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Road to Sydney

Weltmeister mit Nehmerqualitäten

Karsten Kobs kämpft um versöhnlichen Saisonabschluss

05.09.00 (fc) „Das eine Jahr so, das andere so“, sagt Karsten Kobs. Die Enttäuschung über den bisherigen Saisonverlauf ist dem Hammerwerfer ins Gesicht geschrieben. Der Weltmeistertitel aus dem vergangenen Jahr hatte die Erwartungen und Ansprüche hochgeschraubt. Der fünfzehnte Rang in der Weltjahresbestenliste ist nicht das, was sich Karsten Kobs vorgestellt hatte. „Aufgeben ist nicht meine Philosophie“, zeigt er bei allen Rückschlägen, die ihn in diesem Jahr heimgesucht haben, Nehmerqualitäten. Weltmeisterlichen Ansprüchen will er noch vor dem Startschuss in Sydney mit seiner überarbeiteten Internetpräsenz gerecht werden. Dabei winkt auch ein spannendes Gewinnspiel mit einem ganz besonderen Preis.

Königs Wusterhausen. Nach vier Durchgängen bricht Karsten Kobs den Wettkampf ab. Eine Weite von 78,34 Metern reicht dennoch zu Rang zwei. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, kommentiert der Vorzeigeathlet von Bayer 04 Leverkusen die Krämpfe im rechten Bein, die einen geordneten Wettkampf unmöglich machten. Auch wenn ihm die Ratlosigkeit anzusehen ist, gibt er geduldig den Journalisten Auskunft, schreibt Autogramme und posiert für Fotos mit jungen Fans. Karsten Kobs repräsentiert das Hammerwerfen als eine der Disziplinen, die oft nicht so im Mittelpunkt stehen, auf vorbildliche Weise. 

Auch was das Internet betrifft, übernahm der Weltmeister eine Vorreiterrolle. Als einer der ersten deutschen Leichtathleten war er unter www.karsten-kobs.de mit einer eigenen Homepage im Internet vertreten. Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen wird sie gerade überarbeitet. „Sie soll aktueller werden“, verspricht Kobs. Einiges ist geplant – ein Chat, ein Olympiatagebuch und ein Gewinnspiel. Wer bei seinem Tipp der Weite von Karsten Kobs in Sydney am nächsten kommt, den erwartet ein ganz besonderer Termin: „Die Gewinner werden zu einem Hammerwurftraining mit mir eingeladen.“

Ob die zu erratende Weite zu einem vorderen Platz bei den Olympischen Spielen reicht, wird sich am 24. September in Sydney zeigen. Der Wille ist spürbar. Einen klaren Favoriten auf den Olympiasieg gibt es nicht. Gilles Dupray erzielte mit 82,38 Metern im Juni die größte Weite des Jahres, konnte dies allerdings nie bestätigen. Die Ungarn, die Russen, die Weißrussen, die Ukrainer und Geheimfavoriten wie der Pole Ziolkowski oder der Grieche Papadimitrou werden den amtierenden Weltmeister aus Dortmund beim Saisonhöhepunkt herausfordern. Dass sich Karsten Kobs mittlerweile mit einer großen Aufgabe zu einer Höchstleistung steigern kann, bewies er bei der letzten Weltmeisterschaft in Sevilla. Dort hatten 80,24 Meter aus dem ersten Versuch zum Titel gereicht. In Australien hängt viel vom Wetter ab. „Zehn Grad sind bei uns zwei bis drei Meter“, weiß Kobs. Auf einen möglichen Regenwettkampf konnte er sich vor kurzem in Bad Köstritz vorbereiten. Die Sache hatte nur den Haken, dass niemand die Siegesweite von 76,80 Metern so richtig zu einordnen wusste. Auf dem Weg zu den Spielen hat das Kraftpaket noch für einen Wettkampf in Yokohama gemeldet. So manche Fragezeichen werden wohl erst in Sydney verschwinden. Fragezeichen hinter Fragen, auf die auch Karsten Kobs momentan noch so recht keine Antwort hat. 

Vor rund 20 Jahren hielt er zum ersten Mal einen Hammer in der Hand. Die Dinge nahmen danach schnell ihren Lauf. Der kleine Karsten offenbarte Talent und heimste rasch die ersten Erfolge ein. Nach Jugend- und Juniorentitel Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger Jahre stellte er sich nahtlos den Aufgaben bei den Aktiven. Die WM-Teilnahme in Stuttgart 1993 war der erste wirklich große Wettkampf. In den nächsten Jahren ging es von Event zu Event. Die Auftritte verliefen nicht immer wie geplant, so scheiterte er als Deutscher Meister 1996 in Atlanta in der Qualifikation. Ein Jahr später lief es in Athen besser. 1998 reichte es in Budapest zu EM-Bronze und 1999 trat er in Sevilla mit dem Weltmeistertitel endgültig aus dem Schatten eines Heinz Weis, der Kobs in seinem letzten Jahr seiner Laufbahn noch als Vereinskollegen in Leverkusen begrüßen durfte. Dem Jubel ließ er freien Lauf im Stadion von La Cartuja. Manchen ist sein Fall in den Wassergraben noch sehr gut in Erinnerung. Es war eine von insgesamt vier Goldmedaillen für den DLV in Andalusien. Es war der Höhepunkt in der bisherigen Laufbahn von Karsten Kobs. Ab der nächsten Saison trägt er alleine die Last der deutschen Hammerwurftradition, nachdem Heinz Weis seine Laufbahn beendet. Mi dem dritten Sydneyfahrer, Markus Esser, schickt sich allerdings schon ein junger Athlet an, die Lücke an der Seite des Weltmeisters vielleicht füllen zu können.

   Steckbrief:

Karsten Kobs

Hammerwerfen
Deutschland

geb. 16.09.1971
196 cm; 128 kg

Weltmeister 1999 Bronze Europameisterschaft 1998 Europacup-Sieger 1996

Deutscher Meister 1996, 1999 und 2000

PB: 82,78 m (Dortmund 1999)

Homepage (offiziell): http://www.karsten-kobs.de

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