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Universiade in Peking

Impressionen aus China

Eindrücke aus Athletensicht von der Universiade in Peking

19.08.-02.09.01 (fc) Ein 19-köpfiges Leichtathletik-Team aus Deutschland ist bei der Universiade in Peking am Start. China will damit bereits jetzt die erfolgreiche Kandidatur um die Olympischen Spiele 2008 rechtfertigen. Gerade der Zuschlag für die Olympia-Ausrichtung räumte der Universiade einen neuen Stellenwert ein. Die Hürdensprinter Kirsten Bolm und Ralf Leberer schildern auf „Steeple“ ihre Eindrucke aus Peking und berichten über ihre Erlebnisse.

 02. September – Die Abschlussfeier (Bilder von Bernd Schindzielorz)

  

 01. September: Morgen gen Heimat – Das Fazit des deutschen Leichtathletik-Teams

Heute ist der letzte Tag hier und die auch die Leichtathletik-Wettkämpfe erleben ihren Abschluss. Jan Fitschen geht noch mit Medaillenchancen an den Start und die Dreisprungmädels Katja Umlauf und Nicole Herschmann werden hoffentlich weit hopsen. Vielleicht hebt der heutige Tag unseren Schnitt! Die Abschlussfeier wird wohl – wie alles hier – noch mal ein HIGHLIGHT werden. Morgen geht es um 5.15 Uhr mit der Schlüsselabgabe Richtung Heimat. Fazit: Wir loben die Gesamtveranstaltung. Die Chinesen haben was Tolles auf die Beine gestellt, das alle bisherigen Universiaden bei weitem übertrifft. Die eigentliche WK-Organisation lässt aber sehr zu wünschen übrig. Wir sind auch alle gespannt, wie viel Kilogramm die Waage zu Hause weniger anzeigt (beim Chinesen in Deutschland schmeckt es einfach besser!). Vielen Dank für die sehr gute Organisation des ADH. Wir haben uns hier wirklich sehr wohl gefühlt. Des weiteren danken wir dem DLV für die großzügige LEIHWEISE (!) Bereitstellung der Trikots. Schöne Grüße von den Universiade-Leichtathleten

Maren, Ralf und Jan

 30. August: Frust bei deutschen Sprinterinnen – Gastgeber „mogeln“ sich ins Staffelfinale

Hallo,

hier noch ein paar Details zum Staffellaufen. Im Moment hängen wir vier von der Staffel (Shanta Ghosh, Nicole Marahrens, Alice Reuss, Kirsten Bolm) doch etwas durch. Als wir gestern noch hofften, dass die Chinesen vielleicht übersehen hätten, wie wir aus der Wechselzone rausliefen, wurden wir schnell eines Besseren belehrt. Unser einziger Hoffnungsschimmer war, dass den Chinesinnen das gleiche Malheur passierte. Von daher hofften wir, dass die Chinesen keine schlafenden Hunde wecken und unsere Disqualifikation vielleicht doch nicht aussprechen würden. Nun ja, wie schon erwähnt, nach einigem Hin und Her waren wir raus, und die Chinesinnen fairerweise aber auch. Soweit so gut. 

Nun stellte sich heute jedoch heraus, das die Chinesinnen doch am Samstag im Finale sind. Da wollte der ADH aber noch mal Dampf machen. Deutsche Offizielle stachelten die französische Delegation an, liehen ihnen fünfzig US-Dollar, damit diese einen Protest einlegen konnten. Die Franzosen berichteten dann, dass ihnen ein Videoband vorgespielt wurde, das aus einer Perspektive gefilmt worden ist, von der man die Wechselräume nicht erkennen konnte. Außerdem verdeckten etliche Kampfrichter die Sicht. Alles Schimpfen, Schreien und Weinen half nicht, nun ist China doch im Finale, und wir sitzen auf der Tribüne. So ist es nun mal im Sport… oder doch nicht?

Bis dann, Kirsten

 29. August: Erste Medaillen für deutsche Mannschaft – Empfang bei der Deutschen Botschaft

Gestern Abend war die gesamte Mannschaft in die Deutsche Botschaft in Peking eingeladen. Es war ein sehr gelungener Abend und es gab endlich mal wieder was Gutes zum Essen!!! 

Auch wenn mein Wettkampf vorüber ist, kann ich mich jetzt nicht auf die faule Haut legen. Natürlich wird von uns erwartet, als Team aufzutreten und das heißt: anfeuern was das Zeug hält. Ich konnte mich schließlich doch dazu überwinden „meinem“ Endlauf anzusehen. Starke Zeiten! Mit dem Chinesen als Sieger hätte keiner gerechnet. Nur fünf von acht Hürdenläufern erreichten das Ziel – das gibt’s nur im Hürdenlauf.

Es gibt die ersten Medaillen für die deutschen Leichtathleten zu vermelden. Zuerst holte Sonja Kesselschläger im Siebenkampf die Bronzemedaille (Katja Keller knapp dahinter), dann Sabine Schulte im Stabhochsprung mit neuer Bestleistung von 4,35 Metern Silber. Ihre Medaillenhoffung aufgeben mussten die 4×100-Meter-Mädels, die leider den zweiten Wechsel überliefen und disqualifiziert wurden. 

Nicht als besonders fair erwiesen sich die chinesischen Kampfrichter. So wurde die chinesische Staffel trotz deutlich überlaufenen Wechsel erst nach Protest mehrerer Nationen disqualifiziert. Sabine wurde mehrmals unnötig in der Vorbereitung zu ihrem Sprung gestört. So wurde zum Beispiel (als nur noch sie und die Chinesin dabei waren) Sabine kurz vor dem Loslaufen aufgehalten und die Latte ausgetauscht. Ohne Grund.

Gruß aus der Millionenstadt, Ralf

Bildergalerie von den Wettkämpfen (Fotos: Bernd Schindzielorz)

 28. August: Glück und Pech am ersten Leichtathletik-Tag der Universiade

Am ersten Tag gab’s schon eine Reihe ordentlicher Leistungen aber auch viel Pech, nicht nur für das deutsche Team. Trotz der frühen Stunde hatten alle einen guten Auftakt und konnten sich für die nächste Runde oder sogar schon für das Finale qualifizieren (siehe Ergebnisse).

Pech hatten aber Kirsten und ich in unseren Hürden-Halbfinals. Durch einen verpatzten Start verfehlte Kirsten das Finale nur um 1/100 Sekunde. Ich stürzte kurz vor dem Halbfinale schwer über eine Trainingshürde und prellte mir darauf den Unterschenkel. Dank des hohen Adrenalinspiegels konnte ich laufen, aber den Fußballen nicht richtig belasten. Und somit nicht mit den nötigen 100 Prozent sprinten.

Oliver Koenig konnte mit 10.48 Sekunden einen guten Wettkampf absolvieren. Im Weitsprung konnte er sich mit 7,41 m nicht für’s Finale qualifizieren. So und nun zu den Stabis!!! Bei uns sind sowohl bei den Frauen als auch bei uns Männern die Qualifikationswettkämpfe ausgefallen. Dies wäre zwar in Deutschland ein wenig anders gelaufen, da wir siebzehn Teilnehmer bei uns Männern, und sogar achtzehn bei den Frauen sind. Aber wir springen nun mal auf der andern Seite der Welt, und da läuft alles ein wenig anders.

Dadurch, dass sich Ralf verletzt hat, fällt die 4x100m Staffel leider aus.

Grüße, Björn Otto und Ralf Leberer

 26. August: Morgen geht’s los… „Ge jiu wei“ – Siegen im Zeichen der Schlange

Morgen ist es so weit. Der erste Leichtathletik-Tag beginnt um 9 Uhr mit den 110-Meter-Hürden Vorläufen der Männer. Call-Room-Zeit ist schon 40 Minuten vorher. Das heißt früh aufstehen! In der Team-Sitzung heute Morgen gab’s eine kleine Einführung in das chinesische Startkommando: „Ge jiu wei“ was so viel wie auf die Plätze bedeutet, bei „Yu bei“ in die fertig Position und der Rest bleibt gleich.

Fast komplett waren wir Leichtathleten gestern Abend beim Finale im Wasserspringen (3m Brett, Herren), um dem deutschen Teilnehmer lautstark zu unterstützen. Nur gut dass bei uns die Leistungsbewertung nicht von der Laune der Kampfrichter abhängt.

Neben den Athleten haben sich inzwischen auch die Trainer gut vorbereitet. Bei dem offiziellen Betreuer- und Traineressen wurden massenhaft Skorpione, frittierte Ameisen, Maden und Schildkröten verspeist. Einer lebenden Schlange wurde der Kopf abgehackt und das Blut gab es zu trinken. Zum Glück war ich nicht dabei!

Also drückt uns die Daumen wenn’s ab morgen heißt: Siegen im Zeichen der Schlange! (Im Moment ist hier das Jahr der Schlange)

Ralf

 24. August: Blitz, Donner und Hitze in der „Verbotenen Stadt“

Mit Blitz und Donner traf gestern der Rest der Leichtathletikmannschaft ein. Doch leider brachte die Abkühlung am Abend nicht die erhoffte Frische für den nächsten Tag. So schwitzten wir unter der chinesischen Sonne heute morgen beim Training. Wie viele andere auch, hatten wir irrtümlich angenommen, dass die Temperaturen vormittags erträglicher wären.

So kam es, dass wir uns in einem überfüllten Trainingsstadion wiederfanden, wo sich 20 Hürdenläufer und Sprinter um drei Startblöcke „schlugen“. Die Gemüter wurden dann recht heiß und um die deutsch-brasilianische Völkerverständigung war es schlecht bestellt. Nun ja, mit ein wenig Humor und Flexibilität meisterten wir auch diese Probleme.

Während sich ein Teil der Athleten sich schon recht kraftvoll wieder im Vorbereitungstraining befindet, leiden andere noch unter der Zeitumstellung. Bald fangen ja jetzt auch die Wettkämpfe an, was bei allen die Stimmung hebt. 

Demnächst meldet sich wohl auch wieder Ralf mit hoffentlich ein paar schönen Bildern von der „Verbotenen Stadt“. 

Bis dann, Kirsten

 23. August: Die Universiade ist eröffnet – Riesenspektakel 2008 noch zu toppen?

Gestern wurde mit einem Riesenspektakel die 21. Universiade eröffnet. Das Stadion mit über 60000 Sitzplätzen war ausverkauft, auch wenn die Eintrittskarten bis zu 250 Euro kosteten, was hier eine Menge ist! Zeitweise waren bis zu 10000 Akteure gleichzeitig im Innenraum und versetzten die Zuschauer im Stadion und an den Fernsehbildschirmen ins Staunen (außer in Deutschland, da wurde die Feier nicht übertragen). 

Mit unzähligen bunten und äußerst aufwendigen Kostümen wurde die Geschichte, das Land und dessen Bräuche vorgestellt. Zum Glück saß neben mir eine englisch sprechende Chinesin, die mir die Bedeutung der Figuren und Symbole erklärte. Beim Einmarsch hinterließ die Deutsche Mannschaft einen guten Eindruck und brachte mit einer Laola-Welle das eh schon tobende Publikum noch mehr in Schwung. Auch wenn die Farbzusammenstellung der Einkleidung bei manchen noch Wünsche offen lässt, waren wir diesmal wenigstens nicht so grau und steif ausgestattet. 

Das Universiadefeuer wurde von einem „UFO“, das zuvor mit Raketen in den Himmel befördert wurde, angeschossen und war an Genialität kaum zu übertreffen. Die Show wurde mit einem Riesenfeuerwerk beendet. Ich glaube jeder der das Stadion verließ fragte sich wie die das 2008 noch toppen wollen. Diesen Teil der Generalprobe haben die Chinesen mit Bravour bestanden.

Bis bald, Ralf

Noch mehr Bilder von der Eröffnungsfeier der Universiade…

 22. August: Leichtathletikteam wächst – Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Inzwischen sind wir schon elf Leichtathleten…hurra! Während die Neuankömmlinge aufgrund des Jetlags noch Schlitzaugen haben, hat die andere Hälfte bereits mit ernsthaftem Training begonnen. 
Die Unterbringung in den zukünftigen Studentenwohnheimen ist recht angenehm. Nicht zu übersehen sind extrem strenge Sicherheitsvorkehrungen, die das ganze Athletendorf einkesseln.

Das sehr gewöhnungsbedürftige Essen lässt manche Wünsche offen. Einige exotisch aussehende Fleischgerichte geben keinen Hinweis auf den wirklichen Inhalt. Einen McDonalds gibt es hier aber um die Ecke. Heute ist die Eröffnungsfeier, und die Mädchen freuen uns ganz riesig auf die Vorführung unseres hibiskusfarbenen Sackrocks mit passender fliederfarbener Bluse :).

Aber immerhin darf ein Leichtathlet die Fahne tragen (Ralf). 

Also, bis dann, Ralf und Kirsten

 19. August: Basketballer der Renner – Noch Regen in Peking

Nach fast zehn Stunden Flug und mit nur wenig Schlaf sind wir (Alice Reuss, Björn Otto, Oliver König und natürlich ich) gestern um acht Uhr morgens in Peking gelandet. Durch die hier übliche Dunstwolke über der Stadt betrug die Sichtweite gerade mal zwei Kilometer. Schon auf dem Flughafen wurden wir mit einer beeindruckenden Freundlichkeit empfangen und die üblichen Einreiseformalitäten waren aufgrund unseres Universiade-Status schnell erledigt. Als unglaublicher Renner erwiesen sich unsere Basketballer, die ebenfalls mit uns im Flugzeug saßen. Die recht kleinen Chinesinnen waren ganz wild darauf, sich mit ihnen ablichten zu lassen.

Erstmals seit ich dabei bin (dies ist nach Sizilien 1997 und Mallorca 1999 meine dritte Universiade), wurde extra ein Athletendorf für fast 7000 Athleten neu gebaut. Die ersten Eindrücke bestätigen, dass die Chinesen die Universitätsspiele 2001 zu den besten aller Zeiten machen wollen. Nur das Wetter scheint noch nicht mitzuspielen. Sollte es weiterhin so stark regnen, müssen zum ersten Mal Rettungsschwimmer bei Leichtathletik-Wettkämpfen eingesetzt werden. Aber schon für übermorgen ist Sonne und 34 Grad angesagt.

Viele Grüße aus Peking, Ralf

Die Steeple-Redaktion bedankt sich herzlich für die Übermittlung der Impressionen direkt aus Peking!