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100 Tage neues DLV-Präsidium

„Haben uns auf den Weg gemacht“

Präsident Dr. Clemens Prokop zog erstes Fazit seiner Amtszeit

25.07.01 (fc) Im Anschluss an seine Wahl im März in Wunsiedel hatte der neue DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop noch darum gebeten, die 100-tägige Schonfrist, die bei Politikern üblich ist, etwas zu verlängern. Nun hat er kurz vor der ersten sportlichen Meßlatte, der Weltmeisterschaft in Edmonton, doch früher als angekündigt, nach etwas mehr als 100 Amtstagen, ein erstes Fazit gezogen.

„Wir haben uns auf den Weg gemacht“, stellt Dr. Clemens Prokop rückblickend auf seine ersten Tage als DLV-Präsident zufrieden fest. Neue Akzente will er vor allem im Bereich der Kinder- und Jugend-Leichtathletik setzen. Ein gemeinsamer deutsch-tschechischer Aktionstag am 17. August in Jena wird ein Schritt in diese Richtung. Der Breitensport soll zudem auch im Verband wieder an Bedeutung gewinnen. Hier will man der Entwicklung nicht hinterherhinken und den Gesundheitsaspekt neu definieren: „Es ist insgesamt wichtig, für Werte und Ideale zu kämpfen.“

Aber auch in anderen Bereichen hat sich das neue Präsidium Ziele gesteckt. Die Leichtathletikfördergesellschaft (LFG) soll neue Aufgaben übernehmen. Das Veranstaltungsmanagement wird neu konzipiert, Stellen ausgeschrieben. „Wir werden uns deutlich steigern“, verspricht Prokop. Eine Hauptamtlichkeitsreform steht an und im Verbandsbereich wird die Regionalstruktur überprüft. In der Sportpolitik wurden bereits Gespräche mit allen Fraktionen geführt, um eine „Rolle als Vordenker im deutschen Sport“ wahrnehmen zu können. Der DLV fordert klar ein Anti-Doping-Gesetz und kritisiert: „Wir hinken anderen Ländern hinterher. Wenn es nicht gelingt, Mittel nachzuweisen, müssen wir uns neue Wege überlegen.“

Spannende Konstellation vor dem IAAF-Kongress – DLV hat mehrere Anträge gestellt

Mit dem IAAF-Kongress im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Edmonton kommt auf Dr. Clemens Prokop in seiner neuen Funktion eine spannende Aufgabe zu. Immerhin hat der DLV eine ganze Reihe von Anträgen auf den Weg gebracht: Die Bezeichnung „Amateur“ soll aus dem Namen des Weltverbandes verschwinden. Das Schiedsgericht der IAAF, das gerade im Fall Baumann eine zweifelhafte Schlüsselrolle übernommen hatte, soll durch den Sportsgerichtshof CAS ersetzt werden. Das würde zum einen den Vorteil bringen, dass die Urteile dann rechtskräftig wären und zum anderen die Strict Liability, also die Verantwortung des Athleten für leistungssteigernde Mittel in seinem Körper mehr an die Frage, wie diese dorthin gelangt seien, koppeln. Außerdem will der DLV darauf drängen, dass weltweit alle Athleten verpflichtet werden sollen, ihren Aufenthaltsort mitzuteilen, um Trainingskontrollen konsequent durchführen zu können. 

„Die zentralen Anträge werden vom Council unterstützt“, weiß Prokop die führenden Figuren im IAAF hinter sich, muss aber damit rechnen, dass gar nicht alle Anträge behandelt werden, weil es in der Satzung klare Regelungen gibt, welche Bereiche in welchem Jahr diskutiert werden können. Danach kämen diesmal nur die technischen Regeln auf den grünen Tisch. So entsteht eine zusätzliche Spannung, die durch die anstehenden Neuwahlen zusätzlich forciert wird. „Die Situation ist nur bedingt einzuschätzen“, glaubt DLV-Generalsekretär Frank Hensel. Im Lager des DLV, der sich für Lamine Diack im Amt des Präsidenten ausspricht, hofft man, die satzungsbedingte Hürde umschiffen zu können.

DLV-Präsident Prokop: „Werden uns zukunftsfähig präsentieren“

Im sportlichen Bereich will Dr. Prokop die deutsche Mannschaft im Aktivenbereich weiterhin zu den fünf führenden Nationen zählen können und formuliert damit auch das Ziel für die bevorstehende WM in Kanada. Der Kopf des Verbandes weiß aber auch um den Ernst der momentanen Lage: „Wir sehen die Situation der Leichtathletik in Deutschland selbstkritisch und stehen vor einem großen Berg an Problemen. Wir werden uns aber als Verband zukunftsfähig präsentieren.“