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Hallen-Meeting in Chemnitz

Eine Gala der Stabakrobatinnen

Kathleen Friedrich heizte Stimmung mit deutscher Bestleistung an

23.02.02 (fc) Das Hallen-Meeting in Chemnitz hatte es in sich. Bereits in der ersten Stunde des gelungenen Leichtathletik-Abends wurden die 2000 Zuschauer Augenzeugen zweier echter Höhepunkte. Lokalmatadorin Kathleen Friedrich lief eine neue nationale Bestleistung über 2000 Meter und die Stabhochspringerinnen Annika Becker, Yvonne Buschbaum und Christine Adams sprangen – wenn man so will – mit geballter Kraft insgesamt fünfmal neue Rekordhöhen, was der Leverkusener Coach Leszek Klima mit einem „Wir sind wieder absolute Klasse“ kommentierte.

Die kleine Gruppe von fünf deutschen Springerinnen bekam bereits bei 4,30 Metern so richtig die eigene Dynamik zu spüren, als alle diese Höhe meisterten. Nachdem sich Martina Strutz und Sabine Schulte bei 4,40 Metern verabschiedet hatten, gaben die drei Hallen-EM-Starterinnen erst so richtig Gas. Yvonne Buschbaum meisterte als Erste den deutschen Rekord von 4,57 Metern, Annika Becker und Christine Adams zogen im dritten Durchgang nach. Bei 4,62 Metern legte die junge rothaarige Titelträgerin vor und schraubte die deutsche Bestleistung weitere fünf Zentimeter in die Höhe. Aber noch war das letzte Wort nicht gesprochen, denn auch Yvonne Buschbaum kam im zweiten Versuch über die Latte. Danach liess das übrig gebliebene Duo die Weltrekordhöhe von 4,74 Metern auflegen und zumindest Yvonne Buschbaum war kurz davor, auch dieses Pfund noch draufzupacken: „Ein Versuch war schon knapp. Es war heute einfach, den deutschen Rekord zu packen. Die Zuschauer haben für irre Stimmung gesorgt. So macht es Spaß. Jeder von uns hat diese Höhen drauf. Bei der Hallen-EM in Wien heisst nun die Herausforderung Svetlana Feofanova.“ 

Während Buschbaum und Adams bereits am Donnerstag vom Meeting in Athen nach Chemnitz gekommen waren, reiste Becker erst am Wettkampftag mit dem Auto an und beinahe hätte erneut wie schon im Vorjahr ein Stau den Start verhindert. „Es war wieder etwas knapp“, erzählte sie, „wir kamen erst um 16.30 Uhr an.“ Was in diesem Winter für sie noch drin ist, liess Annika Becker offen: „Ich muss diese Leistung erstmal bestätigen, sie noch mal zu steigern, wird schwer.“ Im Sportforum in Chemnitz hatte das Adrenalin das Übrige getan, da vergas die Hessin sogar die Kniekehlenprobleme, mit denen sie derzeit zu kämpfen hat.

Die Stimmung für die Stabhochspringerinnen hatte Kathleen Friedrich über 2000 Meter bereits so richtig schön angeheizt. Als die Tempomacherinnen unkonzentriert wurden, übernahm die 24-jährige Verantwortung und lief letztlich hinter der Äthiopierin Berhane Adere (5:39,47 min) in der neuen deutschen Hallen-Bestleistung von 5:42,55 Minuten ein. „Ich habe mir endlich richtig vertraut“, strahlte sie nachher.

Weltjahresbestleistung von Melissa Morrison – Kirsten Bolm als Zweite zum Hausrekord

Auch die Kölner Hürdensprinterin Kirsten Bolm hatte als Geschlagene allen Grund zur Freude. Nur Melissa Morrison aus den USA war ihr in der Weltjahresbestzeit von 7,85 Sekunden auf den 60 Meter Hürden enteilt, was an dem schwachen Start der frischgebackenen Hallenmeisterin lag. Bolm hatte sich gar nicht so schnell gefühlt und war von ihrer persönlichen Bestzeit (7,92 sec) sogar etwas überrascht: „Ich weiss gar nicht, was los ist. Ich glaube, abgesehen vom Start war das richtiges Hürdenlaufen.“ 

Schnell waren auch die 60 Meter flach. Chioma Ajunwa (NGR) siegte in 7,13 Sekunden vor der Österreicherin Karin Mayr (7,18 sec) und der Dortmunderin Andrea Philipp, die in 7,19 Sekunden eine neue deutsche Jahresbestzeit fixierte. „Nach dem Vorlauf wusste ich, dass es geht. Mit dieser Zeit ist mir ein Riesenstein vom Herzen gefallen“, so Philipp. Bei den Männern gewann der US-Amerikaner Brian Lewis in ebenfalls guten 6,54 Sekunden. Bemerkenswert waren auch die 200 Meter, auf denen der Pole Marcin Urbas in 20,77 Sekunden glänzte. 

Im Weitsprung musste sich die Leverkusenerin Sofia Schulte nach einem Hausrekord von 6,50 Metern nur der Russin Tatjana Ter-Mesrobian (6,62 m) geschlagen geben. Überzeugen konnte auch der Pirnaer Rene Herms. Zwar musste er über 800 Meter mit dem vierten Platz Vorlieb nehmen, er steigerte allerdings die deutsche Jahresbestzeit von Nils Schumann auf 1:46,68 Minuten. Den Sieg holte sich Joseph Mutua aus Kenia (1:46,06 min).

Lobinger entscheidet Duell um letztes Wien-Ticket für sich

Kein Abendfüller war der Stabhochsprung der Männer, bei dem das Duell zwischen Tim Lobinger und Danny Ecker um das dritte Wien-Ticket im Mittelpunkt stand. Der Neu-Frankfurter holte sich mit 5,70 Metern den Sieg und verzichtete dann auf die weiteren Sprünge, um für die Hallen-EM kein Risiko mehr einzugehen. „Endlich wieder mal im Team“, schnaufte er nach dem Wettkampf tief durch, „ich fahre nach Wien, um die 5,80 Meter zu toppen.“

Die Hallensaison beschloss Vize-Weltmeister Ingo Schultz in Chemnitz mit einem Lauf über 300 Meter. In 33,02 Sekunden verpasste er aber die angepeilte deutsche Bestleistung und es zeigte sich, dass die Kurven für ihn in der Halle einfach zu eng sind. 

Den gelungenen Leichtathletikabend rundeten unter den zufriedenen Augen der DLV-Vertreter Dr. Clemens Prokop und Frank Hensel die Verabschiedung von Diskuswerferin Ilke Wyludda und die Showauftritte der „Backgrounders“ ab. 

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