Sydney-Preview
Die Steeple-Olympia-Vorschau
– Frauen (Teil 2) –
17.09.00 (fc) In wenigen Tagen fällt der Startschuss für die Leichtathletik-Bewerbe bei den Olympischen Spielen in Sydney. Die nationalen und internationalen Topathleten haben sich akribisch auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet, um auf den Punkt fit zu sein. In unseren Previews nehmen wir die einzelnen Disziplinen unter die Lupe, wägen die deutschen Chancen ab und wagen einen Medaillentipp.
100 Meter Hürden:
DIE LAGE:
Der Weg zum Olympiasieg führt über Gail Devers (USA), die bei den US-Trials mit 12,33 Sekunden eine Bombenzeit lief und auch mit fünf Golden-League-Siegen ihre Vormachtstellung unterstreichen konnte. Delloreen Ennis-London (JAM) setzte ihre aufstrebende Tendenz des Vorjahres fort und zählt gemeinsam mit der Nigerianerin Glory Alozie, bei der man abwarten muss, wie sie den Unfalltod ihres Verlobten in Sydney verkraftet hat, zu den heißen Medaillenanwärterinnen. Weitere aussichtsreiche Hürdensprinterinnen sind Melissa Morrison (USA), Olga Shishigina (KAZ), Michelle Freeman (JAM) und Sharon Jewell (USA). Was die routinierten Svetla Dimitrova (BUL) und Patricia Girard (FRA) anbieten werden, ist eine spannende Frage.
DEUTSCHE CHANCEN:
keine deutsche Teilnehmerin
STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Devers – Ennis-London – Morrison
400 Meter Hürden:
DIE LAGE:
Nur Sandra Glover (USA) und Nezha Bidouane (MAR) blieben in diesem Jahr unter 54 Sekunden. Während sich die Nordafrikanerin gezielt auf die Spiele vorbereitete, nutzte ihre Kontrahentin die europäischen Meetings nach den US-Trials für weitere Formtests und musste dabei in Monaco eine deutliche Schlappe einstecken. Dort zeigte ihr Irina Privalova (RUS) die Fersen. Die Ex-Sprinterin gilt als Geheimtipp – auch auf den Titel. Bei den Meetings konnte die Isländerin Gudrun Arnardottir durchaus überzeugen. Mit auf die Liste setzen wir außerdem Olympiasiegerin Deon Hemmings (JAM), Weltmeisterin Daimi Pernia (CUB) sowie Glovers Landsfrauen Kim Batten (USA) und Tonja Buford-Bailey (USA), die von ihrer Erfahrung profitieren werden.
DEUTSCHE CHANCEN:
Ulrike Urbansky möchte die Olympiade nutzen, um weiter auf sich aufmerksam zu machen und wird deutlich besser abschneiden als bei der WM in Sevilla als Halbfinal-Achte. Vielleicht gelingt es an ihrer Seite auch Trainingskollegin Heike Meissner, ins Finale zu stürmen.
STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Bidouane – Glover – Privalova
Hochsprung:
DIE LAGE:
Hallen-Europameisterin Kajsa Bergqvist (SWE) will weiter für Furore im Frauen-Hochsprung sorgen, nachdem sie 1999 knapp an einer WM-Medaille vorbeigesprungen war. Die Weltjahresbeste Monica Iagar-Dinescu (RUM) greift ebenso nach den Medaillen wie Venelina Veneva (BUL) und Zuzana Hlavanova (TCH). In guter Form präsentierte sich Vize-Weltmeisterin Yelena Yelesina (RUS) mit 1,99 Metern bei ihrem Test in Yokohama. Vorne mitmischen wird in jedem Fall auch Weltmeisterin Inga Babakova (UKR), die abgezockt genug ist, um sich den Olympiasieg zu holen. Gespannt sein darf man auf die Saisonbeste des letzten Jahres, Hestrie Storbeck-Cloete (RSA), die in Sevilla kläglich in der Qualifikation scheiterte und diesen Flop gerne vergessen machen würde.
DEUTSCHE CHANCEN:
Für Amewu Mensah geht es um den Einzug in das Finale. Wenn sie das schafft, sollte mehr drin sein als bei der letzten Weltmeisterschaft, als sie nach drei ungültigen Versuchen bei der Einstiegshöhe als erste Springerin die Sachen packen musste. Eine neue Bestleistung würde für einen Platz unter den Top Acht reichen.
STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Babakova – Bergqvist – Iagar-Dinescu
Stabhochsprung:
DIE LAGE:
Stacy Dragila (USA) verbesserte in diesem Jahr die Weltrekorde in der Halle und im Freien und zeigte dabei Potential für noch höhere Sprünge. Allerdings musste sie in Stockholm bereits eine Niederlage gegen die Ukrainerin Anzhela Balakhonova, der Steeple-Stabhochsprungexperte Matthias Böhm gute Chancen einräumt, hinnehmen. Vielleicht gelingt es der Vize-Weltmeisterin, im Vergleich zu Sevilla den Spieß umzudrehen. Die 27jährige US-Amerikanerin Kellie Suttle liegt in der Jahresbestenliste mit 4,53 Metern auf dem dritten Rang. Emma George (AUS) muss nach ihren durchwachsenen Vorstellungen in diesem Jahr auf den Heimvorteil hoffen. Die WM-Dritte Tatjana Grigorjeva (AUS) kam nicht zu vielen Einsätzen, in Cottbus hatte sie sich eine Verletzung zugezogen, die aber überstanden scheint. Die Russinnen Yelena Beljakova und Svetlana Feofanova, die in diesem Jahr in die Weltspitze stieß, haben Chancen auf eine gute Platzierung. Die Tschechinnen Daniela Bartova und Pavla Hamackova und das dritte US-Girl Mel Mueller müssen dafür ihre Saisonbestleistungen steigern.
DEUTSCHE CHANCEN:
Nicole Humbert sagte im August im Steeple-Interview, dass von einer Medaille bis zu einer Nichtqualifikation alles möglich ist. Allerdings braucht sie sich als deutsche Rekordhalterin mit 4,50 Metern im Feld genauso wenig zu verstecken wie die Stuttgarterin Yvonne Buschbaum, die auch eine solche Höhe meistern kann.
STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Dragila – Balakhonova – Humbert
Weitsprung
DIE LAGE:
Golden-League-Jackpot-Gewinnerin Tatjana Kotova (RUS) kämpft immer noch mit den Folgen ihres Unfalls von Anfang August. In Berlin hat sie mit dem letzten Sprung ihre Qualitäten ein weiteres Mal bewiesen, als sie Heike Drechsler (D) auf den zweiten Platz verwies. Marion Jones (USA) hat sich mit ihrer Vorgabe, fünf Goldmedaillen holen zu wollen, selbst unter Druck gesetzt. Es darf bezweifelt werden, dass es ihr gerade jetzt in Sydney gelingt, ihre Anlaufgeschwindigkeit auf den Balken zu bringen. Die Italienerin Fiona May, die sich in Sevilla um den WM-Titel betrogen fühlte, bringt als Weltjahresbeste mit Erfahrung alle Voraussetzungen für Gold mit. Inessa Kravets (UKR) und Hallen-Europameisterin Erica Johansson (SWE) zählen ebenfalls zum engen Favoritenkreis. Ein Geheimtipp ist Sprinterin Chandra Sturrup (BAH), die in diesem Jahr wieder in den Weitsprung einstieg.
DEUTSCHE CHANCEN:
Heike Drechsler geht von den drei deutschen Springerinnen als aussichtsreichste Starterin in den Wettkampf. Sofia Schulte will in den Endkampf, muss dafür jedoch an die einstige Olympianorm (6,65 m) heranspringen, wenn die Bedingungen stimmen.. „Miss Weitsprung“ Susen Tiedtke kann wieder einmal eine einstellige Platzierung erreichen, muss sich dafür aber im Kreis der unberechenbaren Osteuropäerinnen, die wir in ihrem Leistungsbereich erwarten, behaupten.
STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
May – Drechsler – Kotova
Dreisprung:
DIE LAGE:
Im vergangenen Jahr verpasste Tatjana Lebedeva (RUS) als WM-Vierte um sechs Zentimeter eine Medaille. In Sydney geht sie nach ihrem Yokohama-Satz auf 15,32 Meter topfavorisiert an den Start. Die Junioren-Weltrekordhalterin Tereza Marinova (BUL) bestritt eine glänzende Saison. Die Ukrainerinnen Olena Govorova und Inessa Kravets bilden ein starkes Gespann. Vize-Weltmeisterin Yamile Aldama (CUB) sollte man auf alle Fälle auf der Rechnung haben. Die griechischen Farben muss die WM-Dritte Olga Vasdeki im Alleingang hoch halten. Interessant wird, ob es Sarka Kasparkova (CZE), Ashia Hansen (GBR) und Inna Lasovskaya (RUS) gelingt, an alte Erfolge anzuknüpfen. Die 23jährige Slowenin Anja Valant könnte als junge Athletin vorne mitspringen und die Etablierten überraschen.
DEUTSCHE CHANCEN:
keine deutsche Teilnehmerin
STEEPLE-MEDAILLENTIPP:
Lebedeva – Govorova – Vasdeki
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