Hallen-Europameisterschaft in Gent (1. Tag)
Karin Ertl erste Europmeisterin in Gent
Buschbaum, Kisabaka und Schultz raus – Möller stürzt
25.02.00 (fc) Eine Entscheidung mit der neuen Titelträgerin Karin Ertl und eine ganze Reihe Vorkämpfe bildeten den Auftakt der Hallen-Europameisterschaft in Gent. Andrea Philipp entschied sich, nur über die 60 Meter an den Start zu gehen. Nach der Absage der Französin Arron liebäugelt die Dortmunderin mindestens mit einem guten Platz. Ein Lapsus unterlief ihrer Kollegin Esther Möller, die im 200-Meter-Vorlauf mit dem Kopf auf die Bahn knallte. Zu den positiven Erscheinungen aus DLV-Sicht gehörten neben Ertl Anja Rücker, Nils Schumann, Birgit Rockmeier, Stefan Holz, Ruwen Faller und Yvonne Teichmann, während unter anderem Yvonne Bauschbaum, Linda Kisabaka und Ingo Schultz enttäuschten.
Als einzige Entscheidung stand am ersten Tag der Hallen-Europameisterschaft der Fünfkampf der Frauen auf dem Plan. Karin Ertl gewann ihren Lauf über 60 Meter Hürden in 8,31 Sekunden vor Mitfavoritin Tiia Hautala und hatte gleich am frühen Morgen allen Grund zum Lachen. Sonja Kesselschläger lieferte in 8,47 Sekunden ebenfalls eine ordentliche Leistung ab. Karin Ertl verteidigte im Hochsprung, den sie mit 1,86 Metern dominierte, den ersten Zwischenrang. Kesselschläger sprang 1,77 Meter. Im Kugelstoßen landeten die beiden Deutschen mit 13,97 Metern (Kesselschläger) bzw. 13,96 Metern (Ertl) auf den Plätzen drei und vier hinter Irina Vostrikova und Urszula Wlodarczyk, die in der Zwischenwertung hinter Ertl liegen. Im Weitsprung zeigten die Polin und Ertl Nerven, konnten erst im letzten Sprung eine Weite fixieren. 6,24 Meter reichten für Ertl, um mit insgesamt 3828 Punkten den ersten Platz vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf verteidigen. Sonja Kesselschläger sprang 6,08 Meter. Für Spannung war gesorgt, als es für die Führenden auf die Bahn ging. Die Russinnen Vostrikova und Prokhorova attackierten massiv, ehe Tiia Hautala den Anschluss suchte. Urszula Wlodarczyk konnte den Angriff der Finnin auf die Medaillen aber abwehren. Von hinten beobachten die beiden Deutschen das Rennen, aber es reichte für Karin Ertl, die mit 4671 Punkten das erste Gold der Titelkämpfte. Sonja Kesselschläger kann mit ihrem sechsten Platz (4468 Punkte) zufrieden sein.
Astrid Kumbernuss qualifizierte sich ohne Mühe bereits im ersten Versuch für das Kugelstoß-Finale. Nadine Kleinert-Schmitt hatte wie die Russin Svetlana Kriweljova etwas Mühe, die geforderte Weite zu erreichen. Für die beste Leistung sorgte Larissa Peleschenko. Nadine Beckel blieb mit mit 16,66 Metern und zwei ungültigen Versuchen deutlich unter ihren Möglichkeiten und verpasste den Endkampf deutlich. Kaum besser erging es der Österreicherin Valentina Fedjuschina, die als Neunte einen schwachen Wettkampf ablieferte.
Sprinterin Andrea Philipp konzentriert sich ganz auf die 60 Meter und nahm von einem weiteren Start über die längere Sprintstrecke Abstand. Dort kam Esther Möller im Vorlauf eingangs der Zielgerade, als sie den Atem von der Britin Murphy spürte, von ihrer Bahn leicht ab, ins Straucheln und stürzte anschließend. Damit lastete der ganze Druck auf Birgit Rockmeier, die ihren Vorlauf gemeinsam mit Khabarova (RUS) und Bikar (SLO) in 23,33 Sekunden locker als Siegerin nach Hause lief. Im Halbfinale hielt Birgit Rockmeier die Russin auf Distanz und qualifizierte sich letztlich als Erste, da die starke Nora Güner (TUR) disqualifiziert wurde, in 23,17 Sekunden für den Endlauf. Die anderen Semifinals gewannen Muriel Hurtis (FRA) und Yekaterina Leshchova (RUS). Bei den Herren stieg der Topfavorit Marcin Urbas (POL) mit einer Oberschenkelverletzung im Vorlauf, der überlegen an Patrick Stevens (BEL) in 20,87 Sekunden ging, aus. Ronny Ostwald erreichte in seinem Lauf den zweiten Platz und das Semifinale (21,20 sec). Holger Blume, hinter dem schnellen Briten Christian Malcolm und dem ungarischen Kraftpaket Roland Nemeth Dritter, erreichte die nächste Runde über die Zeitschnellstenregelung (21,19 sec).
Das Halbfinale stellte die deutschen Sprinter natürlich vor eine schwere Aufgabe im Kampf um die sechs Finalplätze. Ostwald mühte sich redlich, zog jedoch gegen Malcolm und Cheval den Kürzeren. Ähnlich überfordert war Holger Blume, der nur Fünfter wurde.
Über 60 Meter Hürden schied der nachnominierte Ivo Burkhardt als Vorlauf-Fünfter aus. Der Zweite der Deutschen Hallen-Meisterschaften, Ralf Leberer, gewann seinen Vorlauf in guten 7,59 Sekunden (persönliche Bestleistung) und wies den favorisierten Tomasz Scigaczewski in die Schranken. Falk Balzer (7,66 sec) hatte dagegen Schwierigkeiten und gegen Andrej Kyslich (RUS) und den Bulgaren Jivko Videnov das Nachsehen. Im Halbfinale wird Balzer mehr zeigen müssen, um den Endlauf ohne Zittern zu erreichen.
Tim Lobinger ging die Ausscheidung im Stabhochsprung locker an. Erst bei 5,50 Metern stieg der deutsche Hoffnungsträger ein und überquerte souverän. Björn Otto und Richard Spiegelburg folgten seinem Beispiel und zogen ins Finale ein.
Dies gelang der Stuttgarterin Yvonne Buschbaum, die mit 4,00 Metern weit unter ihren Möglichkeiten blieb, nicht. Dagegen übersprang Christine Adams die 4,30 Meter und muss nun zusehen, wie sie sich im Endkampf schlägt. Dort trifft sie auch auf Sabine Schulte, die Achte in der Qualifikation wurde.
In der Dreisprung-Qualifikation der Frauen, die ohne deutsche Beteiligung stattfand, untermauerten Iva Prandjeva, Tatjana Lebedeva, Rodica Mateescu-Petrescu und Yelena Govorova ihre Medaillenansprüche. Dahinter sprang die Schwedin Camilla Johansson mit 14,05 Metern einen Landesrekord.
Über 400 Meter konzentrierte sich die Berlinerin Claudia Marx erfolgreich auf den dritten Platz, der ihr den Einzug ins Halbfinale bescherte. Anja Rücker hatte ebenso wenig Mühe, hinter der Russin Pospelova, die einen guten Eindruck hinterließ, als Zweite einzulaufen.
Die Vorzeichen für die Männer standen ähnlich gut. Lars Figura nutzte den Ausfall von Titelverteidiger Ruslan Mashchenko (RUS) nach 200 Metern, um vor dem Schweizer Alain Rohr an die Spitze zu gehen und siegte in 47,15 Sekunden. Stefan Holz nutzte die günstige Auslosung und gewann ebenfalls in 47,50 Sekunden. Ingo Schultz bezahlte Lehrgeld wurde in seinem Vorlauf nur Dritter, was zugleich das Aus bedeutete.
Die Chemnitzerin Kathleen Friedrich setzte sich im 1500-Meter-Vorlauf im Kampf um den dritten Rang und den direkten Finaleinzug gegen die routinierte Französin Patricia Djate durch. Carmen Wüstenhagen konnte ihr wegen einer Verletzung dorthin nicht folgen und schied aus. In Abwesenheit von Gabriela Szabo, die die 3000 Meter vorzog, gaben Violeta Szekely, Olga Kuznetsova, Julia Kosenkova und Sinead Delahunty den Ton an.
Über 800 Meter ging es knallhart zur Sache. Nur die Vorlauferste konnte sich des Finaleinzugs sicher sein, die Läuferinnen dahinter mussten hoffen, über die Zeit weiterzukommen. Dementsprechend suchte Yvonne Teichmann das Tempo und ihr Heil in der Flucht nach vorne. Vor der letzten Runde übernahm Natalja Tsyganova die Führung und ließ sich den ersten Platz nicht mehr nehmen. Linda Kisabaka konnte ihr Rennen weniger erfolgreich gestalten und hatte gegen Stals (BEL) und Jongmans (NDL) keine Chance, trudelte sogar auf den letzten Metern abgeschlagen ins Ziel. Nicht besser erging es Simone Beutelspacher, die in ihrem Lauf, den Stephanie Graf (AUT) mühelos gewann, nichts zum melden hatte.
Bei den Männern ruhten die deutschen Hoffnungen auf Nils Schumann. Der Titelverteidiger hielt sich im Vorlauf zunächst zurück, musste deswegen auf der letzten Runde lange Wege gehen und sich strecken, um als Erster (1:53,78 min) über die Linie zu gehen. Sein größter Widersacher, der Topfavorit Yuri Borzakovsky (RUS), löste seine Aufgabe souveräner. Der Deutsche Oliver Daum wurde in seinem Vorlauf nur Vorletzter.
Im Hochsprung der Frauen rutschte Heike Henkel mit übersprungenen 1,91 Metern als Achte ins Finale. Amewu Mensah scheiterte an 1,88 Metern und verfehlte damit mehr als deutlich die nötige Höhe. Die Schwedin Kajsa Bergqvist meldete mit mehreren sicheren Sprüngen ihre Goldambitionen nochmals an.
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