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Golden-League-Meeting in Zürich

Bucher triumphiert bei Heimspiel

Raymond Hecht sorgt für einzigen deutschen Sieg im Letzigrund

17.08.01 (fc) Das „Weltklasse Zürich“ wurde in diesem Jahr wieder einmal mehr seinem Anspruch als das Top-Meeting der Szene gerecht. Bereits die Besetzung der B-Läufe lässt manch anderen Meeting-Direktor vor Neid erblassen. So richtig rund ging es im Letzigrund allerdings erst danach. Den Auftakt bildete das „Rolli-Rennen“ über 1500 Meter, bei dem der Schweizer Franz Nietlispach einen neuen Weltrekord (2:56,61 min) aufstellte. Für einen weiteren überragenden einheimischen Sieg im ausverkauften Rund sorgte 800-Meter-Weltmeister André Bucher mit einem neuen Landesrekord von 1:42,55 Minuten. Der einzige deutsche Sieg ging auf das Konto von Speerwerfer Raymond Hecht, der mit einer Weite von 88,88 Metern Weltmeister Jan Zelezny bezwang. Für insgesamt sechs Weltjahresbestleistungen sorgten neben Bucher noch Brahim Boulami, Felix Sanchez, Richard Limo, Maria Mutola und Olga Yegorova.

André Bucher drückt mit seinem Auftritt vor den eidgenössischen Fans den zwei Stadionrunden weiterhin in dieser Saison seinen Stempel auf. „Es ist alles perfekt gelaufen“, freute sich der Weltmeister, „vom Weltrekord träume ich aber erst im nächsten Jahr.“ Mit Jean-Patrick Nduwimana (BUR; 1:42,81 min) und Wilfred Bungei (KEN; 1:42,96 min) blieben zwei weitere Athleten unter 1:43 Minuten. Der deutsche Olympiasieger Nils Schumann verbesserte seine Jahresbestzeit zwar auf 1:44,32 Minuten, in diesem schnellen Rennen reichte das jedoch nur zu einem achten Platz. 

Gail Devers und Marion Jones gelingt WM-Revanche – Niederlage für Kostas Kenteris

Die WM-Revanche an Anjanette Kirkland gelang Gail Devers („Es war kein sauberer Lauf“) mit einer Zeit von 12,53 Sekunden über die 100 Meter Hürden. Als Vierte hinter Jenny Adams, die das US-Triple perfekt machte, kam die nun unter der spanischen Flagge startende Glory Alozie (12,87 sec) ins Ziel. Bei den Männern setzte sich hingegen auf der zehn Meter längeren Strecke Weltmeister Allen Johnson (USA) in 13,18 Sekunden durch.

Sehr schnell waren die 400 Meter Hürden der Männer, wo ebenfalls der neue Weltmeister Felix Sanchez mit einer neuen Bestzeit von 47,38 Sekunden zeigte, dass sein Triumph von Edmonton kein Zufallsprodukt war. Dahinter wurde Olympiasieger Angelo Taylor (48,21 sec), der bei der WM noch die Finalteilnahme verspielte, Zweiter. Im Frauenlauf behauptete sich die Gold-Medaillengewinnerin von Edmonton, Nezha Bidouane (MAR), in 53,98 Sekunden ein weiteres Mal.

Das Gefühl des Verlierers lernte der Grieche Kostas Kenteris nun in Zürich kennen. In 20,28 Sekunden musste der 200-Meter-Weltmeister und Olympiasieger aus Griechenland US-Amerikaner Bernard Williams (20,19 sec) und dem Briten Christian Malcolm (20,24 sec) den Vortritt lassen. Dagegen ließ sich Vize-Weltmeister Tim Montgomery (USA) über 100 Meter nicht überraschen. Mit einer Zeit von 9,90 Sekunden behielt er gegen den Briten Dwain Chambers (10,09 sec) klar die Oberhand. Hingegen gelang US-Sprintqueen Marion Jones (10,94 sec) die Revanche an Weltmeisterin Zhanna Pintusevich-Block (UKR), die als Vierte in 11,16 Sekunden keine Akzente setzte. Die Erkenntnis von Marion Jones nach dem Lauf: „Siegen ist schöner als zu verlieren.“

Bestzeiten von Ralf Assmus, Ivonne Teichmann und Kathleen Friedrich

Der Deutsche Ralf Assmus erfüllte sich über 3000 Meter Hindernis seinen Traum und blieb im Letzigrund als Zehnter in 8:19,32 Minuten erstmals unter 8:20 Minuten. Mit der Entscheidung hatte er damit allerdings nichts zu tun. Der Marokkaner Brahim Boulami lief mit 7:58,50 Minuten einen neuen Landesrekord und in einer anderen Liga als der Großengotterner.

Über 1500 Meter machte die Rumänin Violeta Beclea-Szekely ihren Jackpot-Anteil in 3:59,94 Minuten als erste Athletin perfekt. Die Chemnitzerin Kathleen Friedrich zeigte als Vierte in der neuen persönlichen Bestzeit von 4:05,10 Minuten, dass sie ihren Sturz bei der WM in Edmonton gut weggesteckt hat und rechtfertigte damit ihren Startplatz in der Schweizer Vorzeigemetropole. Diesem Beispiel folgte später über 800 Meter Ivonne Teichmann. Die WM-Achte erreichte mit einer Zeit von 1:59,14 Minuten den fünften Rang. An der Spitze gab Weltmeisterin Maria Mutola (1:56,85 min) den Ton an.

Auf den 3000 Metern hatte Gabriela Szabo gegen ihre Rivalin von Edmonton, die Russin Olga Yegorova (8:23,26 min), trotz eines Landesrekords von 8:24,19 Minuten das Nachsehen. Die Frankfurterin Irina Mikitenko (8:32,89 min) wurde Siebte. Hicham El Guerrouj untermauerte über 1500 Meter seine Vormachtstellung in 3:29,06 Minuten und ließ der kenianischen Konkurrenz nur die Plätze.

Olympiasieger Alekna vorne – Lars Riedel nur Fünfter – Raymond Hecht springt in die Bresche

Olympiasieger Virgilius Alekna gelang mit einer Weite von 69,95 Metern im Diskuswerfen die WM-Rehabilitation. Der Litauer hätte gerne weiter geworfen: „Aber gewonnen ist gewonnen.“ Um über zwei Meter distanzierte er den Weißrussen Vassili Kaptyukh (67,48 m). Der deutsche Weltmeister Lars Riedel (66,14 m) spielte an diesem Abend ebenso wenig eine Rolle wie sein Rivale Michael Möllenbeck, der mit 63,06 Metern sogar den Endkampf der besten Acht verpasste.

Dafür schlug der Magdeburger Raymond Hecht im Speerwurf zu. Er jagte sein Gerät im fünften Durchgang auf eine Weite von 88,88 Meter und dem hatte Weltmeister Jan Zelezny nur 87,62 Meter entgegenzusetzen. Boris Henry wurde dahinter guter Dritter (85,90 m). „Ich möchte in diesem Jahr noch neuzig Meter werfen“, gab sich Hecht nach seinem Sieg weiter ehrgeizig, während Zelezny die dessen Leistung anerkannte („Hecht hat klar gewonnen“).

Siebenkämpferin Eunice Barber schlug im Weitsprung Weltmeisterin Fiona May ein Schnippchen. Die Französin verfehlte mit 6,97 Metern nur knapp die Sieben-Meter-Marke und bedauerte, dass sie in Edmonton keinen Doppelstart gewagt hatte. Ob es die Wut im Bauch über ihr unglückliches Aus bei der WM war, die sie so weit trieb? Die deutsche Olympiasiegerin Heike Drechsler, die sich in Kanada noch verletzt hatte, ließ vier Versuche aus, kam im ersten auf 6,20 Meter und übertrat einmal. „Die Verletzung ist noch nicht ausgeheilt“, musste die Karlsruherin erkennen. Sie bangt nun aufgrund ihrer Zerrung im Adduktorenbereich um die restliche Saison. Damit blieb ihr nur der achte Platz. Bei den Männern erreichte Kevin Dilworth (USA) mit 8,16 Metern die größte Weite. Weltmeister Ivan Pedroso (8,07 m) wurde nur Vierter.

Auch im Stabhochsprung der Männer wurden die Karten nach der WM neu gemischt, und mit Jeff Hartwig setzte sich ein Springer durch, der in Edmonton gar nicht am Start war. Der US-Amerikaner überquerte als einziger 5,85 Meter. Dahinter wurde der Leverkusener Michael Stolle (5,80 m) vor den höhengleichen Viktor Chistiakov (AUS) und Tim Lobinger (D) Zweiter.

Im einem hochklassigen Hochsprung-Wettkampf der Frauen behauptete sich die neue Weltmeisterin Hestrie Cloete mit 2,01 Metern, nachdem zuvor auch Viktoriya Palamar (UKR) und Kajsa Bergqvist (SWE) bis 1,97 Meter eine makellose Serie ablieferten. Palamar konnte zwischenzeitlich noch die 1,99 Meter nachliefern.

Im abschließenden 5000-Meter-Lauf der Männer gab der Kenianer Richard Limo den Ton an. Er lief nach exzellenten 12:56,72 Minuten als Sieger vor seinem Landsmann Mark Bett, der in 12:58,72 Minuten ebenfalls unter den dreizehn Minuten blieb, als Sieger ein.

Bereits schnelle Zeiten im Vorprogramm – Gabi Rockmeier nur B-Lauf-Achte

Aber auch das Vorprogramm bot bereits in den B-Läufen mehrere gute Leistungen an. So bewies der Kanadier Kevin Sullivan, der bei der WM in Edmonton den Finaleinzug verpasst hatte, mit einer Zeit von 3:33,93 Minuten, dass er einiges mehr drauf hat. Dem stand auf den kürzeren 800 Metern der schnelle Mann aus Burundi, Arthemon Hatungimana, in nichts nach (1:44,67 min). Der US-Boy Dawane Wallace enteilte in 13,22 Sekunden auf den 110 Meter Hürden. Sehr schnell war auf den flachen 100 Metern die Nigerianerin Endurance Ojokolo unterwegs. Sie siegte in 11,06 Sekunden, während die Deutsche Gabi Rockmeier (11,75 sec) über Rang acht nicht hinaus kam. Die schnellste Vorlaufzeit bei den Männern lief standesgemäß Vize-Weltmeister Tim Montgomery (10,08 sec). Der Kölner Tim Goebel verpasste in 10,53 Sekunden den Finaleinzug.

In Nachwuchsrennen kamen die deutschen Talente Monika Gradzki (2:04,96 min über 800m) und Franek Haschke (3:41,38 min über 1500m) jeweils auf Rang vier.