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LAC Quelle Fürth/München

Franken zwischen Hoffen und Bangen

Geschäftsführer Ludwig Franz gibt sich kämpferisch – Viele Fragezeichen

30.08.01 (fc) „So lange mein Stuhl hier noch im Südwestpark steht, kämpfen wir“, gibt sich Ludwig Franz angesichts der ernsten Lage beim LAC Quelle Fürth/München und der LaOla GmbH noch nicht geschlagen. Die Situation beim bayerischen Vorzeigeverein ist kritisch und ernst, seit die Gelder, die von der Karstadt Quelle AG als Sponsor ab dem nächsten Jahr noch zur Verfügung gestellt werden, feststehen. Mit der Vorgabe, auf den Jugend- und Breitensport den Schwerpunkt zu legen, steht hinter der Leistungssporttruppe des Vereins und vor allem dem Top-Meeting LIVE ein dickes Fragezeichen.

Die Zahlen sind auf dem Tisch. 750.000 Mark im nächsten Jahr und 500.000 Mark im Jahr 2003, was eine deutliche Reduzierung der Mittel für den reinen Sportbetrieb darstellt. „Alle Entscheidungen sind momentan im Vakuum“, sagt Ludwig Franz, „man muss sehen, was wir uns noch leisten können.“ Mit der Entscheidung, nur noch den Jugend- und Breitensport zu fördern, will die Quelle lediglich ihrem regionalen Anspruch gerecht werden, was die Leichtathletik-Gemeinde in Franken in diesen Tagen aufschreckte.

Diese Nachricht wurde natürlich auch bei den Verbänden DLV und BLV mit Sorge aufgenommen. Erste Kontakte zwischen dem Verein und den Spitzenfunktionären der beiden Organisationen hat es gegeben und das Interesse am Erhalt des Standorts Fürth/München ist unverkennbar. „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben“, sagt Franz, der sich nun auf der Suche nach neuen Sponsoren befindet, um den Leistungssport wieder finanzierbar zu machen.

Unterschiedliche Reaktionen bei den betroffenen Athleten

Daran hängt auch der Verbleib und die Zukunft der Spitzenathleten. Die Steeple-Redaktion hat sich bei den Meetings in Leverkusen und Königs Wusterhausen bei den Betroffenen umgehört. „Ich bin auf der Suche nach einer sportlich-fairen Lösung für den Verein“, meinte Tim Lobinger, der davon ausgeht, dass mit der möglichen Auflösung der LaOla GmbH auch sein Vertrag hinfällig wird, was durch den Wegfall des Vertragspartners auch faktisch so korrekt ist. Karin Ertl, die einzige Quelle-Athletin, die sowohl bei den Olympischen Spielen in Sydney, als auch bei der WM in Edmonton vertreten war, geht definitiv noch davon aus, dass sie auch im nächsten Jahr das Quelle-Trikot tragen kann und wird. Die Vereinssuche hat sie im Gegensatz zu anderslautenden Meldungen noch nicht aufgenommen. Die Siebenkämpferin wird zunächst die weiteren Entwicklungen abwarten. Hingegen ist Hammerwerferin Manuela Priemer schon aktiv und schaut sich nach einem neuen sportlichen Zuhause um. Noch nicht informiert und entsprechend überrascht waren hingegen die Mittelstreckler Daniela Struckmeyer und Franek Haschke, bei denen das Schreiben, in dem sie über die kritische und ernste Lage informiert wurden, noch im Briefkasten lag.

Mit ein Grund für die Entscheidung der Quelle war offensichtlich auch der nur noch mäßige Erfolg der vereinseigenen Athleten auf dem internationalen Parkett und der damit geringe Werbewert. „Da gibt es nichts zu beschönigen“, gibt auch Ludwig Franz zu. Nach den Erfolgen von 1999 waren in den letzten beiden Jahren nur noch jeweils zwei Aktive bei den Saisonhöhepunkten. „Karin Ertl hat für uns die Kastanien aus dem Feuer geholt.“ Während die Hallen-Europameisterin top-platziert war, konnten Carsten Eich (Marathon in Sydney) und Ruwen Faller (4×400-Meter-Staffel in Edmonton) kaum Akzente setzen. Als „tragisch“ bezeichnet Franz auch, dass der Top-Neuzugang des letzten Winters, Tim Lobinger, an der WM-Quali vorbeisprang. Gespräche mit den einzelnen Athleten über ihre sportliche Zukunft beim Verein wurden bislang nicht geführt. „Man kann dazu noch gar nichts sagen.“

Flirtet der DLV nun mit dem Meeting-Standort Nürnberg?

Mehr als nur auf der Kippe steht auch das Meeting LIVE, das mittlerweile als Top-Event im internationalen Leichtathletik-Kalender etabliert war. „Die Zukunft des Meetings steht und fällt mit der Hauptamtlichkeit“, sagt Franz, der sich auch zutrauen würde, ein Meeting mit einem Etat von 700.000 bis 800.000 Mark durchzuführen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es LIVE wieder gibt, ist im Moment sehr gering“, schätzt er die Lage eher mehr als bedenklich ein, „aber vielleicht findet sich jemand, der das Meeting mitträgt.“ DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop meinte am Rande des Bayer-Meetings in Leverkusen, dass das Aus von LIVE nicht mit dem Aus eines Meetings in Nürnberg gleichzusetzen sei. Dem ist zu entnehmen, dass man beim Verband durchaus den etablierten Standort in Franken als interessant einschätzt – gerade und auch wegen der Europameisterschaft in München im nächsten Jahr auf bayerischem Boden. Immerhin konnte die Veranstaltung in diesem Jahr noch eine Gesamteinschaltquote im Fernsehen von rund neun Millionen binden, auch wenn das Zuschauerinteresse aus verschiedenen Gründen rückläufig war. Eine Öffentlichkeitswirkung, die für die gesamte deutsche Leichtathletik nicht zu unterschätzen ist, was man sicher auch beim Verband in Darmstadt realisiert.

„Was passiert mit uns?“, ist aber nun die entscheidende Frage, die alle hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins und der GmbH beschäftigt. Die Stellen stehen auf der Kippe. Ludwig Franz selbst ist seit 30 Jahren im Verein, hat sich ab 1978 als Trainer engagiert, ist später zum Cheftrainer aufgestiegen und hat schließlich 1988 die Aufgabe des Geschäftsführers übernommen. „Es tut mir im Herzen weh“, macht er keinen Hehl um seine momentane Verbitterung. Eine Mitgliederversammlung am 18. September soll nun für die Zukunft des Vereins LAC Quelle Fürth/München von größter Bedeutung sein. „Dort wird sich entscheiden, welcher neue Weg beschritten wird“, so Ludwig Franz.