällt Dein Vergleich mit der internationalen Spitze nach dem Lauf aus?

Thomas Goller:
Ich bin noch nicht ganz vorne. Da will ich in drei Wochen sein. Ich bin dabei, ich kann da mitlaufen. Die Spanne ist nicht mehr so groß, sie war schon einmal deutlich größer. Ich denke, dass es in drei Wochen wieder anders aussieht. Für mich sind solche Rennen wichtig, um mich mit den Leuten zu messen, mich zu zeigen und zu etablieren. Dadurch will ich mich an diese Gegnerschaft, die ja national nicht so da ist, gewöhnen. 

steeple.de:
Die 400 Meter Hürden haben durch Harald Schmid in den 80er Jahren eine gewisse Tradition in Deutschland. Sind das Fußstapfen, die Du noch irgendwo spürst?

Thomas Goller:
Nein, das interessiert mich eigentlich alles nicht. Ich mache mein Ding. Ich bin jetzt vierzehn Jahre nach seiner Fabelzeit da. Ich werde versuchen, irgendwann mal ähnliche Zeiten zu laufen. Aber was da gewesen ist, das interessiert mich alles nicht. Mich interessiert, was kommen wird und was ich auf die Bahn bringe. Ich hoffe, dass die Leute irgendwann mal nicht nur mehr von Harald Schmid, sondern auch von einem Thomas Goller reden..

steeple.de:
Als Hürdenläufer bist Du auch ziemlich nah dran an der 4×400-Meter-Staffel. Die Spezialisten haben die Qualifikation für Sydney nicht geschafft. Wie siehst Du momentan die Situation in dieser Disziplin?

Thomas Goller:
Das ist eine schwere Sache. Das sind nette Jungs. Ich weiß auch nicht, woran es liegt, aber irgendwie haben sie es nicht drauf momentan. Das muss man so knallhart sagen. Es kann nicht sein, dass die deutsche Spitze bei 45,80 oder 46,00 Sekunden liegt. Solche Leute haben es unter dem Strich auch nicht verdient, zur Olympiade zu fahren und eine Staffel zu vertreten. Ich hätte sicherlich die Chance gehabt, da mitzulaufen. Es macht auf der anderen Seite aber auch keinen Spaß, wenn man schon vorher weiß, dass man nichts erreichen kann. Nachdem nicht einmal der Endlauf drin wäre, muss sich da irgendwas entwickeln. Aber ich habe auch keine Lösung parat.

steeple.de:
Blickrichtung Sydney. Wie sieht Deine Zielsetzung für die Olympischen Spiele aus?

Thomas Goller:
Für mich steht der Endlauf im Vordergrund. Den möchte ganz gern erreichen. Meine Zielzeit liegt um die 48,00 Sekunden. Wenn ich diese Zeit laufe, werde ich auch gar nicht so schlecht aussehen. Es ist aber natürlich das Problem, alles auf einen Punkt zu kriegen, um in diesen Tagen das Potential auf die Bahn zu bringen. Wenn ich das alles schaffe, sieht es vielleicht gar nicht so schlecht aus, so dass ich im Endlauf nicht nur Achter werde. 

steeple.de:
In Australien werden Euch unter Umständen recht kühle Temperaturen erwarten. Siehst Du jetzt einen Vorteil darin, dass die letzten Wochen in Deutschland alles andere als warm waren?

Thomas Goller:
Für mich sehe ich überhaupt keinen Vorteil, weil ich jemand bin, der eher die heißeren Temperaturen liebt. Da ich verletzt war, bin ich die Meetings mit schlechtem Wetter nicht gelaufen. Bei den Meetings, bei denen ich am Start war, hatte ich immer Glück mit dem Wetter. Ich denke, es wird für viele schwer, mit diesen Temperaturen klar zu kommen. Ich hoffe, dass es nicht so viele Verletzungen gibt. Für mich ist es eher ein Handicap als ein Vorteil.

steeple.de:
Wie sieht Deine Planung aus bis zu den Spielen. Wann fliegst Du los?

Thomas Goller:
Am 11. September fliege ich nach Brisbane. Am 21. September geht es ins Olympische Dorf. Ich werde am 17. noch einen Test über 400 Meter flach machen. Vielleicht kann ich da ein paar Akzente setzen. Ansonsten wird, was Wettkämpfe betrifft, nichts mehr passieren. Wir haben bis jetzt richtig hart trainiert. Deshalb wird in nächster Zeit alles etwas lockerer und entspannter gestaltet werden. Man sollte sich jetzt doch schön langsam darauf einstellen, dass es doch zu den Olympischen Spielen geht. 

steeple.de:
Vielen Dank für das Gespräch, Thomas. Viel Glück in Sydney!

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