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Interview mit Martin Buss

„Der Sprung war fast perfekt“

Martin Buss glaubte an seine Chance: „Du kannst hier Gold holen“ 

09.08.2001 (fc) Auf den Punkt topfit – mit diesen Worten könnte man das Erfolgsgeheimnis des neuen Hochsprung-Weltmeisters Martin Buss umschreiben. Mit 2,36 Metern holte er sich die Goldmedaille in einem Bewerb, bei dem es keinen haushohen Favoriten gab. Dabei hatten Buss viele schon beim Europacup in Bremen abgeschrieben, als er sich körperlich noch sehr schwach fühlte. Mit der Diagnose „Gesund“ begann dann die Formkurve bis zum Saisonhöhepunkt in Edmonton stetig zu steigen.

Beim Europacup in Bremen warst Du noch sehr angeschlagen. Wie kam dieser erstaunliche Aufwärtstrend? Martin Buss:
Ich bin der Auffassung, dass man nie aufgeben sollte. Nach dem Europacup war bis zu den Deutschen Meisterschaften noch etwas Zeit. Ich hatte mich damals noch einmal untersuchen lassen und es ging mir körperlich gut. Das war Ansporn genug, dort eine 2,30 zu springen. Die technische Sicherheit war damals noch nicht die Beste. Ich habe aber trotzdem versucht, hierher zu fahren und alles zu geben. Wie ging es hier in Kanada weiter? Martin Buss:
Das Trainingslager in Calgary lief sehr gut. Ich bin dort Trainingsbestleistung von 2,27 Meter gesprungen. Ich bin eigentlich ein sehr schlechter Trainingsspringer. Ich hatte aber schon gemerkt, dass die Spannung da war. Das Problem lag jetzt nur in der Technik. Ich denke mal, ich habe es ganz gut hinbekommen.
Wie hast Du den Wettkampf erlebt? Martin Buss:
Ich war vorher schon der Meinung, dass es ein ganz spannender Wettkampf wird und nicht unbedingt der Beste gewinnt, sondern der mit ein bisschen mehr Glück. Das war heute auf meiner Seite. Ich bin davon ausgegangen, dass die ersten Zehn Weltmeister werden können. Über 2,33 Meter sind drei Leute drüber. Es war sehr spannend.
Du hast bei 2,33 Metern auf die Versuche zwei und drei verzichtet… Martin Buss:
Ich dachte mir, wenn ich jetzt alles in die 2,33 reinlege, dann ist der wahrscheinlich so gut, dass ich auch 2,36 springen kann. Da wäre es schade um den Sprung gewesen. 
Was ging Dir bei dem Siegessprung durch den Kopf? Martin Buss:
Das ging zu schnell. Ich hatte mir vorgenommen, so locker wie möglich zu bleiben, locker anzulaufen und allen Druck in die letzten Schritte reinzubekommen. Ich bin extra noch einmal anderthalb Fuß zurückgegangen. Der Sprung war fast perfekt. 

Mit welchen Zielen und Erwartungen bist Du zur WM gekommen?

Martin Buss:
Ich bin hierher gefahren, um eine passable Leistung abzuliefern, Saisonbestleistung zu springen und ein bisschen die Saison noch zu retten. In Calgary lief dann das Training sehr gut. Daraufhin habe ich mir vorgenommen, eine Medaille zu holen und vielleicht sogar Weltmeister zu werden. Aber vornehmen und springen sind immer zwei verschiedene Sachen. Als wir in Edmonton angekommen sind und die körperliche Verfassung immer besser wurde, habe ich mir gedacht: du kannst hier Gold holen.

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