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Hallen-Weltmeisterschaft in Lissabon

Gebremste Erwartungen im DLV-Lager

Etablierte Athleten mit besten Medaillenchancen in Lissabon


07.03.01 (fc) Mit gebremsten Erwartungen reist die deutsche Mannschaft am Donnerstag mit voraussichtlich 18 Athleten, wobei immer noch nicht klar ist, ob dem Gnadengesuch von Jan Fitschen stattgegeben wird, zur Hallen-Weltmeisterschaft in Lissabon, die von Freitag bis Sonntag stattfindet. Die Berliner Dreispringerin Nicole Herschmann und Hochspringerin Alina Astafei erhielten vom Weltverband kein Startrecht, da sie die vorgegebenen Normen nicht erfüllt hatten und als mögliche Nachrücker, wie vom DLV angedacht, nicht zum Zug kamen. Somit ruhen die leisen Hoffnungen auf den etablierten Athleten wie Heike Drechsler, Sabine Braun und Charles Friedek. 

Dreispringer Charles Friedek sieht sich als Titelverteidiger harter Konkurrenz gegenüber. Nach einer Verletzungspause trotz muskulärer Probleme wieder einigermaßen fit, peilt der Leverkusener einen Satz über 17 Meter an und hofft, damit eine Medaille aus Portugal mit nach Hause nehmen zu können. Mit seinem dritten Rang in der Weltjahresbestenliste scheint diese Zielsetzung als realistisch. Vasily Sokov, Yoelbi Quesada und natürlich Olympiasieger Jonathan Edwards lauten die internationalen Namen, die ebenfalls um die vorderen Plätze mitsprechen wollen.

Nicht so ganz zufrieden war Heike Drechsler mit ihren letzten Auftritten. Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund hatte sie zwar mit dem Titelgewinn erwartungsgemäß wenig Mühe, die Weite von 6,56 Meter war aber ebenso wenig eine Offenbarung wie die 6,61 Meter eine Woche später in Sindelfingen, mit denen sie sich der Russin Tatjana Kotova (6,84 m) beugen musste. Kotova wird gemeinsam mit ihrer Landsfrau und Weltjahresbesten Ljudmila Galkina sowie der spanischen Weltmeisterin Niurka Montalvo die deutsche Olympiasiegerin herausfordern. 6,80 Meter hält Drechsler selbst für nötig, um sich einen Platz auf dem Treppchen sichern zu können.

„Die Halle ist mein Pflaster“, so lautet das Motto für Karin Ertl im Hinblick auf den anstehenden Fünfkampf bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Lissabon am nächsten Wochenende. Am vergangenen Freitag hatte sie das definitive grüne Licht für den Start bekommen, nachdem dahinter vorher von Weltverbandsseite noch ein kleines Fragezeichen stand. Mit dieser Gewissheit ging es bei der Generalprobe in Sindelfingen im Weitsprung mit 6,32 Metern weit hinaus. „Ich bin wieder fit“, freute sich Ertl anschließend, nachdem sie sich eine Woche vorher bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund noch etwas müde gefühlt hatte. Sie möchte in Portugal eine ähnliche Punktzahl wie vor einem Jahr bei der Hallen-Europameisterschaft in Gent (4671 Punkte) abliefern. Was das platzmäßig bedeuten könnte, lässt sie offen, nachdem das offizielle Starterfeld noch nicht bekannt gegeben wurde. Starke Konkurrenz kommt mit der routinierten Sabine Braun auch aus dem eigenen Land. „Sabine ist sehr gut drauf“, weiß Karin Ertl. Trotzdem bleibt für die Hallen-Europameisterin das Ziel und die Motivation, „Sabine eines Tages zu schlagen.“ Erst von den beiden Deutschen übertroffen werden müssen auch die starken Osteuropäerinnen. Vor allem die russischen Mehrkämpferinnen gelten als heiße Medaillenanwärterinnen.

Mit einer Medaille spekuliert insgeheim auch die Olympia-Sechste Yvonne Buschbaum. „Ich kann die 4,40 Meter nicht mehr sehen“, sagte sie nach ihrem zweiten Platz in Sindelfingen in der Hoffnung, dass in Lissabon mehr möglich ist. Die Mitstreiterinnen in Portugal sind nicht zu unterschätzen. Buschbaum selbst räumt Stacy Dragila (USA) und Svetlana Feofanova (RUS) die Favoritenrollen ein, betrachtet den Kampf um Bronze dahinter allerdings als offen und wenn ihr die gewünschte Steigerung gelingt, könnte sie in diesen Bereich vordringen, wobei einige weitere der Stabhochspringerinnen darauf spekulieren. Ähnlich sieht es bei den Männern aus. Im Bereich von 5,80 Metern befinden sich sowohl die US-Boys Lawrence Johnson und Tye Harvey, als auch Michael Stolle und Alexander Averbukh (ISR).

Bestenfalls auf den Einzug in das Finale spekuliert 800-Meter-Läuferin Ivonne Teichmann („Das muss das Ziel sein“) wie viele andere der restlichen deutschen Starter. Shanta Ghosh katapultierte sich mit ihren 51,48 Sekunden von Dortmund in der Weltjahresbestenliste auf den vierten Platz über 400 Meter und könnte vielleicht auch mit der Staffel für eine Überraschung sorgen, wobei hier die Teams aus den USA und aus Russland vermutlich um den Sieg kämpfen werden. Kugelstoßerin Nadine Kleinert-Schmitt befindet sich in Lauerstellung hinter den gewohnt starken Russinnen, die als Favoritinnen in den Wettkampf gehen. Bestenfalls als chancenreicher Außenseiter tritt Hochspringer Martin Buss den Weg auf die Anlage an. Das schwedische Duo Stefan Holm und Staffan Strand will ebenso wie der Beste dieses Jahres, der Ukrainer Andrej Sokolovsky, hoch hinaus. Gespannt sein darf man, wie sich der kubanische Routinier Javier Sotomayor und Weltmeister Vjacheslav Voronin (RUS) aus der Affäre ziehen.

Vor zwei Jahren standen für Deutschland im japanischen Maebashi sieben Medaillen zu Buche. Ein ähnliches Ergebnis wird diesmal kaum zu erreichen sein. Umso mehr dürfen sich allerdings alle diejenigen, die sich unter den ersten Sechs platzieren, über satte Preisgelder zwischen 4.000 und 40.000 US-Dollar freuen.

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