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Wie weit würden Sie bei Meetings die Bereiche Entertainment, Show und Präsentation der Athleten forcieren?

Marcel Baars:
Das ist ein heikles Thema. Der Sparkassen-Cup zum Beispiel bietet in der Halle Show und Leichtathletik und fährt gut damit. Man muss das aber nicht immer toppen. Es ist wichtig, nicht nur in der Halle oder im Stadion, sondern auch im Vorfeld eine Stimmung aufzubauen. Das ist aus meiner Sicht das Entscheidende. Man sollte nicht versuchen, dass man aus der Leichtathletik ein reines Entertainment macht, um diese Stimmung zu bekommen. Ich würde einen anderen Weg gehen. Versuchen, den Wettkampf wieder herzustellen, um damit Stimmung zu erzeugen. Wenn ich bei einer Fußball-Weltmeisterschaft bei einem Spiel Kamerun gegen Ägypten vor einem Fernseher sitze und ich mich nicht auskenne, ist das Spiel auch nicht spannend. Wenn ich mich aber aus irgendeinem Grund für eine Mannschaft interessiere, dann zieht es mich auf eine Seite. Dann feuere ich mein Team an und in dem Moment wird das Spiel für mich wesentlich interessanter. Das ist der Ansatz, zu dem wir in der Leichtathletik kommen müssten.

„Stuttgart bräuchte ein Leichtathletik-Großereignis“

Sie haben sich auch mit der Situation in Stuttgart, wo die Deutschen Meisterschaften eine gelungene Veranstaltung waren, beschäftigt. Wie sehen Sie dort die Möglichkeiten?

Marcel Baars:
Ich war als Helfer bei der Welt- und Europameisterschaft und habe rund 20 Jahre Leistungssport in Stuttgart gemacht. Dadurch kenne ich die Stadt und auch die Macher sehr gut, war im ersten Gremium, wo es zunächst um Logo und Name für das Meeting ging, mit dabei. Das scheiterte letztlich wieder an der Zusammenarbeit mit allen möglichen Beteiligten, so dass sich ein anderes Gremium zusammengestellt hat. Egal, wer dran arbeitet, man sollte wirklich an einem Strang ziehen und etwas gemeinsam machen. Das ist die Voraussetzung. Die Chancen in Stuttgart sind sehr gut, weil aus meiner Sicht die Kombination Stuttgart und Leichtathletik einen guten Ruf hat. Durch die Vergabe der Spiele 2008 nach Peking sind, was ich gehört habe, auch die Chancen von Stuttgart für Olympia 2012 gestiegen. Somit bräuchte Stuttgart auch ein Leichtathletik-Großereignis.

Wie würden Sie zusammenfassend ein Konzept für ein deutsches Meeting skizzieren?

Marcel Baars:
Für mich wäre das Wichtigste, im Vorfeld zu versuchen, die Leute zu begeistern, eine Spannung aufzubauen und damit Zuschauer ins Stadion zu bringen. Was nutzt es, wenn ich im Vorfeld immer die gleiche Werbung, sozusagen nur als Information mache, und dann im Stadion perfekt bin? Dann hilft es auch nicht, wenn ich noch ein gutes Konzert im Stadion veranstalte. Mein Ansatz wäre, im Vorfeld eine Stimmung zu erzeugen, bei der jeder mitbekommt, dass ein Sportfest ansteht und ich etwas verpasse, wenn ich dort nicht hingehe und ich die Möglichkeit erst wieder im nächsten Jahr bekomme. Die Stimmung muss so angeheizt werden, dass man einfach zum Meeting muss. Das wäre mein Ansatz.

Haben Sie konkrete Ideen, wie man das anpacken könnte?

Marcel Baars:
Wir haben mit der Messe Stuttgart schon einen Workshop abgehalten, um gemeinsam ein Konzept durchzuführen und sind weiterhin im Gespräch. Diese Ansätze würden wir gerne mit der Messe Stuttgart verfeinern, um dann zu sagen, wie es konkret aussieht. Es muss mehr passieren, als nur informativ Plakate aufzuhängen, es muss auch schon im Vorfeld Aktion stattfinden. Sei es durch Lokalmatadoren, die ich in das Konzept mit einbaue, oder an langen Samstagen oder anderen Sportfesten Aktionen durchführe, um auf das eigene Meeting hinzuweisen. Im Vorfeld und im Stadion muss ich es schaffen, bei jeder Disziplin eine Spannung aufzubauen, so dass sich Publikum und Sportler gegenseitig hoch pushen. Das ist auch das Konzept, das wir umsetzen möchten.