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Comeback

Dieter Baumann ist zurück 

Nach Staubwolken der letzten Zeit soll(te) wieder der Sport sprechen

31.01.02 (fc) Dieter Baumann ist zurück. Nach seiner Dopingsperre gab der Tübinger am vergangenen Sonntag beim Sparkassen-Indoor in Dortmund sein mit Spannung erwartetes Comeback. Als Zweiter hinter Olympiasieger Million Wolde legte er die 3000 Meter in 7:47,54 Minuten zurück. Nun soll wieder der Sport für den Olympiasieger von 1992 sprechen. Am Sonntag absolviert er beim Sparkassen-Cup in Stuttgart sein nächstes Rennen.

Die Präsenz an Journalisten in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle war immens. Alle bedeutenden Medien hatten sich angesagt und dementsprechend gab Dieter Baumann noch immer Interviews, als sich die Zuschauer schon längst verflüchtigt hatten. „In meinem Alter freue ich mich über jedes Rennen, das ich laufen kann und darüber, dass die Leute mir zujubeln“, stellte er nach seiner Rückkehr fest, „dieses Rennen ist für mich genauso wichtig, wie das, das ich an gleicher Stelle vor einem Jahr gemacht habe.“ Der sportliche Auftritt von Baumann war überzeugend, die Zuschauer feierten ihn fast so, als sei er nie von der Bildfläche verschwunden gewesen. Trotzdem war nach seinem umstrittenen Dopingfall, der die Nation in zwei Lager spaltete, nach wie vor in der ein oder anderen Ecke der Halle ein Hauch Skepsis zu spüren. Vieles war wie früher, aber noch längst nicht alles so wie es Dieter Baumann aus der Vergangenheit kennt.

Baumanns Buch „Lebenslauf“ wirbelte Staub auf

Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass die Veröffentlichung seines Buches „Lebenslauf“ am vergangenen Freitag, weshalb er sein Comeback nicht beim LBBW-Meeting in Karlsruhe, sondern erst zwei Tage später in Dortmund gab, das Thema Baumann nach dem Ablauf seiner Sperre wieder mächtig in den Mittelpunkt gerückt und neuen Staub aufgewirbelt hatte. Die in Baumanns Buch kritisierten Funktionäre Dr. Clemens Prokop und Prof. Dr. Helmut Digel, der sich gerade zu Beginn des Dopingfalles für den Läufer engagiert hatte, reagierten unterschiedlich auf das Werk. „Es ist erstaunlich, was ein Mensch für Geld alles tut“, zeigte sich Digel getroffen von den Zeilen seines Weggefährten der letzten Jahre. DLV-Präsident Prokop war Augenzeuge des Comeback von Dieter Baumann und stellte den sportlichen Aspekt in den Vordergrund: „Für mich ist entscheidend, dass er sportlich wieder den Anschluss findet.“

Die Staubwolken legen sich
Stuttgart wartet als nächste Härteprobe

Dieter Baumann ist auf dem besten Weg. Die Staubwolken legen sich, der Sport rückt wieder in den Mittelpunkt. Selbst seine Gattin und Trainerin Isabelle Baumann war erstaunt von seiner Leistung in Dortmund: „Ich bin überrascht. Da sind noch Reserven bei ihm, die ich nicht erwartet hatte.“ Der Blick gilt nun zunächst dem nächsten Rennen in Stuttgart, wo Baumann praktisch vor der Haustüre startet und viele Sympathisanten hat. Das Feld ist noch stärker als in Dortmund, so dass er sich über 3000 Meter nicht nur auf die Revanche an Million Wolde konzentrieren, sondern auch Hailu Mekkonen, Ismail Sghir oder Luke Kipkosgei im Auge haben sollte. „Er hat eine sehr harte Zeit und eine lange Wettkampfpause hinter sich, und ich hoffe, dass die Zuschauer von der ersten Minute bis zum Schluss lautstark hinter ihm stehen werden“, meint Meeting-Direktor Fredy Schäfer in Vorfreude auf den Wettkampf. „Diese Unterstützung ist bei der internationalen Konkurrenz aber auch bitter nötig. Dieter will nicht nur mitlaufen, er will fighten, um eine international hochklassige Leistung zu bringen.“

Marathondebüt im April wirft seine Schatten voraus

Aber bereits ein weiteres Datum beschäftigt Dieter Baumann. Es ist der 21. April. An diesem Tag will er in Hamburg sein Marathondebüt geben. Dieses Rennen wirft bereits jetzt seine Schatten voraus, die Vorbereitungen laufen. „Es wird kein verrückter Marathon“, dämpft der 36-jährige bereits jetzt die Erwartungen etwas. Aber wer den Kampfgeist, den Baumann auch während seiner Dopingsperre an den Tag legte, als Maßstab nimmt, weiss, dass ein neuer Richtwert für die deutsche Marathonszene, die gerade bei den Männern leistungsmäßig der internationalen Konkurrenz hinterherhinkt, alles andere als unrealistisch ist. 

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